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Von wegen geteilte Elternschaft: Kinder nutzen Papas Gene mehr als Mamas
Die eine Hälfte des Erbguts eines Kindes stammt von der Mutter, die andere vom Vater. Doch die väterlichen Gene drängen sich offenbar gern in den Vordergrund.

Stand:
„Ganz der Vater“, „wie die Mutter“ – Eltern wissen, was von den oft gegensätzlichen Einschätzungen der Tanten, Schwiegermütter und Freunde zu halten ist, wie ähnlich der Nachwuchs dem Erzeuger oder der Erzeugerin nun angeblich ist. Man sieht, was man sehen will, etwa das Grübchen am Kinn wie bei Muttern und übersieht den rötlichen Haarflaum, der sich im väterlichen Bart wiederfindet.
Daran wird sich wohl auch dann nichts ändern, wenn man die Erkenntnis genetischer Untersuchungen berücksichtigt, dass Kinder die vom Vater geerbten Varianten ihrer Gene etwas häufiger nutzen als die von der Mutter.
Von wegen „fifty-fifty“
Eigentlich wird der Nachwuchs ziemlich genau „fifty-fifty“ mit Erbgut ausgestattet: 23 Chromosomen kommen von der Mutter über die Eizelle, weitere 23 über das Spermium des Vaters. Von den darin enthaltenen jeweils etwa 20.000 Genen gibt es also eine mütterliche und eine väterliche Variante.

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Zwar sind die Gene großteils identisch, die mütterliche und väterliche Kopie unterscheiden sich jedoch in der Regel durch geringfügige Mutationen, die dann ausschlaggebend für, beispielsweise, die Augen- oder Haarfarbe sind.
Aber welche der Kopien setzt sich häufiger durch?
Grundsätzlich gibt es Mutationen, die die Aktivität von Genen verändern und sie dadurch „dominanter“ oder „rezessiver“ machen. Bislang ging man davon aus, dass es bei einigen Genen mal die mütterlichen Varianten sind, die sich durchsetzen, und mal die väterlichen – ein einvernehmliches Unentschieden also.
Doch ein Forschungsteam der University of North Carolina hat festgestellt, dass es offenbar die väterlichen Genkopien sind, die im Nachwuchs häufiger aktiviert werden.
Allerdings hatte das Team um den Genetiker Fernando Pardo-Manuel de Villena Maus-Erbgut untersucht, nicht menschliches. Doch die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass die entdeckte „genomweite Expressionsungleichheit zugunsten des Vaters“ bei mehreren hundert untersuchten Genen auch bei anderen Säugetieren wie dem Menschen vorkommt.
Ob das nun häufiger zu eher väterlichen Zinken anstatt formschöner mütterlicher Nasen führt, ist unklar. Die Forschenden hatten sich auf die Aktivität der Gene im Gehirn der Mäuse konzentriert. Dort sei zwar „deutlich stärkere väterliche Genaktivität“ festzustellen. Aber Achtung, liebe Väter, nicht vorschnell triumphieren: Das bedeutet nicht, dass damit zwangsläufig eine bessere Gehirnleistung einhergeht!
Diesen Erbonkel-Text also besser nicht voreilig verwenden, um der Mutter zu erklären, woher die Genialität des Nachwuchses kommt. Sowas geht sowieso immer nach hinten los.
Der „Erbonkel“ – Geschichten rund um Gene, jedes Wochenende.
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