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Ganz Flügel: Die B-2 Spirit Bomber der U.S. Air Force sind weiterhin im Einsatz.

© IMAGO/ZUMA Wire/IMAGO/Tsgt. Hailey Haux/Planetpix

Heute vor 34 Jahren: Ein Nurflügler fliegt

Jahrzehntelang tüftelte der Ingenieur Jack Northrop von einem revolutionären Flugzeugdesign. Kurz vor seinem Tod wird daraus Realität – zu einem saftigen Preis.

Eine Kolumne von David Will

Im Alter von 85 Jahren erfüllte sich für John Knudsen, genannt „Jack“, Northrop sein Lebenstraum. Anfang der 80er Jahre enthüllten Mitarbeiter:innen des Flugzeugherstellers Northrop dem pensionierten Unternehmensgründer ein streng geheimes Projekt, an dem sie gerade arbeiteten: Ein revolutionäres Flugzeugdesign, an dem Jack Northrop sein Leben lang gescheitert war.

„Jetzt weiß ich, warum Gott mich die letzten 25 Jahre am Leben gehalten hat“, soll der todkranke Mann noch in ein Notizbuch geschrieben haben, bevor er wenige Monate später starb.

Das Flugzeug, dessen Entwurf man ihm präsentiert hatte, war die Northrop B-2 Spirit: Ein atomwaffenfähiger Bomber, der am 17. August 1989, heute vor 34 Jahren, seinen Jungfernflug absolvierte.

Neben dem beträchtlichen Preis von umgerechnet rund einer Milliarde Euro pro Stück erregte damals vor allem die Bauweise Aufmerksamkeit. Die B-2 ist ein sogenannter Nurflügler: Ein Flugzeug, das nur aus Flügeln besteht und nur durch modernste Technik in der Luft bleiben kann. Jack Northrop musste das auf die harte Tour lernen.

Der Ingenieur war schon seit den 20er Jahren von Nurflügler-Konstruktionen fasziniert, die den Strömungswiderstand im Flug drastisch verringern könnten. Im Jahr 1941 erteilte das US-Militär schließlich den Auftrag, für den Einsatz im Zweiten Weltkrieg mehrere Langstreckenbomber im Nurflügler-Design zu bauen. Doch das Flugzeug kam zu spät, wurde zu teuer und erwies sich als instabil.

Northrops Design hatte Startschwierigkeiten, wird aber bis heute eingesetzt.

© mauritius images / Alamy Stock Photos / Aviation History Collection/Alamy Stock Photos / Aviation History Collection

Im Jahr 1949 stampfte das Militär das Projekt ein und ließ die einzige bestehende Maschine verschrotten. Zurück blieben nur ein paar Archivaufnahmen, die der 50er Jahre Science-Fiction-Film „Kampf der Welten“ in seine Handlung einbaute.

Erst das Wettrüsten im Kalten Krieg und der technische Fortschritt sorgten dafür, dass aus der Idee Realität wurde. Der neuartige B-2-Bomber reflektierte wegen seiner Nurflügler-Form kaum Radarwellen und konnte so die Luftraumüberwachung der Sowjets durchdringen. Moderne Computertechnik sorgte unterdessen für genug Stabilität.

Mittlerweile steht ein neues Nurflügler-Design bereit. In den kommenden Jahren wollen die USA rund 100 Stück des Nachfolgemodells B-21 kaufen. Die Kosten dafür belaufen sich aktuell auf mehr als 70 Milliarden Euro.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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