
© Marion Kuka
Öko-Projekt an der Freien Universität: Erste Hilfe für die Apfelwiese
Unter Pilzbefall, Misteln und verhärtetem Boden litten die 14 historischen Apfelbäume vor der Silberlaube der FU. Jetzt hat ein Kurs den Garten gerettet – und ein Konzept für die Zukunft entwickelt.
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Wer an der Freien Universität (FU) studiert, hat im Sommer sicher schon einmal auf einer der morschen Holzbänke im Schatten der Apfelbäume an der Otto-von-Simson-Straße gesessen. Doch über Jahre war die kleine Idylle getrübt: Die Bäume seien in „desaströsem Zustand“ gewesen, sagt Karola Braun-Wanke, die Dozentin in der Allgemeinen Berufsvorbereitung ist und auf nachhaltige Entwicklung spezialisiert. Um die kranken und verwilderten Apfelbäume aufzupäppeln, konzipierte Braun-Wanke ein Seminar für Studierende, die sich in dem Praxisbereich Leistungspunkte sammeln wollten.
Unterstützung holte sich die Dozentin von Kolleg:innen, unter anderem aus den Geowissenschaften, der Biologie sowie Fachleuten aus dem Gartenbau. Für die Ausgaben, die in dem zwei Semester laufenden Praxiskurs anfielen, warb das Team 6000 Euro FU-Projektmittel ein. Auch Landschaftsarchitekten, Experten für Kreislaufwirtschaft und Bodenökologie waren beteiligt sowie Schüler:innen der Peter-Lenné-Schule, die im Garten- und Landschaftsbau ausgebildet werden.
Von „Pilzbefall, Misteln und Totholz“ waren viele der 14 Bäume betroffen gewesen. Für vier kam jede Rettung zu spät, sie wurden gefällt. An ihrer Stelle hätten die Studierenden vier neue gepflanzt – „im Wintersemester, es hatte gerade nochmal geschneit“, erinnert sich Braun-Wanke. „Der Einsatz der Studierenden war wirklich außergewöhnlich“, selbst bei Kälte und Schneeregen wurde gegärtnert.

© Marion Kuka
Anhand des Projekts hätte man zudem das gegen das Starkregenproblem viel geforderte Konzept der „Schwammstadt“ im Kleinen erkunden können. „Der Boden war extrem verdichtet, sodass sich bei Regen riesige Pfützen bildeten.“ Dagegen halfen etwa Bohrungen, bei denen der Boden auch mit Mineralstoffen angereichert wurde. Um das Regenwasser im Boden zu halten, ist nun unter anderem geplant, zwei Blühstreifen anzulegen. Mit der Bepflanzung können sich auch wieder wichtige Bodentiere ansiedeln, wie Milben, Käferlarven und Regenwürmern, an denen es dort, wie der Kurs feststellte, mangelte.
Historischer Obstbau
Neben der Praxis befassten sich die Studierenden mit der Geschichte des Orts. Die 14 Bäume verweisen auf die Anfänge der FU: Der Campus an der Habelschwerdter Allee wurde auf einer früheren Obstwiese errichtet, auf der auch Äpfel wuchsen. So lautete der Architektenwettbewerb für das Bauprojekt „Institutskomplex Obstbaugelände“. Ihn gewann das Büro Candilis-Josic-Woods mit seinem Konzept für das markante, nicht von allen geliebte Kastensystem in Rostbraun und Silber.
Interessant sei auch, wie der Ort in die Nachbarschaft integriert sei, sagt Braun-Wanke. „Es gibt Leute, die ,Äpfel klauen’ oder Weinblätter sammeln kommen“, die Ecke sei bei älteren Menschen aus der Umgebung beliebt. Nicht zuletzt ging es im Kurs um die Frucht selbst. Auf rund 30.000 wird die Anzahl aller Apfelsorten geschätzt. „Bei vielen wurde heute aber die Phenole weggezüchtet“, so die Dozentin, „damit sie beim Aufschneiden nicht so schnell braun anlaufen.“ Eine Vermutung sei, dass Unverträglichkeiten mit diesen neuen Züchtungen zusammenhängen könnten.
Welche Sorte auf der Wiese einst gepflanzt wurde, konnten die Forschenden allerdings nicht herausfinden. Dafür hätte man die Äpfel einsenden und prüfen lassen müssen, sagt die Dozentin. „Dafür hatten wir leider kein Budget mehr.“
Ein Konzept, wie man den Boden der Apfelecke und die Bäume langfristig in gutem Zustand hält, habe man mitsamt Fördermöglichkeiten der Uni-Leitung jedenfalls schon vorgestellt. Die Umsetzung hat gute Chancen: Die FU hat sich auf die Agenda gesetzt, Klima- und Nachhaltigkeitsziele auf dem eigenen Campus zu verfolgen.
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