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Ein Porträtbild von George Turner.

© Tsp

TURNERS Thesen: Nennt die Namen des Teams hinter einem Buch

Es wäre ehrlich, aus Ghostwritern Co-Autoren zu machen. Doch viele glauben, das Cover-Solo zu brauchen. Die Motive sind ähnlich wie die beim Plagiieren.

Stand:

Wieder wird einer Politikerin vorgeworfen, sie habe Texte, die von anderen stammen, benutzt, ohne dies kenntlich zu machen, also ein Plagiat begangen. Diesmal, bei Annalena Baerbock, ist es keine Dissertation, sondern das als Monografie verpackte Parteiprogramm.

Noch ein Unterschied: Die Täuschung liegt nicht darin, dass Texte anderer Autoren übernommen wurden, ohne dies kenntlich zu machen, vielmehr, dass der Eindruck erweckt werden sollte, die Politikerin sei die Autorin.

Keine Zeit, selbst zu schreiben

Der Text aber stammt aus der Feder eines Ghostwriters. Das ist ein Auftragsschreiber, der im Namen und Auftrag einer anderen Person schreibt. Ghostwriter versuchen, den Auftraggebern gefällig zu sein, indem sie griffige Formulierungen verwenden, die in der Folge mit deren Namen in Verbindung gebracht werden.

Da wird dann gerne eine Anleihe anderswo gemacht. Da das Schreiben für andere eine Erwerbsquelle ist, werden Ghostwriter sich vorsehen, Plagiate zu begehen. Das bleibt dann den nominellen Autoren bei der Endfassung überlassen. Weil die Publikation den Namen der Politikerin trägt, trifft sie der Vorwurf des Plagiats.

Warum gehen vor allem Politiker ein solches Risiko ein? Der naheliegende Grund ist fehlende Zeit für die Erstellung eines eigenen Textes. In erster Linie aber ist es Eitelkeit. So wie bei dem Bestreben, durch eine Dissertation den Eindruck wissenschaftlicher Arbeit zu erwecken, ist es bei verpackten Parteiprogrammen. Mit einem Buch soll Objektivität, Seriosität und Nüchternheit vermittelt werden.

Das Prinzip "Mehr-Schein-als-Sein: Lebenslauf, Autorenschaft, Plagiat

Ehrlicher als den Namen der Politiker als Autor zu verwenden, wäre es, wenn stattdessen das Team aufgeführt würde, das die Vorlage des Programms erarbeitet hat.

Mit einem Buch, das als Autor einen Politikernamen trägt, aber soll Werbung in eigener Sache gemacht werden. Das ist nicht unzulässig, birgt aber, wie man sieht, gewisse Risiken.

Das ist immer dann der Fall, wenn etwas „geschönt“ wird, wie etwa der Lebenslauf. Der Laie ist erstaunt, was manche Zeitgenossen alles studiert haben. Das sind manchmal mehrere Fächer, die aufgeführt werden. Dabei handelt es sich regelmäßig um Disziplinen, die aus einzelnen Elementen von Fächern zusammengesetzt sind. So sind Gegenstand des Studiums der „Politikwissenschaft“, laut Wikipedia: Strukturprobleme der Demokratie, politische Parteien und soziale Bewegungen, internationale Beziehungen, Konfliktforschung, Staatsinterventionen und Wirtschaft, politische Haltungen und Bewusstseinsformen, öffentliche Meinung, Massenmedien und Wahlverhalten.

Man kann das auch anders darstellen, indem mitgeteilt wird, der/die Betreffende habe Kommunikationswissenschaft, Geschichte und Rechtswissenschaft studiert. Das trifft nur für Teilbereiche zu; der Eindruck aber soll ein anderer sein. Das Motiv ist dasselbe wie beim Plagiieren: Mehr scheinen als sein.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail senden: george.turner@t-online.de

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