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Warum sich nasse Hunde schütteln: Und was das mit zärtlichen Berührungen beim Menschen zu tun hat
Nicht immer will Mensch seinem besten Freund nah sein: Eben noch im Wannsee Stöckchen holen, schütteln sich Hunde gern, um das Wasser aus dem Fell zu bekommen. Jetzt ist der Auslöser dieses Verhaltens entdeckt worden.

Stand:
Wasser übte auf „Chaos“, den hier schon erwähnten, vom Erbonkel heißgeliebten Hund, eine magische Anziehungskraft aus. Was natürlich, insbesondere nach unerlaubten Stippvisiten schlammigster Schlammlöcher, ein ausgiebiges Trockenschleuder-Programm aus dem Repertoire seines Instinktverhaltens auslöste.
Keine noch so scharf gerufene Warnung konnte verhindern, dass der sich schüttelnde Hund meterweit Wasser und Dreck von sich warf und jeder im näheren Umkreis ähnlich nass und schlammig aussah.

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Schuld sind die „C-LTMR“, hat jetzt das Team von David Ginty von der Harvard-Universität durch Untersuchungen an Mäusen entdeckt, schreibt es im Fachblatt „Science“. Diese speziellen Sensoren in der Haut sind es, die das bei allen haarigen Säugetieren angeborene Schleuderprogramm auslösen. Sie sitzen in den Haarwurzeln und werden aktiv, sobald Wasser, Öl, Dreck oder Parasiten die Haare bewegen.
Das löst einen Reiz aus, der über bestimmte Nervenbahnen erst ins Rückenmark und dann bis ins Kleinhirn gelangt, wo Informationen wie Geschmack, Temperatur, Schmerz und Juckreiz verarbeitet und entsprechende körperliche Reaktionen ausgelöst werden – in diesem Fall ein infernalisches, aber sehr wirkungsvolles Schütteln des ganzen Hundekörpers: Dreck und Wassertropfen erreichen bis zum Zwölffachen der Erdbeschleunigung, schneller als ein Rennwagen die Kurve kratzen kann. Mit vier- bis siebenmal pro Sekunde schleudert der nasse Fiffi bis zu 70 Prozent des Wassers in weniger als einer Minute weg.
Man könnte auch sagen: Der Hund wird geschüttelt. Denn das Schleuderprogramm ist ähnlich unwillkürlich und unsteuerbar wie die Reaktion auf zärtliche Berührungen beim Menschen. Das kommt nicht von ungefähr, denn auch das Streicheln der Haut oder die sanfte Umarmung spüren Menschen unter anderem durch C-LTMR-Sensoren, jedenfalls die menschliche Variante davon.
Ohne den Sensor wäre die Welt, zumindest in unmittelbarer Umgebung eines klatschnassen Hundes, zwar womöglich etwas weniger „gefährlich“, aber dafür auch weit weniger sinnlich.
Was wir zum Leben mitbekommen und was wir weitergeben – jedes Wochenende Geschichten rund um Gene und mehr in der „Erbonkel“-Kolumne.
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