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Eisbären sind auf tragfähiges Meereis angewiesen, um Robben jagen zu können.

© Kt-Miller/Polar Bear International

Klettensender bleiben dran: Wie Eisbären den Sommer verbringen

Eisbären können aufgrund ihrer Proportionen nicht einfach mit Senderhalsbändern versehen werden. Jetzt ist es Forschern aber gelungen, sich an die Fersen der Tiere zu heften – oder an ihr Fell.

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Löwen tragen sie, Geparde und sogar Stadtfüchse. Aber Eisbären wollen die Senderhalsbänder einfach nicht passen, zumindest nicht den männlichen Tieren. Junge Bären wachsen noch so viel, dass sie ihnen schnell zu eng würden, und die stattlichen Ausgewachsenen schütteln sie einfach ab. Doch jetzt liefern anders befestigte Sender Daten, die zeigen, was die großen und die noch wachsenden Männchen im Sommer machen.

Um Tiere zu beobachten, über Wochen und Monate, tags und nachts und bei jedem Wind und Wetter nutzen Forschende die Funküberwachung. Sensoren, Sender, Antenne und Stromversorgung können an Halsbändern befestigt und betäubten Tieren angelegt werden. Für Vögel gibt es passende Rucksäcke.

Sobald sich die „Besenderten“ wieder berappeln, liefern die Geräte Messwerte aus dem tierischen Alltag. Gesammelt werden sie über Satellitenlink oder durch Auslesen. Die menschlichen Messgeräte fallen bei der gewollt begrenzten Haltbarkeit der Halsbänder wieder ab oder die Tiere müssen erneut betäubt werden.

Ungünstige Proportionen

Nicht so bei Ursus maritimus: Der Eisbär, Polarbär, König der Arktis, Symbol der Bedrohung durch den Klimawandel und neben anderen Bären das größte Landraubtier der Erde, hat einen zu kleinen Kopf – zumindest im Vergleich zu seiner muskulösen Nackenpartie. Vor allem die Männchen können Halsbänder leicht abstreifen.

Die Naturschutzorganisation Polar Bears International forderte daher die Entwickler bei 3M heraus, einen anderen Haftmechanismus zu entwickeln. Das Unternehmen ist für seine nur ein wenig, aber eben ausreichend klebenden „Post-it“-Notizzettel bekannt. Auch die Eisbären-Sender sollten zunächst sicher halten, sich dann aber auch wieder lösen, ohne Spuren zu hinterlassen.

Das mittlere Design hielt am längsten: im Schnitt 58 Tage.

© York University researcher Tyler Ross/Polar Bear International

„Burr on Fur“ wurden die drei Prototypen genannt. Sie haften, wie der Name sagt, ähnlich Kletten im Fell. Haarsträhnen werden durch dafür vorgesehene Löcher in den Geräten gezogen oder in daran befestigten Schläuchen fixiert. Die Forschenden testeten die so befestigten Sender im Vergleich zu Ohrclips, die ebenfalls bei Eisbären eingesetzt werden. 58 Bären in der Hudson Bay in Kanada wurden jeweils mit beiden Varianten der Sender versehen.

„Die Klettensender sind sehr vielversprechend und lassen Forschende das Verhalten und die Bewegungen von Bären erforschen, von denen wir bisher sehr wenige Daten haben“, sagt Studienhauptautor Tyler Ross von der britischen Universität York. So könnten auch Bewegungen von Bären verfolgt werden, die umgesiedelt wurden, nachdem sie menschlichen Siedlungen zu nahe gekommen waren. „Daher sind diese Sender ein wichtiges Instrument für den Schutz der Eisbären und die Sicherheit der nördlichen Gemeinden“, sagt Co-Autor Gregory Thiemann von der Universität York.

Nur um die Sender anzubringen, müssen die Tiere narkotisiert werden.

© York University researcher Tyler Ross/Polar Bear International

Und was haben die Bären in der Untersuchungsphase gemacht? Nicht viel, berichtet das Team im Fachjournal „Animal Biotelemetry“. Die ausgewachsenen und halbstarken Männchen reduzieren im Sommer auf dem Festland ihre Aktivität und ruhen 70 bis 90 Prozent der Zeit. Erst wenn sich wieder Meereis bildet und in der Hudson Bay verdichtet, ziehen sie wieder los und jagen vor allem Robben auf dem Eis.

Während der faulen Sommermonate fressen die Tiere wenig. Aufgrund des Klimawandels treten die für die Robbenjagd geeigneten Bedingungen teilweise erst spät im Jahr ein und die Fastenzeit verlängert sich. Die Arktis erwärmt sich derzeit fast viermal so schnell wie der Rest der Welt, wodurch das Meereis tendenziell früher schmilzt und sich später neu bildet.

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