
© Roberto Molar Candanosa/Johns Hopkins Univeristy
Heißer Jupiter auf enger Umlaufbahn: Höllenplanet riecht nach faulen Eiern
900 Grad Hitze, Glaspartikel-Orkane und Gestank nach Schwefelwasserstoff: Ein nur 64 Lichtjahre entfernter Exoplanet ist ziemlich unwirtlich, liefert Astronomen aber Einblicke in die Entstehungsgeschichte.
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Auf dem 64 Lichtjahre entfernten Exoplaneten HD 189733b stinkt es gewaltig nach verfaulten Eiern – zumindest würden Menschen es so beschreiben. Beobachtungen eines Forschungsteams aus den USA mit dem Weltraumteleskop James Webb zeigen einen hohen Anteil an Schwefelwasserstoff in der Atmosphäre des heißen Planeten, der etwa so groß ist wie der größte Planet im Sonnensystem, Jupiter.
Astronomen hatten vermutet, dass die Atmosphäre von HD 189733b diesen auch von Stinkbomben bekannten Stoff enthält. Der nun gelungene Nachweis könne dabei helfen, die Entstehung von „heißen Jupitern“ bei anderen Sternen zu erklären, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“.
Extrem enge Umlaufbahn
HD 189733b ist ein Höllenplanet: Er umrundet seinen Zentralstern alle 2,2 Tage auf einer extrem engen Umlaufbahn. Daher herrschen in seiner Atmosphäre Temperaturen von über 900 Grad Celsius. „Wir suchen deshalb dort nicht nach Leben“, erläutert Guangwei Fu von der Johns Hopkins University in Baltimore. Dafür sei der Planet zu heiß. Aber mit seiner – astronomisch gesehen – geringen Entfernung ist HD 189733b der uns am nächsten gelegene „heiße Jupiter“. „Deshalb können wir aus der Untersuchung seiner Atmosphäre etwas über diese Klasse von Planeten lernen.“
Winzige Glaspartikel, von starken Winden mit bis zu 8000 Kilometern pro Stunde um den Planeten gejagt, färben die Atmosphäre tiefblau, wie Beobachtungen mit dem Hubble-Weltraumteleskop 2013 zeigten. Frühere Beobachtungen hatten bereits Wasserdampf und Kohlenmonoxid in der Atmosphäre aufgespürt.
Theoretische Modelle für die Entstehung des Planeten lieferten die Vorhersage, dass es dort auch Schwefelwasserstoff geben sollte. Fu und seinen Kollegen gelang es nun, mit dem James Webb Space Telescope eindeutig Schwefelwasserstoff bei dem Planeten nachzuweisen.
Der Exoplanet zieht von der Erde aus gesehen alle zwei Tage vor seinem Zentralstern vorüber und schwächt dadurch dessen Licht geringfügig ab. Diese Transits hatten 2005 zur Entdeckung von HD 189733b geführt. Ein Teil des Sternenlichts geht dabei auch durch die Atmosphäre des Planeten hindurch. Dabei hinterlassen die Bestandteile der Atmosphäre Spuren in dem Licht: Abschwächungen bei charakteristischen Wellenlängen.
Neben Schwefelwasserstoff haben Lu und seine Kollegen auch solche Spektrallinien der bereits bekannten Stoffe Wasserdampf und Kohlenmonoxid gefunden, sowie von Kohlendioxid. Die Forscher schließen aus ihren Daten, dass HD 189733b durch die Verschmelzung vieler kleinerer, wasserreicher Planetenbausteine entstanden sei. Fu und seine Kollegen wollen nun mit dem Webb-Teleskop bei weiter entfernten „heißen Jupitern“ nach Schwefelwasserstoff suchen – um so zu überprüfen, ob alle derartigen Planeten auf die gleiche Art entstanden sind. (dpa)
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