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Studierende sitzen in einem Hörsaal und blicken nach vorne.

© dpa

Prekäre Arbeit in der Wissenschaft: Union und SPD nähern sich beim Uni-Nachwuchs an

Nach langem Streit kommt Bewegung in die neuen Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Jetzt legt auch die Union ein Konzept vor, um Kurzbefristungen zu stoppen und mehr Professuren zu schaffen.

CDU und CSU drängen Unis und Forschungsorganisationen, als Arbeitgeber attraktiver zu werden. „Unsachgemäße Kurzbefristungen in der Wissenschaft sollen unterbunden werden“, heißt es in einem Papier der Unionsfraktion im Bundestag, das dem Tagesspiegel vorliegt. Das neue Wissenschaftszeitvertragsgesetz solle bestimmen, dass sich die Befristungsdauer etwa bei Promotionen am erforderlichen Zeitbedarf orientiert. Bei Drittmittelbeschäftigten müsse die Dauer der Mittelbewilligung ausschlaggebend sein.

"Der Weg für eine schnelle Reform ist frei"

Auf die Novelle hatten sich Union und SPD im Koalitionsvertrag geeinigt. Über Details wird seitdem aber gestritten. Zuletzt äußerten Unionspolitiker Verständnis für die Warnung der Wissenschaftsorganisationen vor gesetzlichen Regelungen. Mit ihrem Vorschlag, den die Union offiziell am Montag vor einer Anhörung zum Thema im Wissenschaftsausschuss präsentieren will, nähert sie sich jetzt Positionen der SPD an. Allerdings betont die Union, kürzere Laufzeiten müssten möglich bleiben, etwa für Verlängerungen kurz vor dem Abschluss einer Qualifikationsarbeit.

Doch wie die SPD will sie nichtwissenschaftliches Personal in Drittmittelprojekten aus dem Zeitvertragsgesetz herausnehmen. Dahinter steht die Auffassung, dass etwa Laboranten in der Regel Daueraufgaben erfüllen, für die ihnen Dauerstellen zustehen. Hubertus Heil, der Vizevorsitzende der SPD-Fraktion, begrüßte das Unionspapier am Freitagabend. „Nun ist der Weg frei für eine schnelle Umsetzung der Reform.“

Länder bei Tenure-Track-Professuren in der Pflicht

Annäherung gibt es auch bei den langfristigen Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Hier hatten sich die Fraktionen im April auf ein Programm zur Verbesserung akademischer Karrierewege geeinigt, das 2017 bis 2027 mit einer Milliarde Euro finanziert werden soll. Die Union schlägt nun ein „Bund-Länder-Programm zur Förderung von Tenure-Track-Professuren“ vor. Der Bund könne deren Einführung an den Unis fördern, heißt es. Gleichzeitig müssten aber die Länder dafür verantwortlich sein, sie bei einer positiven Evaluation nach sechs Jahren zu verstetigen. Die Mittel dafür habe der Bund bereits durch die Übernahme der Bafögkosten zur Verfügung gestellt, wodurch die Länder jährlich um rund 1,2 Milliarden Euro entlastet werden.

Die SPD hatte im Mai konkret gefordert, ab 2017 mindestens 1500 zusätzliche Juniorprofessuren zu schaffen, die Union will sie Assistenz- und Associate-Professuren nennen. Simone Raatz, Forschungsexpertin der SPD-Fraktion, kündigte an, Union und SPD würden über die Sommerpause einen gemeinsamen Antrag entwickeln.

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