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Die Geburt des Javaneraffen-Mischwesens wird von Forschenden als ein Meilenstein angesehen.

© Cell, Cao et al.

Erstes Affen-Mischwesen: Chimäre aus zwei Tieren geboren

Chimären sind Mischwesen, die sich mit Erbgut verschiedener Tiere im Labor erzeugen lassen. In China ist das nun sogar bei einem Primaten gelungen, belegt ein grünes Leuchten.

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Chinesische Forscher haben einen aus Zellen verschiedener Embryonen bestehenden Affen zur Welt kommen lassen. Es handle sich um die erste lebende Chimäre eines so großen Tieres, berichtet die Gruppe in der Fachzeitschrift „Cell“. Vergleichbare Erfolge habe es zuvor nur bei Mäusen und Ratten gegeben.

Die Wissenschaftler um Zhen Liu vom Forschungszentrum Cebsit der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Shanghai erzeugten das Tier aus Stammzellen genetisch unterschiedlicher Embryonen. Sie hoffen, dass gezielt hergestellte Affen-Chimären biomedizinische Untersuchungen erleichtern könnten. Die lebend zur Welt gekommene Chimäre sei ein Meilenstein. „Dies ist ein seit langem angestrebtes Ziel auf diesem Gebiet“, sagte Zhen Liu.

„Dies muss als grundlegender wissenschaftlicher Durchbruch betrachtet werden“, sagte Stefan Schlatt, leitender Reproduktionsmediziner am Universitätsklinikum Münster dem Science Media Center Deutschland. Gleichzeitig zeige das Ergebnis, dass die Nachkommen ungesund sind und nicht mehr als ein paar Tage überleben können. „Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass Chimärismus, in welcher Form auch immer, keine Strategie für den menschlichen Gebrauch ist“, sagt Schlatt.

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Die Studie an Javaneraffen (Macaca fascicularis) liefert aber neue Erkenntnisse zu pluripotenten Stammzellen bei Primaten, zu denen auch der Mensch gehört. Aus pluripotenten Stammzellen können sich alle Zellen im Körper entwickeln.

Die Bilder zeigen die grünen Fluoreszenzsignale in verschiedenen Körperteilen des Chimären-Affen im Alter von drei Tagen.
Die Bilder zeigen die grünen Fluoreszenzsignale in verschiedenen Körperteilen des Chimären-Affen im Alter von drei Tagen.

© Cell/Cao et al./CC BY-SA

Die Wissenschaftler hatten mehreren Embryonen in einem sehr frühen Stadium, sieben Tage nach der Befruchtung, Stammzellen entnommen, in die sie Gene für ein grün fluoreszierendes Protein einbrachten. So ließ sich später erkennen, welche Körperzellen sich aus diesen Stammzellen entwickelten, die in einen anderen Affenembryo eingebracht wurden. Das Injizieren erfolgte in Embryos, die aus erst 16 oder 32 Zellen bestanden.

Die den Embryo gespritzten Stammzellen vermehrten sich in der Regel zunächst, starben im Laufe der weiteren Entwicklung aber vielfach ab. Mögliche Ursache sei ein Verdrängungswettbewerb zwischen Embryonenstammzellen und injizierten Stammzellen, vermuten die Forscher. Für die einzige erfolgreiche Lebendgeburt nahmen sie 206 Stammzellinjektionen vor. Nur zwölf der Embryonen entwickelten sich so, dass sie Affenweibchen eingepflanzt werden konnten. Von sechs lebend geborenen Affen hatte nur einer Chimärenmerkmale.

In diesem Affen entwickelten sich die verschiedenen Gewebe des Körpers teils aus den ursprünglichen Stammzellen des Embryos und teils aus den eingespritzten Stammzellen. Der Anteil von Zellen mit dem grün fluoreszierenden Protein betrug zwischen 21 und 92 Prozent, im Durchschnitt 67 Prozent. Zu den 26 untersuchten Geweben gehörten Zellverbände aus Gehirn, Herz, Niere, Leber und Magen-Darm-Trakt. Auch im Hoden und in der Plazenta des Affenbabys fanden sich eine größere Anzahl Zellen, die aus den eingespritzten Stammzellen entstanden waren.

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