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Maul- und Klauenseuche in Brandenburg: Neuer Verdachtsfall lässt größeren Ausbruch befürchten
Es ist der erste Nachweis der gefährlichen Tierkrankheit in Deutschland seit Jahrzehnten. Ein weiterer Fund des Virus könnte die Lage drastisch verschlechtern.
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Einiges deutet darauf hin, dass der Ausbruch der Tierkrankheit Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg bereits eingedämmt worden sein konnte. Doch wie weit sich das Virus ausbreitet und welche Folgen das für Tierhalter haben könnte, ist noch nicht sicher zu beurteilen. Die Viehbetriebe müssen monatelange Einschränkungen befürchten.
Am Donnerstag bestätigte der Landkreis Barnim, der im Norden an Berlin grenzt, einen weiteren Verdachtsfall in der Region. Zum genauen Standort wurden keine Angaben gemacht. Davon könnte, wenn das Virus auch dort nachgewiesen wird, jedoch abhängen, wie weit räumliche Sperrzonen gezogen werden, ob weitere Bestände gekeult und benachbarte Bestände vorsorglich geimpft werden müssen.
Viele Fragen offen
„Es ist zu hoffen, dass es bei einem befallenen Bestand bleibt“, sagte am Mittwoch Martin Beer vom Friedrich-Loeffler-Institut dem Science Media Center. Die Fachleute von dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit untersuchen den Ausbruch und die mögliche Ausbreitung der Krankheit im Gebiet.
Vergangene Woche war erstmals seit 1988 der Erreger der Viruserkrankung bei Tieren in Deutschland nachgewiesen worden. Anders als umliegende Regionen gelten die Länder der Europäischen Union seit einigen Jahren als MKS-frei. Daher werden hier Tiere nicht standardmäßig gegen die Infektion geimpft.
Die ersten Fälle waren in einer vergleichsweise kleinen Herde von Wasserbüffeln im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg aufgetreten. Daraufhin wurde im Umkreis von drei Kilometern eine Schutzzone und im Umkreis von zehn Kilometern eine Überwachungszone gezogen. Die Tiere im Gebiet werden auf das Virus getestet.
Das Land Brandenburg und die Stadt Berlin haben für Klauentiere umgehend ein 72-stündiges „Stand Still“ angeordnet, also ein komplettes Verbringungsverbot für Tiere, die für MKS empfänglich sind, teilte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit. Dieses sei mittlerweile um 48 Stunden verlängert worden, um den Ausbruch genauer zu untersuchen.
Nachdem die Fachleute am vergangenen Wochenende den Serotyp O des Virus bestimmen konnten, könnten auch schnell passende Impfstoffe in Deutschland produziert werden, sollte es zu Ringimpfungen kommen müssen. Eine Impfung würde sowohl die Tiere vor den Krankheitssymptomen schützen als auch die Weiterverbreitung eindämmen können.
Beer benannte als Worst-Case-Szenario „wenn das Virus einen Sprung gemacht hätte, den wir erst jetzt, fünfzig bis 100 Kilometer entfernt, erkennen“. Dann könnten auch Regionen betroffen sein, in denen viel mehr Tiere auf gleicher Fläche gehalten werden.
Möglich wäre das durch eine Verbreitung über Wildtiere wie Wildschweine, die sich anstecken können. Bislang ist allerdings unklar, ob es infizierte Wildtiere gibt. (Tsp mit dpa)
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