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Kosmische Kurskorrektur: Milchstraße könnte doch einer Kollision entgehen
Lange galt die Kollision unserer Heimatgalaxie mit der Andromeda-Galaxie als unausweichlich. Doch eine kleinere Sternenwolke könnte das Schicksal der Milchstraße ändern.
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In spätestens fünf Milliarden Jahren, so waren sich Astronomen seit Jahrzehnten sicher, stößt unsere Milchstraße mit der großen Andromeda-Galaxie zusammen. Doch jüngste Computersimulationen eines internationalen Forschungsteams liefern jetzt ein anderes Ergebnis.
Die Anziehungskraft der Großen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie der Milchstraße, könnte die kosmische Katastrophe verhindern. Die insgesamt 100.000 Simulationen führen lediglich in zwei Prozent der Fälle zu einem Zusammenstoß, berichtet das Team im Fachblatt „Nature Astronomy“.
Ganz gebannt ist die Gefahr nicht
Die Milchstraße und die Andromeda-Galaxie bewegen sich mit hundert Kilometern pro Sekunde aufeinander zu, erläutern Till Sawala von der Universität Helsinki und seine Kollegen. Heute beträgt ihr Abstand noch rund 2,5 Millionen Lichtjahre. Doch über Jahrmilliarden hinweg kommen sie sich bedrohlich nahe. „Als Ergebnis eines Zusammenstoßes würden die Spiralgalaxien zu einer neuen elliptischen Galaxie verschmelzen,“ so die Forscher.

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Das Team hat die Bewegung der Milchstraße und der Andromeda-Galaxie aber auf Basis der bislang genauesten Messungen mit den Weltraumteleskopen Hubble und Gaia neu berechnet. Dabei haben die Forscher insbesondere auch den Einfluss der Großen Magellanschen Wolke sowie der 2,7 Millionen Lichtjahre entfernten Dreiecks-Galaxie M33 berücksichtigt.
Zwar erhöht M33 die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes. Doch der Einfluss der Großen Magellanschen Wolke wirkt entgegengesetzt und macht eine Kollision unwahrscheinlich, jedenfalls innerhalb der nächsten fünf Milliarden Jahre.
Die Anziehungskraft der Großen Magellanschen Wolke wirkt nahezu senkrecht zur Bewegung der beiden großen Spiralgalaxien und sorgt so dafür, dass die beiden Systeme auf Ausweichkurs gehen. Nur etwa in der Hälfte aller Simulationen kommt es tatsächlich zu engen Begegnungen der beiden Sternsysteme und nur in zwei Prozent der Fälle in der Folge zu einer Kollision und Verschmelzung.
Ganz außer Gefahr ist die Milchstraße damit nicht. Denn in all jenen Fällen, in denen es zu engen Begegnungen kommt, verlieren die Spiralgalaxien dadurch Bewegungsenergie. Sie werden also langsamer und umrunden sich langfristig auf einer immer engeren Bahn, bis es schließlich doch zu einer Verschmelzung kommt, allerdings erst in acht bis zehn Milliarden Jahren.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hoffen jetzt auf noch bessere Daten von Gaia. Das 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt stationierte Weltraumteleskop misst seit 2014 hochgenau die Bewegung von Milliarden von Himmelsobjekten. (dpa)
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