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Mark Rackles gestikuliert, während er in ein Mikrofon spricht.

© Britta Pedersen/dpa

Aufgabe für Ex-Schulstaatssekretär: Mark Rackles will Humanistische Hochschule in Berlin gründen

Der Humanistische Verband plant eine Hochschulgründung in Berlin - und vertraut sie Ex-Staatssekretär Rackles an. Die SPD will das Projekt vorantreiben.

Mark Rackles, bis April 2019 Staatssekretär in der Bildungsverwaltung und seitdem SPD-Hoffnungsträger im Wartestand, hat eine Interims-Aufgabe gefunden. Das Vorhaben des Humanistischen Verbandes, in Berlin eine eigene Hochschule zur Ausbildung von Lehrkräften für Lebenskunde und von Sozialarbeitern zu eröffnen, unterstützt er als Gründungsbeauftragter.

"Ich wurde beauftragt, die Gründung der Hochschule zu begleiten und dafür zu sorgen, dass dieses wichtige Projekt auf die richtigen Gleise kommt", sagte Rackles dem Tagesspiegel. Als ersten Schritt hatte er gemeinsam mit dem Verbandssprecher Bruno Osuch und mit Swen Schulz, Berliner SPD-Abgeordneter im Bundestag, im September einen Gründungsaufruf gestartet. Die beiden SPD-Politiker sind im Humanistischen Verband aktiv.

Kurz darauf erklärte Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) seine Unterstützung für das "interessante und berechtigte" Anliegen des Verbands. Es habe erste Gespräche mit Osuch gegeben, die fortgesetzt werden sollten. Krach sprach von einem "Projekt für die kommende Legislaturperiode".

Doch jetzt soll es schneller gehen - mit der Ernennung von Mark Rackles als Gründungsbeauftragtem und Anja Krüger-Chan als weiterem Mitglied des "Gründungsdirektoriums", wie der Verband mitteilt. Rackles ist Diplom-Politologe und Diplom-Kaufmann und betreibt ein Unternehmen „für Strategieberatung, Analysen und Expertise aus Berlin“. Unlängst legte er eine erste Studie zur Bildungsplanung vor.

Politikwissenschaftlerin Krüger-Chan ist Projektleiterin im Humanistischen Verband war zuletzt Teamleiterin des Career Service der Berliner SRH-Privathochschule.

Rückenwind für das Hochschulprojekt der Humanisten kommt jetzt vom SPD-Landesparteitag. Dort stimmten die Genossen am Sonnabend einem Antrag auf Gleichstellung der humanistischen Bildung zu. Damit werden die SPD-Abgeordneten im Berliner Parlament aufgefordert, "Vorbereitungen zu treffen, damit die Gründung schon Bestandteil der bevorstehenden Hochschulverträge werden kann".

Gleichstellung mit Kirchen, die schon Hochschulen haben

Als Voraussetzung für die damit abzusichernde Finanzierung der Hochschule aus dem Landeshaushalt gelte es auch, sich für einen Staatsvertrag mit der humanistischen Weltanschauungsgemeinschaft einzusetzen. Der würde ihre Gleichstellung mit den Kirchen garantieren, die bereits eigene Fachhochschulen mit staatlicher Finanzierung betreiben. Als Körperschaft öffentlichen Rechts ist der Humanistische Verband seit 2018 anerkannt.

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In der Begründung des Parteitagsantrags heißt es, die Gründung solle "sowohl politisch als auch finanziell vollumfänglich unterstützt" und "bereits mit dem kommenden Haushalt" abgesichert werden. Der Humanistische Verband erreiche durch zahlreiche soziale und kulturelle Angebote wie dem Lebenskundeunterricht in den Grundschulen, den Jugendfeiern, Kitas, Jugendzentren und Sozialstationen "jährlich mehrere Hunderttausend Berlinerinnen und Berliner".

Zur Legitimation als Weltanschauungsgemeinschaft hält die SPD fest, der Verband trage "durch seinen toleranten Humanismus" auch "zur ethischen Orientierung vieler religioinsfreier Menschen" bei.

Rackles: Großer Bedarf an sozialer Arbeit

Dass Berlin nun auch eine humanistische Hochschule braucht, liegt für Rackles auf der Hand: "Berlin hat einen überproportionalen Bedarf an qualifizierten Kräften für die Jugendarbeit und für die Schulsozialarbeit, aber auch für spirituelle Begleitung etwa in der Hospizarbeit."

Unumgänglich sei es auch, die bisherige Zertifizierungsweiterbildung des Verbandes für Lebenskunde-Lehrkräfte mit einem Masterstudiengang zu akademisieren. Das jährliche Budget, das die Fachhochschule für das Masterprogramm und zunächst zwei Bachelorstudiengänge für Sozialarbeit und Pflege bräuchte, beziffert Rackles „auf einen soliden Millionenbetrag“.

Gründungsrektor der Hochschule wolle er nicht werden, stellte Rackles klar. Dazu fehlten ihm die wissenschaftliche Befähigung und der Doktortitel. "Wir haben einen hohen wissenschaftlichen Anspruch für die Neugründung - und es stehen bundesweit ausreichend Professorinnen und Professoren zur Verfügung, die wir berufen können", sagt Rackles.

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