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Anthony Fauci bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus in Washington.

© REUTERS/Kevin Lamarque

Zu viele Ungeimpfte in den USA: Fauci wirft Coronaleugnern „Realitätsverweigerung“ vor

Der US-Virologe sorgt sich darum, dass die Omikron-Welle nicht ernst genommen werden könne. Sollten sich nicht genug impfen lassen, drohten neue Varianten.

Anthony Fauci warnt vor neuen Varianten des Coronavirus sowie vor der großen Zahl Ungeimpfter in den Vereinigten Staaten und Deutschland. Dem „Spiegel“ sagte der Berater des US-Präsidenten und Direktor des nationalen Instituts für Infektionskrankheiten: „Wir dürfen nicht den Fehler machen zu sagen: ‚So, Omikron ist weniger schlimm, wir sind durch mit der Pandemie.‘ Vielleicht ist dies bald der Fall, aber sicher ist das noch nicht.“

Die meisten Krankenhauspatienten und Todesfälle gingen in den USA auf Ungeimpfte zurück, so Fauci. In Deutschland machen Ungeimpfte aktuell fast zwei Drittel (62 Prozent) der COVID-19-Neuaufnahmen mit bekanntem Impfstatus aus. Sie seien es, die die Ausbreitung des Virus vorantrieben, sagte Fauci dem Magazin. In den USA haben nur etwa 62,8 Prozent der Einwohner zwei Impfdosen erhalten, in Deutschland sind es 72,5 Prozent.

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Daten aus Südafrika, Großbritannien und den Vereinigten Staaten zeigten zwar einen geringeren Anteil schwerer Krankheitsverläufe bei der neuen Omikron-Variante. „Nur infizieren sich so viele Menschen, dass die schiere Menge der Fälle, selbst wenn nur ein kleiner Prozentsatz ernsthaft erkrankt, eine große Herausforderung für die Gesundheitssysteme darstellen könnte.“

Das Ziel sei „eine Situation, in der sich Menschen zwar infizieren, aber nur eine Erkältung bekommen“. Dafür müssten aber „sehr viele Menschen geimpft oder genesen sein“ und gelegentlich erneut geboostert werden.

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Diesem Ziel stehe auch die niedrige Impfquote in vielen armen Ländern entgegen. Dort gebe es „weiterhin ein schwelendes Infektionsgeschehen“. Das könne zu neuen, womöglich sogar noch ansteckenderen und tödlicheren Mutationen führen. Denn zu mutieren sei das, „was Viren zu tun pflegen“.

Dem Arzt setzen die Attacken radikaler Impfgegner gegen ihn persönlich und gegen das Gesundheitssystem zu. Im November vergangenen Jahres hatte ein Kommentator des Senders Fox News von einem „Todesschuss“ auf Fauci gesprochen. „Der gemeinsame Feind ist das Virus – es sind nicht die Gesundheitsbehörden, die versuchen, die Pandemie in den Griff zu bekommen“, appellierte er.

HIV-Infizierte sollten nicht dämonisiert werden, fordert Fauci

Dass „hochwirksame Impfstoffe“ nun „aus politischen Gründen nicht eingesetzt werden“, frustriere ihn, sagte Fauci. „Viele der antidemokratischen Aktivitäten, die wir jetzt beobachten, sind Realitätsverweigerung.“

Diese Frustration verglich er mit seinen Erfahrungen aus der Zeit der AIDS-Epidemie, als das auch schon damals von ihm geführte Institut - allerdings seitens HIV-Infizierter - massiv für seine Untätigkeit in der Krankheitsbekämpfung kritisiert worden war. Zugleich warnte Fauci davor, HIV-Infizierte wegen ihrer schwächeren Immunantwort heute zum Ursprung neuer Covid-Mutationen zu erklären. Auch andere Erkrankungen und Medikamente schwächten das Immunsystem, wie etwa Chemotherapien.

Schlangen in den Vereinigten Staaten vor einer Covid-Teststation.
Schlangen in den Vereinigten Staaten vor einer Covid-Teststation.

© AFP/Angela Weiss

Der Immunologe verteidigte außerdem ein Forschungsprojekt der von der Regierung geförderten „Eco Health Alliance“ von 2014 bis 2017 an Fledermäusen, dem von Verschwörungstheoretikern die Durchführung von „Gain of Function“-Experimenten vorgeworfen wird.

Bei der Arbeit seien, so Fauci, im Gegenteil, Techniken zum Einsatz gekommen, „die nach Einschätzung erfahrener Leute innerhalb der Leitplanken zulässiger Forschung lagen. Es handelte sich um hervorragende Arbeiten, die tatsächlich zeigten, woher Sars stammt.“ Für eine Debatte über strengere Richtlinien solcher Experimente zeigte er sich aber offen.

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