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Hoch hinaus: "Artemis"-Rakete vor dem Start in Cape Canaveral.

© AFP/Joel Kowsky

Nasa-Programm kostete 20 Milliarden Dollar: Rückkehr zum Mond – warum eigentlich?

Überall Krisen auf der Erde – und die USA schießen für teures Geld Raketen zum Mond. Der Weltraum ist trotzdem noch ein legitimes Ziel. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ralf Nestler

Bei sechs Jahren Verzögerung kommt es auf ein paar Tage mehr nicht an. Wegen technischer Probleme musste am Montag der Start der neuen Schwerlastrakete SLS vom Kennedy Space Center verschoben werden. Dennoch kommt die Nasa ihrem Ziel näher: Ein Flug zum Mond, zunächst mit Puppen, später mit Menschen. 2025 soll die Rückkehr auf die Oberfläche gelingen, doch die Begeisterung ist überschaubar.

Die Kritik an dem Mondprogramm der USA, an dem sich Europa maßgeblich beteiligt, ist verständlich. Manche finden es grotesk, angesichts der Krisen auf der Erde – Kriege, Klima, Artenschwund – milliardenteure Ausflüge ins All für wenige Auserwählte zu veranstalten.

Indes, mit diesem Argument ließen sich alle Großvorhaben ohne unmittelbaren Nutzen beenden: der Teilchenbeschleuniger am Cern zum Beispiel, Weltraumteleskope oder Forschungen zur Kernfusion. Deren Wert erweist sich oft erst nach Jahrzehnten und ist nicht allein monetär.

Ob astronautische Mondmissionen ihre Kosten „einspielen“, ist fraglich. Bisher ist kein lunarer Rohstoff bekannt, bei dem es sich lohnt, ihn aufwendig abzubauen und zur Erde zu holen. Dennoch ist es ein legitimes Ziel, Menschen ins All, auf den Mond oder gar den Mars zu bringen. Weil es in deren Natur liegt, seine Grenzen zu verschieben, ins Unbekannte aufzubrechen und es zu erforschen. Wie das geschieht, darüber ist sehr wohl zu diskutieren.

Das Mondprogramm der Nasa hat einige heikle Punkte. Dazu gehören die Artemis-Accords: ein Regelwerk für die Nutzung des Mondes. Länder, die ihre Leute mit Orion dort hinschicken wollen, sollen es unterschreiben. Sinnvoll ist ein solches Regelwerk unbedingt, aber es gehört auf internationaler Ebene verhandelt und nicht von einem Staat vorgegeben. Deutschland zögert zu Recht, hier zu unterzeichnen, wird das aber nicht ewig durchhalten.

Jeder Start kostet vier Milliarden Dollar

Heikel sind auch die Kosten. Weit über 20 Milliarden Dollar hat das neue Mondprogramm bereits gefordert. Jeder Start eines SLS-Orion-Tandems kostet vier Milliarden Dollar. Sechs sind derzeit geplant, für die versprochene „langfristige“ Rückkehr zum Mond mit einer bemannten Station braucht es noch mehr.

Es ist klug, regelmäßig kritisch zu fragen: Wollen wir das Programm wirklich weiterführen, finden wir billigere Alternativen, finden wir weitere Partnerländer, die Geld mitbringen? Bevor Artemis „too big to fail“ ist und die Haushalte über Gebühr belastet.

Über allem steht aber die Frage: Was sollen die Astronauten wochenlang, monatelang dort oben machen? Allein Antworten wie „geologische Forschung betreiben“ oder „schneller als China sein“ werden die Steuerzahler auf Dauer kaum zufriedenstellen.

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