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Die BTU Cottbus-Senftenberg hat eine Monitoringstelle gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung eingerichtet. (Archivbild)

© Patrick Pleul/dpa

Pionierarbeit gegen Rechtsextremismus: Uni Cottbus richtet Monitoringstelle ein

Cottbus gilt als Hochburg des Rechtsextremismus. Die Universität mit vielen Studierenden und Wissenschaftlern aus aller Welt geht jetzt dagegen in die Offensive.

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In Cottbus tritt die gewaltbereite rechte Szene unverhohlener auf als anderswo. Das fängt damit an, dass im Stadtbild häufiger Sticker mit rechtsextremen Sprüchen und einschlägige Kleidermarken auffallen. Angehörige der Brandenburgischen Technische Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg beklagen aber auch Fälle von offenem Rassismus und extrem rechter Gewalt am Campus.

Mit der Einrichtung einer Monitoringstelle will die Hochschule ihre Angehörigen entschlossener gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung schützen. Zum Wintersemester nimmt diese ihre Arbeit auf. Betroffene können ein Online-Meldesystem nutzen, durch das sie Unterstützung bekommen und Vorfälle von rechter Einflussnahme und Diskriminierung dokumentiert werden – auf Wunsch anonym.

Die Stelle wertet die Meldungen zudem wissenschaftlich aus, um „Leerstellen zu identifizieren“ und Betroffenen künftig besser zu helfen, wie die wissenschaftliche Leiterin Heike Radvan in einem Pressegespräch am Donnerstagmorgen erläuterte. Einmal jährlich soll ein Bericht erscheinen. Auch Externe können sich an die Stelle wenden, die dann etwa an Opferberatungsstellen weitervermittelt würden.

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Ziel sei zudem auch die Aufklärungs- und Präventionsarbeit sowie die Sensibilisierung für das Thema in der Lehre oder Verwaltung der Uni. So hätten sich vereinzelt offen rechtsextreme Personen eingeschrieben, die in Seminaren den Diskurs zu bestimmen versuchen. „Diese Leute können wir nicht einfach exmatrikulieren“, wie die Unipräsidentin Gesine Grande sagte. Es sei stattdessen „gemeinschaftliches Handeln“ gefragt, um Positionen zu finden.

Das Phänomen der rechten Einflussnahme sei zudem weder spezifisch für die BTU, noch für die Stadt Cottbus, so Grande weiter. Ähnliche Vorfälle gebe es in Hochschulen im ganzen Land, weshalb man mit Universitäten bundesweit zusammenarbeite, die ähnliche Stellen einrichten wollen.

Die Universität beschloss ein Handlungskonzept, das die Rechtsextremismusforscherin Radvan verfasst hat. Dazu gehört auch, sich der Vernetzung mit Initiativen in der Stadt zu widmen, die rechten Dominanzbestrebungen entgegentreten. „Es gibt seit den Achtzigerjahren eine starke demokratische Zivilgesellschaft in Cottbus“, sagte Radvan. Erklärtes Ziel der Uni sei es, die demokratischen Akteure in der Stadt zu stärken.

Man will in der Stadt und Region eine demokratische Alltagskultur verankern, „damit wir für die vielen Talente, die wir hier brauchen, ein Ort sind, an dem sie sich sicher fühlen und sich vor allem frei entfalten können“, sagte Unipräsidentin Grande. Mit der Monitoringstelle könne man „die Welt nicht retten“, gibt sie zu, bezeichnet das Vorgehen aber als alternativlos.

Die BTU ist eine Hochschule mit einem hohen internationalen Anteil. Etwa die Hälfte der Studierenden stammt aus dem Ausland, bei Doktorandinnen und Doktoranden sind es 40 Prozent. (mit dpa)

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