
© IMAGO/Wolfgang Maria Weber
Studierende in Sorge: Deutschland-Semesterticket vor Preiserhöhung
Wie teuer wird das Nahverkehrsangebot 2025? Kurz vor der Bekanntgabe fordern Studierendenverbände eine Obergrenze.
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Das Deutschlandticket lässt sich für die Bundesregierung getrost als einer der Erfolge der Legislaturperiode verbuchen. Für 49 Euro im Monat können Bürger bundesweit den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) machten davon im April 2024 insgesamt 11,2 Millionen Personen Gebrauch - mehr als jeder achte Deutsche.
Entsprechend euphorisch verkündete Wissing im November 2023 die Einführung eines vergünstigten Tarifs für Studierende. Ab dem Sommersemester 2024 können Studierende das Deutschland-Semesterticket für 60 Prozent des regulären Preises, also monatlich 29,40 Euro, erwerben. „Das Ticket eröffnet vielen jungen Menschen ganz neue Möglichkeiten der Mobilität. Da ist ein echter Freiheitsgewinn“, frohlockte der FDP-Politiker.
Dass das nicht auf Dauer so bleiben würde, diese Sorge gibt es schon länger „Eine Erhöhung des Ticketpreises ist aufgrund der Inflation und der damit verbundenen wirtschaftlichen Situation der Studierenden nicht zumutbar“, warnte etwa das Deutsche Studierendenwerk (DSW) bereits im April. Falsch lagen das DSW mit seiner Befürchtung nicht: Im Juli einigte sich die Verkehrsministerkonferenz (VMK) darauf, den Preist für das Deutschlandticket zu erhöhen. In Kürze soll mitgeteilt werden, um welche Summe es geht. Betroffen wären davon auch Studierende.
Wie viel ist zu viel?
In einem gemeinsamen Statement appellieren der DSW und der Freie Zusammenschluss von Student*innenschaften (fzs) nun an die VMK, das Studierendenticket vom Normalpreis zu entkoppeln und abhängig von den realen Lebenshaltungskosten der Studierenden zu machen. Auch eine „mehrjährige Preisobergrenze“ sei dringend notwendig.
Es darf nicht sein, dass Ticketpreise für nachhaltige Mobilität falschen Prioritäten in der Verkehrspolitik zum Opfer fallen.
Sascha Wellmann, Bundesvorstandsmitglied des Freie Zusammenschlusses von Student*innenschaften
Sascha Wellmann, Bundesvorstand des fzs, der Verkehrsministerkonferenz, wirft dabei grundsätzliche Fragen auf: „Es darf nicht sein, dass Ticketpreise für nachhaltige Mobilität falschen Prioritäten in der Verkehrspolitik zum Opfer fallen.“ Statt etwa die Nutzung von Dienstwagen zu subventionieren, sollten mehr Mittel für die Schiene locker gemacht werden. Ein Preisanstieg würde das Studium zudem „noch mehr von sozio-ökonomischen Faktoren abhängig“ machen, sagt Wellmann und verweist damit auf die Bildungsungerechtigkeit in Deutschland.
„Für weite Teile der Bevölkerung, darunter auch viele Studenten, ist das Deutschlandticket nach wie vor eine große Erleichterung“, heißt es dazu aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV). Es stehe den Ländern frei, die Preise für Studierende zu senken und für den Differenzbetrag aufzukommen. Betonen möchte das BDMV, dass das Deutschlandticket Fahrgäste entlaste, weil diese nicht mehr aus einem großen Angebot an Tarifen wählen müssten.
Sollte das Deutschlandticket bis zu 15 Euro teurer werden, wie der bayrische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) gegenüber der „Bild am Sonntag“ annahm, hieße das zumindest für bayrische Studierende: Statt 29,40 Euro würden monatlich 38,40 Euro fällig, also 108 Euro mehr pro Jahr.
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