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Falsche Präferenzen: Wir brauchen die vernünftigen Männer
Die Trendumkehr ist da: Eltern wünschen sich zunehmend Mädchen als Kind. Doch die Bevorzugung eines Geschlechts verschärft unsere Probleme nur.

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Menschen mit Kinderwunsch möchten zunehmend eher ein Mädchen als einen Jungen. Umfragen aus aller Welt belegen dies. Und auch konkrete Verhaltensweisen: Ist das erstgeborene Kind ein Mädchen, bleibt es oft dabei. Ist es ein Junge, so bekommt man eher ein zweites Kind und hofft auf ein Mädchen.
Adoptionen, Entscheidungen im Zuge der Reproduktionsmedizin und in manchen Ländern auch die Abtreibungspraxis zeigen die schwindende Präferenz für Jungen, hat die Wochenzeitung „Economist“ kürzlich in einem Artikel herausgearbeitet.
Bislang war das ganz anders, die weltweit hohen Abtreibungsraten von Mädchen sprechen eine fürchterliche Sprache. Die Folgen für die demografische Entwicklung und die soziale Lage von Männern sind in einigen Ländern entsprechend dramatisch.
Wie kam es zu dem „gender turn“? Die altbekannten Erklärungen reichen nicht aus: die Probleme von Jungs in der Schule mit Klassenwiederholungen, schlechten Noten, häufigen Schulabbrüchen. Oder die höhere Arbeitslosigkeit, ihre Gewaltbereitschaft, die vielen Straftaten.
Ich glaube, die Gründe sind andere: Frauen sind mittlerweile gebildet, erwerbstätig und finanziell unabhängig. Sie ziehen früher aus dem Elternhaus aus und liegen ihren Familien nicht auf der Tasche. Ihre Bereitschaft, sich zu kümmern, Kinder zu erziehen und ihre Eltern zu pflegen, haben sie dabei nicht verloren.
In unserer Welt, geprägt von Alterung, Vereinsamung und Abstand sind Geld und Zeit viel wert. Doch Frauen allein können das nicht leisten. Es geht oft an und über ihre physischen und psychischen Grenzen.
Wir schaffen das nur gemeinsam. Daher brauchte es dringend eine gezielte Förderung für Männer und Jungen, die auf deren schulische Bedürfnisse eingeht. Diese muss ihnen zeigen, dass auch Erziehungs-, Pflege- und Haushaltsarbeiten wertvolle und coole Tätigkeiten sind, die ihnen Anerkennung bringen – zu Hause und bei der Erwerbsarbeit.
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