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Fische als Vorkoster von Krebstherapien: „Avatare“ sollen Wirksamkeit aufzeigen
Welche neuartigen Therapien eignen sich am besten gegen einen aggressiven Hirntumor? Embryonen von Zebrafischen könnten diese Frage beantworten.
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Krebs ist nicht gleich Krebs: Manche Tumoren sind recht leicht zu behandeln, bei anderen sind die Aussichten eher schlecht. Nur anderthalb Jahre überleben die Betroffenen bei dem Glioblastom im Schnitt. Die Forschung macht nur wenig Fortschritte, weshalb sich die Standardtherapie gegen diesen Hirntumor seit 18 Jahren praktisch kaum verändert hat. Das Problem: Die Krebszellen verhalten sich bei jedem Betroffenen etwas anders und Immunzellen sowie Medikamente dringen kaum zu dem krankhaft veränderten Gewebe vor.
Holger Gerhardt vom Max-Delbrück-Centrum hat nun eine Möglichkeit gefunden, verschiedene Therapieoptionen zu testen – also eine Substanz zu finden, die die Tumoren verkleinert. „Es ist sehr wichtig, die Betroffenen zu identifizieren, bei denen eine bestimmte Behandlung anschlägt und jene, denen sie nicht helfen wird“, sagt der Berliner Forscher. Dabei sollen Embryonen von Zebrafischen helfen, die als „Avatare“ für die betroffenen Personen fungieren. Zunächst gewinnen die Forschenden Zellen aus dem jeweiligen Glioblastom. Diese injizieren sie in Embryonen von Zebrafischen und testen dann die verschiedenen Wirkstoffe.
Die millimetergroßen Embryonen sind durchsichtig: Wie Tumorgewebe und Immunsystem auf Medikamente reagieren, lässt sich unter dem Mikroskop beobachten. Eine parallele Zucht Tumor- und Immunzellen in der Petrischale und Sequenzierung verrät, welche Gene angesprochen werden. Zumindest in der Laborsituation scheint das sehr gut zu klappen: „Unsere schnellen und empfindlichen Modelle haben ein enormes Potenzial, die Wirksamkeit von Therapien auf personalisierte Weise zu maximieren“, folgert Gerhardts Team zusammen mit belgischen Partnern im Fachblatt „EMBO Molecular Medicine“.
Ein Fundament für Screenings
Auf diese Weise identifizierte das Team ein Gen im Tumor eines Langzeit-Überlebenden. Dessen Tumor war nicht in der Lage, das Immunsystem auszubremsen. Der Test zeigte: Verantwortlich dafür ist ein Gen namens LGALS1, das in dem Patienten viel weniger aktiv war.
Ein großangelegtes Screening für Medikamente planen die Forschenden aber offenbar nicht: Vielmehr sehen sie ihre Teststrategie als ein „Fundament“. Onkolog:innen könnten auf diese Weise bestehende Therapien vortesten oder bessere Einschlusskriterien für klinische Studien aufstellen.
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