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Blitze erhellen den Nachthimmel über dem Windenergiepark „Odervorland“ in Ostbrandenburg.

© dpa/Patrick Pleul

Viel hilft nicht viel beim Klimaschutz: Nur 63 von 1500 Maßnahmen wirken wirklich

Strenge Regeln und Subventionen sind nicht automatisch wirksam. Eine groß angelegte Studie zeigt, welche Klimaschutzmaßnahmen wirklich einen Unterschied machen. Ein Weckruf für die Politik?

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Ob strenge Vorschriften, Subventionen oder Preisanreize: In den vergangenen 20 Jahren wurden zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen eingeführt. Welche davon wirklich wirksam sind, bleibt oft unklar. Forscher fanden nun heraus, dass nur 63 von 1500 Klimamaßnahmen der vergangenen zwei Jahrzehnten weltweit zu nennenswerten Emissionsreduktionen führten.

Als nennenswert wurde den Angaben zufolge eine Minderung um mindestens fünf bis zehn Prozent eingestuft. Im Mittel lag der Wert bei den Erfolgsfällen bei 19 Prozent.

Unsere Ergebnisse zeigen klar, dass der Erfolg von Klimamaßnahmen vom richtigen Mix der Instrumente abhängt.

Annika Stechemesser, Forscherin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)

Was diese Erfolgsfälle der im Fachjournal „Science“ veröffentlichten Studie zufolge gemeinsam haben: Sie setzen auf die Hebelwirkung von Steuer- und Preisanreizen. Und weisen darauf hin, dass auf eine Mischung von Ansätzen gesetzt werden sollte: „Unsere Ergebnisse zeigen klar, dass der Erfolg von Klimamaßnahmen vom richtigen Mix der Instrumente abhängt“, erklärt Leitautorin Annika Stechemesser vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

„Viel hilft nicht automatisch viel“

Der Studie zufolge reiche es nicht, allein auf Subventionen oder Regulierung zu setzen. „Viel hilft nicht automatisch viel“, sagt Nicolas Koch, ebenfalls Leitautor vom PIK und Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC).

Verbote, etwa für Kohlekraftwerke im Stromsektor oder von Verbrennerautos im Verkehr, seien Beispiele dafür: Die Forschenden fanden laut einer Mitteilung keinen Fall, in dem solche Verbote allein schon zu nennenswerten Emissionsreduktionen führten. Erst in Kombination mit Steuer- und Preisanreizen erzielten sie eine Reduktion.

Für die Studie wertete das Forschungsteam unter der Leitung des PIK und MCC 1500 Klimamaßnahmen aus 41 Ländern über 6 Kontinente aus der Zeit von 1998 bis 2022 aus.

Andere Länder, andere Maßnahmen

Ein Mix von Maßnahmen sei gerade in wirtschaftlich entwickelten Ländern effektiv, hieß es weiter. Für Deutschland nennen die Forscher die Ökosteuerreform ab 1999 und die Lkw-Maut in 2005 als erfolgreiche Maßnahmen im Verkehrssektor. Es sei die einzige Politikkombination, die hierzulande bislang zu einer nennenswerten Emissionsreduktion geführt habe.

Autos und Lastkraftwagen fahren am frühen Morgen über die Autobahn.

© dpa/Jan Woitas

Andere Länder setzten auf einen anderen Maßnahmen-Mix: Die USA habe die Belastung im Verkehrssektor etwa durch Steueranreize, Subventionen für umweltfreundliche Fahrzeuge und CO₂-Effizienzstandards den Verkehr verbessert.

Im Stromsektor erwies sich in Großbritannien etwa die Kombination aus einem CO₂-Mindestpreis, Subventionen für erneuerbare Energien und einem Kohleausstiegsplan als besonders erfolgreich.

Im Gebäudesektor in Schweden war es die Mischung aus CO₂-Bepreisung und Förderprogrammen für Sanierungen und Heizungswechsel.

Maßnahmen lassen sich nicht 1:1 übertragen

Aus den Ergebnissen ließen sich bewährte Best Practices ableiten. „Quer durch die Sektoren Gebäude, Strom, Industrie und Verkehr und sowohl in Industrieländern als auch in den oft vernachlässigten Entwicklungsländern“, sagt Koch.

Zwar ließen sich die Maßnahmen aus den verschiedenen Ländern „nicht zwingend 1:1 auf andere übertragen“, jedoch könnten die Maßnahmen-Mischungen der Erfolgsfälle ähnlich entwickelten Ländern Orientierung geben, so Stechemesser. „Wir glauben, dass dieses Orientierungswissen von großer Bedeutung ist, um Politik und Gesellschaft bei der Transformation zur Klimaneutralität zu unterstützen.“ (dpa)

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