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Mit bangem Blick auf den Winter: Die neue HU-Präsidentin stellt ihre Pläne vor
Julia von Blumenthal ist seit erstem Oktober Präsidentin der Humboldt-Uni. Ihren Amtsantritt begleiten massive Herausforderungen, insbesondere wegen der Energiekrise.
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Einen „engen Dialog mit der Gesellschaft“ nimmt sich Julia von Blumenthal für die Leitung der Humboldt-Universität vor. Der Gedanke einer offenen Hochschule, an der gesellschaftsrelevante Themen erforscht werden, zog sich wie ein roter Faden durch die Schwerpunkte, die Blumenthal am Dienstag zum Beginn ihrer Amtszeit vorstellte.
Wissenschaft müsse in die Gesellschaft hineinwirken und dabei ebenso „verantwortungsvoll“ wie „risikofreudig“ sein. Als Beispiel hob die neue HU-Präsidentin die Agenda der Berlin University Alliance (BUA) hervor. Der Exzellenzverbund der Berliner Unis, zu dem die HU gehört, forscht seit 2021 fächerübergreifend zu den Oberthemen „Globale Gesundheit“ und „Sozialer Zusammenhalt“. Als weitere Herausforderungen, bei denen die Wissenschaft gefragt seien, nannte Blumenthal die Pandemie sowie Energie- und Klimakrise.
Neben den BUA-Projekten hob die HU-Chefin den mit EU-Geldern geförderten Hochschulverbund "CircleU" als Beispiel für den Gesellschaftsbezug von Forschung hervor. Mit Partnern wie dem King's College London, der Université Paris Cité und der University of Oslo sollen in einem internationalen Verbund Projekte zu europäischen Fragen verfolgt werden. Und zwar gemeinsam mit "Vertretern der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und des öffentlichen Sektors", wie es auf der Website des Netzwerks heißt.
Käme bei einer großen Gewichtung des Impacts, also des gesellschaftlichen Nutzens, nicht die Grundlagenforschung zu kurz? Nein, sagte Blumenthal – diese sei für sie von gleicher Bedeutung: „Wir brauchen auch die Grundlagenforschung, um überhaupt auf die Themen zu kommen, die morgen wichtig werden.“ Sie wolle in keinem Fall beide Ausrichtungen gegeneinander ausspielen.
Wir brauchen auch die Grundlagenforschung, um auf Themen zu kommen, die morgen wichtig werden.
Julia von Blumenthal, Präsidentin der Humboldt-Universität
Blumenthal, die von der Viadrina-Universität in Frankfurt (Oder) nach Berlin gewechselt ist, tritt ihr Amt auf jeden Fall in schwierigen Zeiten an. Die Energiekrise trifft auch die Berliner Hochschulen hart. Blumenthal bekräftigte, die HU wolle die vom Land vorgegebenen zehn Prozent Energie mindestens einsparen und gleichzeitig „die Uni als Ort für direkten Austausch sichern“. Sie sehe ihre Aufgabe darin, der Politik deutlich zu machen, „wie prioritär wir als Hochschulen beim Erhalt von Präsenzbetrieb sind“. Sie setze auf die Unterstützung der Bundes- und Landespolitik.
Dennoch schaue sie gleichzeitig „bangen Blicks“ auf den Winter, gab Blumenthal zu. Über 147 Gebäude verfügt die HU. Für deren Bewirtschaftung seien 2022 nach den ersten Preiserhöhungen zusätzliche Kosten von rund 15 Millionen Euro eingeplant worden – für Strom, Fernwärme, Erdgas, Kühlung und Heizöl. Ein Puffer für mögliche Preissteigerungen ab Januar sei dabei noch nicht eingerechnet – und ob mögliche Kosten darüber hinaus für die Uni zu bewältigen seien, könne sie nicht sagen.
Ebenfalls unbeantwortet ließ Blumenthal die Frage, wo an der HU als Erstes das Licht ausgeht, sollte es tatsächlich zu einer Energieknappheit in Berlin kommen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass im Notfall etwa Bibliotheksöffnungszeiten verkürzt würden. Ein Krisenstab erarbeite gerade einen Stufenplan.
Zurückhaltend gab sich die neue Präsidentin zu ihrer Agenda für die Landespolitik. Im Vorfeld ihrer ersten Gespräche zu den Hochschulverträgen wolle sie keine Forderungen über die Presse preisgeben, sondern die Verhandlungen mit den Vertragspartnern führen – und darüber zuerst mit Staatssekretärin Armaghan Naghipour (parteilos) und Senatorin Ulrike Gote (Grüne) sprechen.
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