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Was Klimaschutz den Jungen bringen würde.

© imago/Westend61/Fotoagentur WESTEND61

Nie dagewesene Extremereignisse: Was Fünfjährige vom Klimawandel zu erwarten haben

Das Leben vieler Kinder wird von Extremereignissen geprägt werden, die ohne den Klimawandel nicht auftreten würden. Eine neue Analyse zeigt auch, wie viele durch Klimaschutz davor bewahrt würden.

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Millionen junger Menschen werden in ihrem Leben in nie dagewesenem Maß klimabedingten Extremereignissen ausgesetzt sein: Hitzewellen, Ernteausfällen, Überschwemmungen, Dürren, Waldbränden und tropischen Stürmen.

Sollte die globale Durchschnittstemperatur in diesem Jahrhundert um 3,5 Grad Celsius gegenüber vorindustrieller Zeit ansteigen, werden zum Beispiel neun von zehn heute Fünfjährigen, etwa 111 Millionen Kinder, Hitzewellen erleben wie keine Generation vor ihnen, berichtet ein Forschungsteam im Fachmagazin „Nature“.

Die Studie zeigt aber auch: 49 Millionen dieser Kinder könnten vor diesem Risiko geschützt werden, wenn es gelingt, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wie im Klimaabkommen von Paris festgehalten.

Junge Generationen werden die Konsequenzen der heutigen Verminderung des Treibhausgas-Ausstoßes spüren.

Klimaforschende um Luke Grant von der Universität Brüssel in „Nature“

Betrachtet man alle Kinder und Jugendlichen, die heute zwischen fünf und 18 Jahre alt sind, sind im 3,5-Grad-Szenario etwa 1,5 Milliarden von ihnen den Hitzewellen ausgesetzt und 654 Millionen könnten bei Erreichen des 1,5-Grad-Ziels davor bewahrt werden.

„Junge Generationen werden die Konsequenzen der heutigen Verminderung des Treibhausgas-Ausstoßes spüren“, schreiben die Forschenden um den Klimawissenschaftler Luke Grant von der Universität Brüssel. Sie haben Szenarien unterschiedlich starker Erwärmung und der jeweiligen Folgen mit Bevölkerungsdaten kombiniert. Damit berechneten sie, wie viele der Menschen, die zwischen 1960 und 2020 geboren wurden, in nie dagewesenem Ausmaß Klimaextremen ausgesetzt sein werden.

Was „nie dagewesen“ bedeutet

„In unserer Studie bedeutet ein ,nie dagewesenes‘ Leben zu leben, dass man ohne den Klimawandel eine Chance von weniger als 1:10.000 hätte, so viele Klimaextreme zu erleben“, wird Grant in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Anders ausgedrückt: Die Forschenden ermittelten, für wie viele seit 1960 geborene Menschen diese Wahrscheinlichkeit mehr als 10.000-mal höher ist als für Menschen in vorindustrieller Zeit – und in welchen Regionen der Welt diese Menschen leben.

2,7
Grad wird die Durchschnittstemperatur auf der Erde bis 2100 voraussichtlich steigen.

Das Team geht davon aus, dass sich die Erde bei den derzeitigen Klimaschutzmaßnahmen bis zum Jahr 2100 um voraussichtlich 2,7 Grad gegenüber vorindustrieller Zeit erwärmen wird. Daher würden mehr als doppelt so viele der heute Fünfjährigen dem zehntausendfach erhöhten Risiko ausgesetzt sein als die heute 65-Jährigen.

Je jünger eine Person ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, mit der sie eine noch nie dagewesene Belastung durch Extremereignisse erleben wird.

Veränderungen der Niederschläge könnten auch zu häufigeren Überschwemmungen wie hier in Indonesien führen.

© dpa/Algi Febri Sugita/ZUMA Press Wire

Besonders deutlich zeigen sich die Zusammenhänge bei Hitzewellen, weil ihre Intensität und Häufigkeit eng mit dem Erwärmungsgrad zusammenhängt. Die Wahrscheinlichkeit, über das Leben Hitzewellen in nie dagewesenem Ausmaß ausgesetzt zu sein, ist in armen Bevölkerungsgruppen wesentlich größer, berichten die Forschenden.

Dabei tragen diese Menschen wenig zu den Ursachen des Klimawandels bei. Das Klima erwärmt sich aufgrund des Kohlendioxids, das bei der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas freigesetzt wird. Diese Emissionen werden aber vor allem von wohlhabenden Menschen verursacht.

Kinder sind besonders von den Folgen extremer Klimaereignisse wie dieser Dürre auf Madagaskar betroffen.

© picture alliance/dpa/WFP/Tsiory Andriantsoarana

Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung sind für zwei Drittel der seit 1990 beobachteten globalen Erwärmung verantwortlich – und auch die daraus resultierende Zunahme von Klimaextremen wie Hitzewellen und Dürreperioden, berichtet ein Forschungsteam um Sarah Schöngart von der ETH Zürich in „Nature Climate Change“.

Das nach ihrem Wohlhaben bemessen oberste Prozent der Menschen hat demnach 26-mal mehr zur Zunahme von Hitzeextremen beigetragen als der globale Durchschnitt.

„Unsere Ergebnisse erfordern eine tiefgreifende und nachhaltige Reduzierung der Treibhausgasemissionen, um die Belastung der heutigen jungen Generationen durch den Klimawandel zu verringern“, schreibt das Team um Grant. Bei 1,5 Grad Erwärmung werden Kinder in tropischen Ländern am stärksten belastet werden, fanden die Forschenden.

Bei Szenarien mit hohen Emissionen und stärkerer Erwärmung haben jedoch fast alle Kinder weltweit die Aussicht auf ein Leben mit nie dagewesenen Klimaextremen.

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