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Verantwortlich für den Fund: Der britische Archäologe Howard Carter (1874–1939).

© dapd

Tagesrückspiegel – Heute vor 100 Jahren: Der Fund und der Fluch des Pharao

Die Entdeckung des Grabs von Tutanchamun war eine Sensation zur Hochzeit der Ägyptomanie in Europa, doch die Berichterstattung drehte sich schnell um etwas anderes.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Es war einer der größten Momente der Altertumswissenschaft überhaupt. Am 16. Februar 1923, heute vor hundert Jahren, wurde im ägyptischen „Tal der Könige“ die Grabkammer des Tutanchamun geöffnet. Was folgte, war einer der wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten. Was auch folgte, war die weltweite Verbreitung der Legende vom „Fluch des Pharao“.

Ein Grab und ein Todesfall

Im Oktober 1922 hatten der britische Ägyptologe Howard Carter und seine Helfer nach Jahren eher mäßig erfolgreicher Grabungen erneut begonnen, nach Pharaonengräbern zu suchen. Der Finanzier und Inhaber der Grabungslizenz, Lord Carnarvon, hatte nach langen Diskussionen doch noch zugesagt, eine nun aber definitiv letzte Grabungssaison zu unterstützen.

Ein halbes Jahr später war Carter ein Weltstar. Und Lord Carnarvon war tot.

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Zufallsfund im Sand

Anfang November hatten Carters Mitarbeiter in der Nähe des Grabes von Ramses VI eine verschüttete Treppe gefunden und an deren Ende eine vermauerte Türöffnung mit Siegelabdrücken. Der eigentliche Entdecker der ersten Treppenstufe war ein Kind namens Hussein Abdel-Rassoul. Er versorgte die Forscher mit frischem Trinkwasser und verdiente sich damit Geld. Als er im Sand eine Mulde machte, um einen Krug darin sicher abstellen zu können, stieß er auf jene Stufe.

Als Carnarvon eintraf, fand man, so zumindest die offizielle Darstellung des Ablaufs, tatsächlich auch das Siegel des Königs Tutanchamun. Genau dessen Grab hatte Carter gehofft zu finden. Noch im November wurde das Grab geöffnet, an jenem 16. Februar des Folgejahres dann die eigentliche Grabkammer. In ihr fand sich unter anderem die ikonische Totenmaske des Pharaos.

Nur ein Mückenstich

Carnarvon wurde wenig später von einer Mücke in die Wange gestochen. Der Stich entzündete sich. Seine Lordschaft nahm es nicht weiter ernst, war aber bald schwer krank mit einer ausgedehnten Hautinfektion. Dazu kam wenig später eine Lungenentzündung. Er starb am 5. April.

Die schon damals nicht neue Legende vom „Fluch des Pharao“ – also Zauberformeln oder Substanzen, die die Königsgräber schützen und Eindringlinge bestrafen – nahm in der Presseberichterstattung bald fast ebenso viel Raum ein wie die Funde selbst. Weitere Todesfälle wurden bald in Verbindung mit jenem vermeintlichen Fluch gebracht. Es gibt verschiedene Hypothesen zu möglichen tatsächlich gesundheitsschädlichen Inhalten der Gräber, etwa spezielle Schimmelpilze.

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