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An der TU Berlin streiten sich Hochschulgruppen über Islamismus und Antisemitismus.

© dpa/Daniel Naupold

Update

Wegen Einladung eines jüdisch-kurdischen Vereins: Hochschulgruppen an der TU streiten sich über Islamismus

Der Asta der Technischen Universität Berlin plante eine Veranstaltung zum Thema Islamismus, eine Hochschulgruppe kritisiert das. Präsidentin Geraldine Rauch schaltet sich ein und warnt vor „islamfeindlichen Tendenzen“.

Stand:

Studierende der Technischen Universität Berlin (TU) luden für den vergangenen Mittwoch zu einer Veranstaltung zum Thema Islamismus. Wie die „Welt“ berichtet, hatte sich die TU-Präsidentin Geraldine Rauch tags zuvor kritisch über diese geäußert.

In der begleitenden Broschüre des veranstaltenden Vereins Pek Koach sieht Rauch „islamfeindliche Tendenzen“. Es bestehe die Gefahr, dass „antimuslimische Ressentiments propagiert“ würden, hieß es in der Mail an den Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) der TU, die die „Welt“ zitiert. Diverse Konflikte würden vermischt und als Erscheinungen desselben Islamismus dargestellt, findet demnach die TU-Präsidentin. Pek Koach bezeichnen sich als selbst als Jüdisch-Kurdische Frauen-Allianz („Jewish-Kurdish Women’s Alliance“).

Die Studierendenvertretung hatte mit Pek Koach die Veranstaltung mit dem Titel „Speak Now: Stimmen gegen Islamismus“ im Rahmen der „kritischen Orientierungswochen“ geplant. Bei dem Programm stellen sich hochschulpolitische und externe Initiativen vor und laden zum Mitmachen ein.

In ihrer Nachricht bat die Präsidentin den Asta, die Veranstaltung aufmerksam zu begleiten und bei diskriminierenden Äußerungen einzugreifen. „Gleichzeitig möchten wir uns klar von der Veranstaltung distanzieren“, zitiert die „Welt“ aus der Mail Rauchs.

Nachdem 50 Personen sich wegen Bedenken zur Veranstaltung an die Unileitung kontaktiert hätten, habe diese „mehrere Antidiskriminierungsakteur*innen der TU Berlin um ihre Einschätzung der Broschüre und Veranstaltung gebeten“, heißt es weiter. Das Ergebnis sei „einstimmig“ gewesen.

Nach Angaben der TU Berlin sollte die spätere E-Mail von Geraldine Rauch keine Aufforderung sein, die Veranstaltung abzusagen. Sie hätte nur der Information über eine interne inhaltliche Prüfung gedient.

Am Dienstag hatte die Gruppe „NotinournameTU“, die sich selbst als „Studierendenkollektiv für Palästina“ bezeichnet, in einem Instagram-Post Vorwürfe gegen Pek Koach erhoben und in dem Kontext vor „Islamfeindlichkeit“ an der TU und an der Humboldt-Universität gewarnt.

Der Tagesspiegel fragte die TU-Präsidentin am Freitagmittag zu der Sache an, die Antwort steht noch aus. Ein Asta-Sprecher berichtete am Freitagabend, die TU-Veranstaltung sei gut gelaufen. „Es kam nicht zu islamfeindlichen Aussagen“. Zuvor habe es „im konstruktiven Austausch mit verschiedenen Stellen an der TU“ gegeben.

Dieselbe Veranstaltung von Pek Koach, die an der TU für Diskussionen sorgt, soll am 22. Oktober auch an der Humboldt-Universität im Rahmen der „Antisemitismuskritischen Einführungswochen“ stattfinden.

Sprecherin von Pek Koach weist Vorwürfe zurück

Die Gruppe „NotinournameTU“, die die Vorwürfe gepostet hatten, stört sich unter anderem am Begriff „politischer Islam“, der in der Broschüre von Pek Koach verwendet wird.

Fatma Keser von Pek Koach verteidigt gegenüber dem Tagesspiegel die Verwendung. „Damit ist natürlich nicht der Islam als Religion gemeint, sondern Islamismus.“ Er sei hilfreich, um zwischen „Dschihadismus“, also dem Einsatz von Gewalt, und „legalistischen Formen des Islamismus“ zu unterscheiden. Letzterer meint eine gewaltfreie Durchsetzung des fundamentalistischen Dogmas.

Islamismus werde aber nicht ausschließlich mit Gewalt verbreitet, so Keser. Ähnlich wird es auch im Glossar der Broschüre erklärt.

Mit Blick auf die kommende Veranstaltung von Pek Koach an der HU sagt Keser: „Dort haben wir Rückhalt, wir freuen uns darauf und hoffen, die Veranstaltung ohne Probleme halten zu können.“

Den Vorwurf, Pek Koach verbreite Muslimfeindlichkeit, weist sie klar von sich. In der Broschüre gehe es um Betroffene von Islamismus, „um ihre Erfahrungen, ihre Perspektiven“. Dazu zählten auch muslimische Frauen. „Neben Aleviten, Jesiden und so weiter sind ein Großteil der Kurd:innen ja muslimisch, viele davon sunnitisch“.

„NotinournameTU“ wiederum stehen bei anderen Studierenden in der Kritik. So soll die Gruppe einen Demoaufruf zum 7. Oktober geteilt haben, in dem der Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 als „heldenhafter Ausbruch aus dem Gefängnis“ und „Leuchtfeuer der revolutionären Hoffnung“ bezeichnet wird, dokumentiert die Gruppe Tacheles TU auf Instagram. Dem Tagesspiegel liegen Screenshots hierzu vor, nachvollziehen lässt es sich auf dem Account von „NoutinournameTU“ nicht mehr.

Ein Sprecher von Tacheles TU sagte dem Tagesspiegel am Freitag, die Gruppe habe „schon öfter öffentlich und intern ans Präsidium der TU appelliert, auf den radikalen Antisemitismus von „Not In Our Name TU“ zu reagieren“. (blk/evm)

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