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Ein rotes Blutkörperchen, vom Malariaerreger infiziert.

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Malaria im Mutterleib: Gefahr für hunderttausende Schwangere und Ungeborene

Hunderttausende sterben jedes Jahr an Malaria, noch vor der Geburt. Doch wie genau die Krankheit den Körper von Mutter und Ungeborenem beeinträchtigt, ist bislang kaum erforscht.

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Vom Traumurlaub auf tropischen Inseln bringende Reisende mitunter mehr mit als nur Souvenirs. Denn eine Malariainfektion kann lange unerkannt bleiben. Für Schwangere und ihr Ungeborenes kann das gefährlich werden. Vor allem, weil bislang kaum erforscht ist, was der Erreger im Mutterkuchen, der Plazenta, anrichtet und wie er Mutter und Kind schadet.

Ein internationales Forschungsteam um Emanuel Wyler vom Max-Delbrück-Center in Berlin will verstehen, was in dem infizierten Versorgungsorgan genau vor sich geht und dafür einen „Atlas der Signalwege“ erstellen. Er könnte die Grundlage für die Entwicklung neuer Therapien werden.

Zunächst will der Biologe mit seinem Team einzelne Zellen aus der Plazenta untersuchen. Denn noch ist unbekannt, welche Gene wann und wo im Mutterkuchen aktiv sind. So soll etwa ersichtlich werden, wie benachbarte Zellen normalerweise aufeinander reagieren und mit Immunzellen kommunizieren. Auch mütterliches Blut und Nabelschnurblut soll analysiert werden.

Gegen Malaria seien zwar viele Frauen in Subsahara-Afrika immun, wird Wyler in einer Pressemitteilung zitiert. Der Parasit könne sich aber dennoch in der Plazenta schwangerer Frauen festsetzen: „Das kann eine ganze Kette von Vorgängen auslösen – darunter Durchblutungsstörungen, Entzündungen oder eine verminderte Nährstoffversorgung –, die alle die Funktion der Plazenta beeinträchtigen.“ 

Die Folge sei ein deutlich erhöhtes Risiko für Frühgeburten, Kinder mit zu geringem Geburtsgewicht oder sogar Totgeburten. Doch verläuft die Krankheit ohne Symptome, ist sie durch Bluttests nur schwer nachzuweisen. Erst die Untersuchung der Plazenta nach der Geburt bringt Klarheit, dann ist es aber zu spät.

Forschungszentrum in Kenia

Die Berliner sind Teil eines internationalen Projekts, das die Wechselwirkungen zwischen Wirt und Parasit im Plazentagewebe untersucht. Mit 2,3 Millionen Euro wird es durch den „Discovery Award“ des britischen Wellcome Trust finanziert. Es sind auch Teams aus Großbritannien und Kenia beteiligt. Langfristig soll damit ein „Placenta Research Center“ in Kenia entstehen.

Malaria wird durch einen Einzeller namens Plasmodium falciparum hervorgerufen, den Stechmücken übertragen. Die Erreger infizieren massenhaft rote Blutkörperchen und zerstören diese. Jährlich kostet dies laut Weltgesundheitsorganisation 10.000 Müttern das Leben und verursacht zu 200.000 Totgeburten. Eine halbe Million Neugeborene kommt mit Untergewicht zur Welt. Trotz dieser hohen Fallzahlen ist nur wenig darüber bekannt, was genau Plasmodium im Ungeborenen anrichtet. (Tsp)

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