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Dos and Don’ts an der Uni: Was soll der Listenterror zum Studienstart?
Aus der Fülle an Optionen an der Uni das wichtigste herauszufischen, ist keine leichte Aufgabe. Helfen To-Do-Listen dabei wirklich weiter?

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Mit Semesterbeginn haben auch die unverzichtbaren Tipps zum Studienstart Konjunktur. Natürlich ist es hilfreich zu wissen, dass Vorlesungen „cum tempore“ erst 15 Minuten nach der vollen Stunde beginnen, die Rostlaube nicht einfach eine verrostete Silberlaube ist und dass jedes einzelne Kügelchen Mozzarella aus der Salatbar an der Mensakasse teuer abgerechnet wird.
Die eigentliche Herausforderung liegt jedoch darin, aus der Fülle der neuen Möglichkeiten jene herauszufiltern, die für die angeblich „beste Zeit des Lebens“ wirklich relevant sind.
Folgt man den Empfehlungen, wird es schnell absurd. Der Stundenplan sollte nicht zu vollgepackt sein, aber die Regelstudienzeit möge man doch bitte einhalten. Ein Auslandssemester ist eigentlich Pflicht, mindestens aber eine neue Fremdsprache, idealerweise Chinesisch. Man könnte ein Unternehmen gründen, sollte sich engagieren und vielleicht noch ein wirtschaftsbezogenes Modul belegen. Ein freiwilliges Praktikum ist quasi verpflichtend (Pflichtpraktika dagegen selten freiwillig).
In der Gruppe arbeiten ist wichtig. Dabei soll man sich von der Masse abheben, vernetzen und natürlich über den Tellerrand des eigenen Studiengangs hinausschauen. Auch ist der Auszug von zu Hause empfehlenswert, ein Nebenjob wegen der hohen Miete aber eher weniger, siehe Regelstudienzeit.
Beim Hochschulsport kann man philippinischen Stockkampf belegen, in der Fachschaft Altklausuren durchrechnen und beim Career Service die nervöse EKG-Kurve des Lebenslaufs regelmäßig auf seine Geradlinigkeit überprüfen lassen. Die Workshops des Studierendenwerks zu Zeit- und Selbstmanagement lassen sich in einem Rutsch direkt vor dem Stressmanagement belegen – für maximale Effizienz. Nutzt dringend die Sprechstunden von Auslandsamt, Lehrenden, psychologischer Beratung und AStA, besucht Karrieremessen und bildet Netzwerke – ohne zu bummeln, aber verpasst dabei auch nichts!
Es ist paradox: Nach über einem Jahrzehnt Schule und attestierter Hochschulreife haben es die neuen „Erstis“ an die Universität geschafft. Dort wird ihre neue Eigenverantwortung appelliert und parallel eine Checkliste mit „To Do’s“ ins Poesiealbum diktiert. Echte Eigenverantwortung kann auch bedeuten, sich von den vielen gut gemeinten Listen nicht beeindrucken zu lassen und ganz eigene Entscheidungen zu treffen.
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