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Mit steigender Zahl von Genesenen findet das Coronavirus immer weniger Empfänger.

© Niaid-Rml/ZUMA Wire/dpa

Omikron-Welle flacht ab: Auf dem Weg zum Plateau

Erstmals seit Januar sind die Infektionszahlen mit dem Coronavirus rückläufig. Experten warnen aber vor verfrühtem Optimismus.

Es verdichten sich die Hinweise auf ein Brechen der Omikronwelle: Den dritten Tag in Folge war die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche am Dienstagmorgen mit 1437,5 an (Vortag: 1459,8; Vormonat: 497,1).

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht den Höhepunkt der Omikron-Welle bereits überschritten. Auch andere Experten äußern sich optimistisch, weisen aber darauf hin, dass die Zahlen schnell wieder steigen können.

Zahlen könnten nach kurzer Pause wieder steigen

„Wir brauchen eine Woche, um sicher sagen zu können, ob die Welle zurückgeht“, sagte Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (Bremen) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Dienstag. „Wir haben zum Beispiel in Dänemark gesehen, dass die Zahlen nach kurzer Pause noch einmal deutlich höher gingen.“ 

Er wies zudem darauf hin, dass mit dem Erreichen des Höhepunkts der Welle erst die Hälfte überstanden sei. „Dann kommen noch viele Fälle und das Gesundheitssystem bleibt stark belastet“, so Zeeb.

Auch Intensivmediziner Christian Karagiannidis zufolge deuteten die Zahlen und Modelle darauf hin, dass ein Plateau erreicht ist oder zumindest bald erreicht wird. Momentan würden etwas über 200 Menschen täglich neu auf eine Intensivstation aufgenommen, sagte der wissenschaftlicher Leiter des Divi-Intensivregisters. 

Die Gesamtbelegung ginge aber insgesamt nicht so stark hoch. Auch auf den Normalstationen habe es Meldedaten des RKI und einzelner Bundesländer zufolge teils einen erheblichen Anstieg der Patientenzahlen gegeben, sagte Karagiannidis weiter. „Aber auch da haben wir so erste Tendenzen dazu, dass dieser starke Anstieg jetzt zum Stillstand kommt oder zumindest nicht mehr mit der Geschwindigkeit weiter nach oben geht.“

Eine Art Sättigungseffekt

Der Bioinformatiker Lars Kaderali erklärt das Brechen der Welle mit einer Art Sättigungseffekt. „Mit der steigenden Zahl von Genesenen findet das Virus immer weniger Menschen, die noch für eine Infektion empfänglich sind“, sagte der Greifswalder Wissenschaftler, der auch Mitglied des Expertenrats der Bundesregierung ist. 

Er betont, dass sich infolge von veränderten Regelungen, etwa bei Lockerungen der Corona-Maßnahmen, neue Kontaktnetzwerke ergeben könnten, in denen die Virusverbreitung doch wieder Fahrt aufnimmt. „Der Sättigungseffekt kann also ein Stück weit wieder wegfallen.“ Relativ gesichert von einem ruhigeren Fahrwasser ausgehen könne man erst ab etwa April, wenn auch saisonale Effekte die Virusausbreitung bremsen, sagte Kaderali.

Weiterhin Anlass zur Vorsicht und Umsicht

Auch die Labormediziner sehen erste Hinweise auf ein nachlassendes Infektionsgeschehen. So seien in der Woche bis Sonntag erstmals seit Jahresbeginn sowohl die Anzahl der durchgeführten Tests als auch die sogenannte Positivrate rückläufig gewesen, teilte der Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) am Dienstag mit. 

„Der leichte Rückgang an Testaufkommen stimmt uns zwar als erster Hinweis auf ein rückläufiges Infektionsgeschehen positiv, aber noch besteht aus Sicht der Labore weiterhin Anlass zur Vorsicht und Umsicht. Die Spitze der Omikron-Welle ist in einigen Bundesländern noch immer nicht erreicht“, sagte Nina Beikert, Mitglied im ALM-Vorstand.

Problematisch bei der Interpretation des Infektionsgeschehens ist unter anderem die unsichere Datenlage. Experten gehen von einer hohen Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind, etwa weil das Melde- und Testsystem überlastet ist. Zudem dürfte die Zahl der Menschen steigen, die ihre Infektion nicht mehr über einen PCR-Test bestätigen lassen – die Infektion fließt damit nicht in die offizielle Statistik ein.

Ein neuerlicher Anstieg der Infektionszahlen ist auch denkbar, wenn sich der offenbar noch leichter übertragbare Omikron-Subtyp BA.2 in Deutschland weiter ausbreitet. Bisher ist hierzulande die Untervariante BA.1 vorherrschend. Katharina Köhler, Gisela Gross, Valentin Frimmer, Anja Garms (dpa)

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