
© dpa/Armin Weigel
Mehr Niederschlag vor der Flut: Klimawandel verstärkte Überschwemmungen in Süddeutschland
Der Beitrag des Klimawandels zu einzelnen Wetterereignissen ist schwer zu bemessen. Für das Hochwasser in Bayern und Baden-Württemberg legen Forschende nun eine Abschätzung vor.
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Nach einer Schnellanalyse des Forschungskonsortiums „ClimaMeter“ hat der Klimawandel den Regen, der das Hochwasser in Süddeutschland verursachte, um bis zu zehn Prozent verstärkt. Dass das Hochwasser so schlimm war, liegt am menschlichen Einfluss auf das Klima, teilte das Konsortium mit. Das Wetterphänomen El Niño und andere natürliche Faktoren hätten nicht dazu beigetragen.
Tiefdruckgebiete, wie sie auch in der Region des Hochwassers das Wetter beeinflussten, seien ein Grad Celsius wärmer und könnten zwei Millimeter (entspricht zwei Liter pro Quadratmeter) mehr Regen pro Tag bringen als in der Vergangenheit. „Wir interpretieren diese Überschwemmungen als ein Ereignis, dessen Merkmale auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückgeführt werden können“, schließen die Forschenden.
„Die Ergebnisse von ClimaMeter zeigen, dass der durch Emissionen von Kohlendioxid verursachte Klimawandel auch hoch entwickelte Länder wie Deutschland trifft und soziale, wirtschaftliche und ökologische Schäden verursachen kann”, sagt Co-Autor Davide Faranda vom französischen Forschungsinstitut CNRS. Die Flutkatastrophe sei ein klares Beispiel dafür, wie Anpassungspläne scheitern können, wenn die globale Erwärmung ungeahnte Ausmaße annimmt.
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Für die Analyse betrachteten die Forschenden Wettersituationen in den letzten 40 Jahren, die denen im Vorfeld des Hochwassers ähneln. Sie fanden ausreichend viele, um ihre Aussagen über den Einfluss des Klimawandels mit „mittlerem bis hohen Vertrauen in die Robustheit“ treffen zu können. Diese Qualifizierung ist an Kennzeichnungen von Aussagen in den Sachstandsberichten des Weltklimarates angelehnt. Sie sollen Nicht-Fachleuten helfen, die Aussagekraft wissenschaftlicher Erkenntnisse besser einzuschätzen.
Schon ein geringer Einfluss des Klimawandels kann das Ausmaß von Überschwemmungen und ihren Folgeschäden stark beeinflussen. Zum Vergleich: Das Ahrtal-Hochwasser in Deutschland im Jahr 2021, bei dem in Deutschland 189 Menschen starben, wurde durch den Klimawandel um drei bis 19 Prozent verstärkt.
In Bayern und Baden-Württemberg hatten zwei aufeinanderfolgende Unwetter vom 1. bis zum 3. Juni zu schweren Regenfällen und Überschwemmungen geführt. In weiten Teilen der beiden Bundesländer fielen innerhalb von 24 Stunden mehr als 150 Millimeter Niederschlag.
„Selbst in einem Land wie Deutschland, in dem die Flussufer gut für die Bewältigung des Hochwasserrisikos gerüstet sind, reichen die derzeitigen Maßnahmen nicht mehr aus, um die gestiegenen Abflussmengen in diesen Einzugsgebieten zu bewältigen“, sagt Co-Autorin Erika Coppola vom italienischen Institut ICTP.
Es müssten nun Maßnahmen ergriffen werden, um der steigenden Wahrscheinlichkeit ähnlicher Hochwasserereignisse zu begegnen, die im Vergleich zur Vergangenheit immer häufiger auftreten und aufgrund des vom Menschen verursachten Klimawandels voraussichtlich weiter zunehmen werden. „Es gibt keinen Zweifel und keine Zeit zu verlieren, denn diese Veränderungen finden bereits heute statt“, sagt Coppola.
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