
© Imago/Archiv Klaus Fischer/Sorge
Sexismus in der DDR: „Das Idealbild der Frau blieb die arbeitende Mutter“
Die Historikerin Henrike Voigtländer erklärt, warum die DDR trotz Frauenförderung keine geschlechtergerechte Gesellschaft war. Patriarchale Machtstrukturen blieben erhalten.
Stand:
Frau Voigtländer, Sie haben sich als Historikerin mit dem Verhältnis zwischen den Geschlechtern in der DDR befasst. Das hohe Maß an Gleichberechtigung der Frauen in der DDR lässt vermuten, dass es in der Gesellschaft weniger Sexismus gab. Trifft das zu?
Nein. Das politische Projekt der Gleichberechtigung bedeutete nicht, dass es in der Bevölkerung keine sexistischen Vorstellungen und Handlungen gab. Gleichstellung und Sexismus schließen sich nicht aus.
Inwiefern?
Ich verstehe Sexismus als ein Instrument zur Machtsicherung patriarchaler Herrschaft. Dessen Basis bildet eine Ideologie der Ungleichheit von Geschlechtern. Auch in der DDR gab es zum Beispiel die Annahme, dass Frauen aufgrund ihrer Weiblichkeit quasi von Natur aus sozialere Wesen seien und daher etwa für den Beruf der Sekretärin die bessere Wahl seien, da sie den Chef liebevoll-mütterlich umsorgen würden.
Es gab auch die Forderung zum Beispiel in Ratgebern, sich gerade als Arbeiterin weiblich zu kleiden, um äußerlich sichtbar „Frau“ zu bleiben. Traditionelle Geschlechtervorstellungen wurden weder hinterfragt noch aufgebrochen.
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