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Tierische Ärzte: Wie sich Delfine, Schafe und andere Arten selbst heilen
Die Natur bietet viele heilsame Wirkstoffe. Das wissen nicht nur Menschen, auch Tiere nutzen ihre Umwelt, um sich vor Infektionen zu schützen oder Parasiten loszuwerden.
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Auch Tiere können Ärzte sein. Viele Arten nutzen nicht nur „Medikamente“, Wirkstoffe aus der Natur, um Wunden schneller zu heilen. Sie schützen sich und ihre Artgenossen auch vorbeugend mit Bioziden, biologisch aktiven Substanzen, vor Infektionen und Parasiten.
„Zoopharmakognosie“ heißt die Wissenschaft, die diese Fähigkeiten bei verschiedenen Tierarten erforscht und bereits einige kuriose Beispiele entdeckt hat:

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Schimpansen legen sich beispielsweise gegenseitig zerdrückte Insekten auf Wunden. Diese Wundbehandlung hilft, dass die offenen Stellen sich nicht entzünden und schneller heilen.

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Schimpansen legen auch weite Strecken zurück, um Aspilia-Pflanzen zu finden, deren Blätter gegen Band- und Fadenwurmbefall im Darm helfen. Das ist pure Selbstmedikation, denn die Pflanze gehört nicht zur üblichen Kost der Primaten.

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Ähnlich klug verhalten sich an Malaria erkrankte Schimpansen. Sie greifen zu den bitteren Blättern des Mahagoni-Baums.

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Die Blätter des Mahagonibaumes Trichilia rubescens, enthalten Substanzen, die ähnlich wirken wie ein gängiges Malariamedikament, das Chloroquin. Das entdeckte die Tierärztin Sabrina Krief vom staatlichen Naturkundemuseum in Paris.

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Grüne Paviane nutzen die Arzneikraft der Schwarzen Pflaume Vitex doniana, die nicht nur gegen Schlangenbisse und Infektionen wirkt, sondern auch als Verhütungsmittel.

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Die Schwarze Pflaume enthält ein progesteronähnliches Hormon. Wenn Paviangruppen in Nigeria einmal im Jahr en masse die Früchte ernten, unterdrückt das ihr sexuelles Verlangen und auch Schwangerschaften. Ob die Sexpause den Affen recht ist oder nur für die anderen medizinischen Vorteile in Kauf genommen wird, ist noch unklar.

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Eichelhäher baden manchmal in Ameisenhaufen. Sie spreizen ihr Gefieder und lassen die Insekten zwischen die Federn laufen. Die Ameisensäure schützt die Vögel wahrscheinlich vor Milben und anderen Parasiten.

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In Mexiko-Stadt bauen Spatzen die flauschige Cellulose aus Zigarettenkippen in ihre Nester ein. Das macht die Brutstätte nicht nur kuschelig. Das Nikotin und andere Substanzen aus den Glimmstängeln halten auch Mikroorganismen und Milben fern, konnte Monserrat Suárez-Rodríguez von der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko nachweisen.

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Jedes Schaf kennt Arzneipflanzen. Lämmchen, die Wurmbefall im Darm plagt, essen mehr tanninhaltige Kleearten wie den Kronensüßklee und den chinesischen Buschklee. Wenn die Parasiten verschwinden, lassen sie von diesen Pflanzen wieder ab.

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Große Tümmler bilden vor bestimmten Korallenriffen im Roten Meer regelrechte Warteschlangen, fiel Tauchern auf. Offenbar, um sich an Pilzlederkorallen der Gattung Sarcophyton, an der Buschgorgonie Rumphella aggregata oder auch an Ircinia-Schwämmen zu reiben, die alle Wirkstoffe enthalten, die vor Infektionen der Haut schützen.

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Orang-Utans kennen verschiedene Wundarzneien. Sie kauen Drachenbaumblätter und legen den Brei auf verletzte Hautstellen.
Eine andere Arznei wählte ein Orang-Utan, den Verhaltensbiologin Isabelle Laumer vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz beobachtete (siehe Tagesspiegel-Bericht).
Drei Tage, nachdem er sich eine Verletzung im Gesicht zugezogen hatte, sammelte er Blätter der Liane Fibraurea tinctoria, kaute sie und rieb den Speisebrei auf die Wunde. Abschließend deckte er die Masse mit einem festen Blatt derselben Lianenart zu. Fünf Tage währte die Behandlung. Dann war die Wunde verheilt.
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