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Wissen: Symbolischer Wettbewerb

Stifterverband will Initiative für gute Lehre starten

Wird es nach dem Elitewettbewerb für die Forschung auch einen für die Lehre geben? Der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft, der sich bereits 2007 stark dafür engagierte, will jetzt eine eigene „Exzellenzinitiative für die Lehre“ auflegen. Hochschulen sollen – ähnlich wie beim Elitewettbewerb für die Forschung – für ein Zukunftskonzept ausgezeichnet werden, in dem sie erklären, wie sie in der Lehre in den nächsten Jahren zur Spitze aufschließen. Auch Wissenschaftler mit neuen Lehrkonzepten sollen gefördert werden, ebenso Kompetenzzentren für Hochschuldidaktik. Die Lehre dürfe nicht länger „im Schatten der Forschung“ stehen, sagte Arend Oetker, Präsident des Stifterverbandes, gestern in Berlin.

Details zu den Wettbewerbsbedingungen und ein Starttermin stünden noch nicht fest, hieß es. Klar scheint bisher allein, dass der Lehrwettbewerb nur mit einem Bruchteil des Geldes dotiert sein wird, der für die jüngst entschiedene Exzellenzinitiative für die Forschung zur Verfügung stand. Fünf Millionen Euro will der Stifterverband für die Lehre ausgeben – für die Forschung wurden dagegen von Bund und Ländern 1,9 Milliarden Euro verteilt.

Auch am neuen Wettbewerb sollten sich Bund und Länder beteiligen, sagte Oetker. „Das allein privat zu finanzieren, wird nicht gehen.“ Er sei zuversichtlich, dass die Kultusministerkonferenz (KMK) weitere fünf Millionen Euro beisteuern werde: „Wir sind da auf einem guten Weg.“ Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbands, räumte ein, dass es angesichts der niedrigen Summen beim Wettbewerb vor allem „um Symbolik geht“: „Wir wollen, dass Wissenschaftler Reputationschancen auch in der Lehre sehen.“ Der Stifterverband will sich deswegen auch für die Gründung einer „Deutschen Lehrgemeinschaft“ einsetzen. Ob das eine Konkurrenz zur Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) werden soll oder ob die Lehrgemeinschaft als zusätzliche Abteilung bei der DFG unterschlüpfen könnte, wie Oetker vorschlug, blieb offen.

Die neue KMK-Präsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer nannte den Wettbewerb für die Lehre dagegen am Mittwoch in Berlin „ein schwieriges Thema“. Für gute Lehre gebe es kaum Kriterien. Mit diesem Argument hatten die Kultusminister der unionsregierten Länder im Juni 2007 die Initiative des damaligen KMK-Präsidenten Jürgen Zöllner (SPD) für einen Exzellenzwettbewerb Lehre durchfallen lassen. Mit der Aufgabe, alternativ eine „Qualitätsoffensive exzellente Lehre“ zu entwickeln, beschäftigt sich seitdem die Amtschefskommission der KMK. Sie soll in der kommenden Woche einen Vorschlag vorlegen.

Intern ist zu hören, dass jedenfalls kein Wettbewerb empfohlen werde, wie ihn der Stifterverband wolle. Das Grundproblem in der Lehre seien die zahlenmäßig katastrophalen Betreuungsverhältnisse von bis zu 100 Studierenden auf einen Professor. Daran könne man nur etwas ändern, wenn die Hochschulfinanzierung durch die Länder massiv aufgestockt werde. Damit sei derzeit nicht zu rechnen. Auch Kramp-Karrenbauer glaubt nicht an eine Exzellenzinitiative für die Lehre: „Wenn man einen solchen Wettbewerb will, muss er ordentlich ausgestattet sein.“ Als Ministerin aus einem finanzschwachen Land werde sie ihren Kollegen sicherlich nicht vorschlagen, Millionenbeträge dafür zur Verfügung zu stellen. Sie sei allerdings gespannt auf die Vorschläge, die der Wissenschaftsrat demnächst vorlegen will – vor allem auf solche, die keine finanziellen Folgen hätten.

Der Wissenschaftsrat will bekanntlich eigene „Empfehlungen zur Verbesserung der Hochschullehre“ aussprechen. Auch hier sind die Kriterien für gute Lehre umstritten. Nachdem die Empfehlungen von der Sitzung im November 2007 auf die diesjährige Januarsitzung verlegt wurden, sollen sie nun im Mai verkündet werden, heißt es aus dem Gremium. In der kommenden Woche werde ein Entwurf in erster Lesung behandelt. Bekannt ist, dass der Wissenschaftsrat empfehlen will, Fähigkeiten in der Lehre bei Berufungsverfahren mehr Gewicht zu geben als bisher. Auch die vom Stifterverband geforderten Kompetenzzentren zur didaktischen Fortbildung werden befürwortet. Nach britischem Vorbild sollen sie für einzelne Disziplinen an verschiedenen Hochschulen eingerichtet werden. Amory Burchard/Tilmann Warnecke

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