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Ein Traktor zieht eine Spezialmaschine über einen Acker und legt Saatkartoffeln der Sorte „Eldena“ in Norddeutschland.

© dpa/Jens Büttner

Ein Appell an Gärtner und Landwirte: Wir müssen das Bodenreich erforschen und schützen

Was alles unter der Erde lebt, ist noch lange nicht erforscht. Gleichzeitig setzt unsere Lebensweise den Böden zu, durch Schadstoffe und Versiegelung. Doch es gibt Wege, fruchtbares Land zu erhalten.

Johannes Vogel
Eine Kolumne von Johannes Vogel

Stand:

Der Boden soll in den kommenden sechs Jahren genauer unter die Lupe genommen werden. Das planen Forschende, die im Projekt „BioDiv4soil“ zusammenarbeiten. Ein Anfang, denn unsere Unkenntnis über Böden und unser ausbeuterischer Umgang mit ihnen gefährdet perspektivisch unser aller Wohlfahrt und Leben.

Gute, fruchtbare Böden versorgen uns mit mehr als 90 Prozent aller Lebensmittel, sondern auch mit Trinkwasser, das Böden zuvor gespeichert und gereinigt haben. Böden wirken dem Klimawandel entgegen, indem sie Treibhausgase speichern. Diese und zahlreiche weitere Leistungen basieren auf einer beeindruckenden, doch oft unsichtbaren biologischen Vielfalt. Von Kleinstlebewesen wie Bakterien, Pilzen und Algen über unzählige Würmer, Schnecken bis hin zu Säugetieren ist alles dabei. Böden sind Produkte funktionierender, uns tragender Natur.

Der Erdboden beherbergt etwa 59 Prozent aller Arten dieser Erde. Er ist der artenreichste Lebensraum. Aber wir kennen ihn kaum und wir behandeln die Bodenlebewesen nicht sonderlich pfleglich. Vielmehr setzen wir ihnen mit unserer Art zu leben und zu wirtschaften heftig zu, ja wir subventionieren die Zerstörung von Böden mit unseren Steuermitteln.

Dabei sind es die Bodentiere, die uns den Humus bescheren und die Arbeit des Erdreichs ist wichtiger denn je.

1,4 bis 3,2
Tonnen Ackerboden pro Hektar gehen jährlich durch Erosion verloren

Ein Beispiel: Jährlich gehen in Deutschland im Schnitt 1,4 bis 3,2 Tonnen fruchtbaren Ackerbodens pro Hektar unwiederbringlich durch Wind und Wasser und verloren, teilt das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft mit. „Erosion zerstört damit über kurz oder lang eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen.“ Bis ein Zentimeter Humus neu entstehen kann, vergehen in unseren Breiten gern mal 100 Jahre.

Oder andersrum: Was also mit einem Millimeter pro Jahr von Natur aus wächst, geht derweil mit drei Millimetern pro Jahr verloren. Wir können uns diese Zerstörung nicht leisten, in jedweder Beziehung.

Es ist wichtig, zu erforschen, was alles in unterschiedlichen Bodentypen lebt. Noch wichtiger ist es, jetzt zu handeln, um die Lebendigkeit der Böden zu erhalten oder wieder herzustellen. Wir wissen längst, was den Bodenlebewesen schadet. Daher bitte ich alle, die mit und auf Böden arbeiten: Fördern Sie, fokussieren Sie auf Vielfalt – im Garten, auf dem Acker und dem Grünstreifen.

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