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Drillinge in Winnenden: Leon, Luka und Levi (von links)

© Rems-Murr-Kliniken/Benjamin Beytekin

Immer mehr Mehrlingsgeburten : Die fast unmöglichen Drillinge von Winnenden

Nur bei einer von 100 Millionen Geburten kommen eineiige Drillinge zur Welt, zuletzt in Deutschland. Doch Mehrlingsgeburten nehmen weltweit zu.

Sascha Karberg
Eine Kolumne von Sascha Karberg

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Zwillingsgeburten sind selten: etwa 15 von 1000 Geburten. Drillinge gibt es sogar nur jede 10.000ste Geburt. Aber fast unmöglich, ähnlich wie ein Lottogewinn, sind eineiige Drillinge: nur einmal pro 100 Millionen Geburten passiert das. Und doch sind vor ein paar Wochen ebensolche Drillinge in Winnenden, Baden-Württemberg, geboren worden.

Leon, Luka und Levi stammen von einer einzigen Eizelle ab. Nach der Befruchtung muss sich diese nicht nur einmal in zwei eigenständige Keime aufgeteilt haben, sondern einer der beiden teilte sich ein zweites Mal. Statt zusammenzubleiben, wie sonst im frühen Embryo, entwickelten sich aus den drei Zellen drei separate Embryonen, die das gleiche Erbgut tragen und demzufolge fast identisch aussehen. Wobei Leon den Berichten nach etwas kleiner und leichter geriet, vermutlich weil seine Plazenta nicht so groß wie die der Geschwister ausfiel.

Ob Zwilling, Drilling oder mehr, eineiig oder nicht – Mehrlingsgeburten sind beim Menschen mit einem höheren Risiko für Komplikationen bei der Geburt verbunden, sowohl für die Schwangere als auch den Nachwuchs. Während bei anderen Säugetieren die Mehrlingsgeburt die Regel ist, reduzieren beim Menschen biologische Mechanismen solche Mehrlingsschwangerschaften: Etwa indem Frauen pro Zyklus nur eine Eizelle ins Rennen schicken.

Doch seit den 1970er Jahren nimmt die Zahl der Mehrlingsgeburten weltweit zu und wird wohl weiter steigen, sagen Studien voraus.

Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen kommt es nach künstlichen Befruchtungen deutlich häufiger zu Mehrlingsschwangerschaften. Denn wenn sich Frauen mehrere der in Petrischalen gezeugten Embryonen einsetzen lassen, erhöht das die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft, aber auch von Mehrlingsgeburten.

Fünf auf einen Schlag

Aber wahrscheinlich beeinflussen schon die Nährlösungen, in denen die Keimzellen und Embryonen im Labor aufbewahrt werden, die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsgeburt, in einem Fall sogar von Fünflingen: Aus zwei eingesetzten künstlich befruchteten Eizellen entwickelten sich eineiige Zwillinge und eineiige Drillinge.

Ein dritter Grund: Frauen sind besser ernährt und daher empfänglicher und bekommen später Kinder, vor allem in Ländern mit höheren Einkommen. Je älter Frauen sind, umso häufiger passiert es, dass sich beim Eisprung zwei oder mehr Eizellen auf den Weg in die Eierstöcke machen. Bei Frauen unter 20 kommt eine Mehrlingsgeburt auf 2000 Geburten, bei Frauen über 35 gibt es bei jeder 57sten Mehrlinge.

Außerdem hat sich die medizinische Versorgung zu früh geborener Kinder verbessert. Das erhöht die Chancen, dass mit Drillingen schwangere Frauen auch wirklich Mütter von Drillingen werden.

Leon, Luka und Levi hatten Glück. Zwar mussten die drei per Kaiserschnitt geholt werden, doch sie waren kräftig genug, um trotz verfrühtem Termin gesund und munter ins Leben zu starten.

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