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Der Strom, den die TU Berlin verbraucht speist sich bereits zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien.

© Oana Popa

Energie- und Wärmewende: Viel Energie sparen bei geringen Kosten

Wärme zurückgewinnen statt Fenster zu sanieren - Wie auf dem Campus von TU Berlin und UdK das Wärmewendeziel erreicht werden kann.

Das Rechenzentrum der TU Berlin strotzt vor Energie. Jährlich produzieren die Server 4,7 Gigawattstunden (GWh) Abwärme. Beim TU-Hauptgebäude entstehen durch Kälteanlagen pro Jahr sogar 5,8 GWh Abwärme. „Mit diesen 10,5 GWh könnte man etwa 20 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs der TU Berlin und der Universität der Künste (UdK) decken“, sagt Prof. Dr.-Ing. Martin Kriegel vom Fachgebiet Gebäude-Energie-Systeme. Dies ergab eine Analyse im Rahmen des Forschungsprojektes „Energieeffizienter Hochschulcampus Berlin-Charlottenburg“, das er leitet. Doch bislang verpufft diese Energie.

Das soll sich ändern. Bis 2023 wollen die Wissenschaftler*innen einen Plan entwickeln, wie das Energiewendeziel der Bundesregierung bei der Wärmeversorgung von Gebäuden – bis 2050 80 Prozent des Primärenergiebedarfs auf erneuerbare Energien umzustellen – auch auf dem Campus von TU Berlin und UdK umgesetzt werden kann. In Deutschland kommt die Energie für die Wärmeversorgung von Gebäuden gerade einmal zu zehn Prozent aus erneuerbaren Rohstoffen. Der Strom, den die TU Berlin verbraucht, speist sich bereits zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien.

Anders sieht es bei der Wärmeversorgung aus, also beim Heizen und Kühlen von Räumen und Laboren. „Die Stromwende haben wir an der TU Berlin vollzogen, nun brauchen wir eine Wärmewende“, so Kriegel. Um das zu bewerkstelligen, soll unter anderem Abwärme und erneuerbare Wärme genutzt werden.

TU und UdK als ganzheitlicher „Organismus"

Die Wissenschaftler*innen untersuchten die 49 Gebäude der beiden Hochschulen auf ihre energetische Bilanz und leiteten daraus 1000 Einzelmaßnahmen ab, um das Wärmewendeziel zu erreichen. Da die Hochschulen das Geld für Baumaßnahmen aus dem Landeshaushalt erhalten, wollen die Wissenschaftler*innen die Wende so kostengünstig wie möglich vollziehen. Dieser Nutzen-Kosten-Ansatz führte sie zu einer neuen Methode: „Wir verabschieden uns davon, jedes einzelne Gebäude energetisch komplett sanieren zu wollen. Stattdessen betrachten wir das Areal von TU Berlin und UdK als ganzheitlichen ‚Organismus’ und stimmen die energetischen Maßnahmen bei den Gebäuden so aufeinander ab, dass das Wärmewendeziel erreicht wird.“

Diese Methode soll bei der Hochschul-Standort-Entwicklungsplanung eingesetzt werden, mit dem der Sanierungsstau an den TU- und UdK-Gebäuden in den nächsten Jahren aufgehoben wird. Da wollen die Wissenschaftler beratend zur Seite stehen, wenn es darum geht zu entscheiden, was im Zuge einer Sanierung energetisch sinnvoll ist. „Das Eugene-Paul-Wigner-Gebäude der TU Berlin hat einen extrem hohen Strom- und Wärmeverbrauch. Wir analysierten, dass eine Fenstersanierung kaum Energie spart, aber hohe Kosten verursacht. Mit dem Einbau einer Wärmerückgewinnungsanlage ließe sich jedoch der Energieverbrauch halbieren und das Geld dafür hätte sich nach einem Jahr rentiert“, so Martin Kriegel.

Sybille Nitsche

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