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Weltnaturkonferenz – Vielfalt erhalten: Eine Fledermaus rettet den Tequila
Anlässlich der Weltnaturschutzkonferenz in Montréal beschreiben wir täglich eine bedrohte, ausgerottete oder gerettete Spezies aus dem Museum für Naturkunde Berlin.
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Anlässlich der Weltnaturschutzkonferenz in Montréal vom 7. bis 19. Dezember beschreiben wir in Zusammenarbeit mit dem Museum für Naturkunde Berlin (MfN) täglich eine bedrohte, ausgerottete oder gerettete Spezies aus dessen Sammlung. Ziel der Konferenz ist ein neues Weltnaturabkommen, in dem sich die Weltgemeinschaft verpflichtet, das Arten- und Lebensraumsterben bis 2030 zu stoppen. Mit den Einblicken in die Berliner Sammlung wollen wir exemplarisch zeigen, was auf dem Spiel steht. Autorin der Artikelfolge ist Gesine Steiner, Sprecherin des MfN. Heute: die Tequila-Fledermaus.
Sie befruchtet Agaven, die Quelle des Mezcal
Auch wenn Tequila-Liebhaber:innen es wohl nicht ahnen: Fledermäuse sind ganz entscheidend für diesen Trinkgenuss. Die Tequila-Fledermaus (Leptonycteris yerbabuenae) ernährt sich nämlich mit Vorliebe vom Nektar der Agavenpflanzen, aus denen der mexikanische Schnaps Mezcal, darunter auch Tequila hergestellt wird.

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Während die Fledermaus mit ihrer langen Zunge den Nektar aus den Blütenständen der Agaven leckt, nimmt sie zugleich Pollen in ihrem Fell auf. Den Pollen trägt sie zur nächsten Blüte, die sie so bestäubt. Das sichert nicht nur weiteren Tequila, sondern macht die Agavenpflanzen auch widerstandsfähiger gegen Krankheitserreger.
Denn die Tequila-Fledermaus sucht jede Nacht in einem Radius von über 100 Kilometer um ihre Schlafhöhle nach Blüten. Damit erhöht sie die genetische Vielfalt der Pflanzen und somit deren Resistenz gegen Krankheiten.
Noch vor wenigen Jahrzehnten war die Tequila-Fledermaus stark bedroht. Sie stand in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet – vom Süden der USA bis nach Honduras – auf der Roten Liste. Dies änderte sich, als Forschende der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM) in Zusammenarbeit mit den Mezcal-Produzenten eine fledermaus-freundliche Zertifizierung ihrer Produkte entwickelten.
Hierbei verpflichten sich die Agavenfarmer, bis zu zehn Prozent ihrer Agaven blühen zu lassen und sie nicht wie sonst üblich vor der Blüte zu ernten und durch Stecklinge zu vermehren. So können sich die Fledermäuse ernähren. Und dieser vermeintlich kleine Beitrag reichte aus, um die Tequila-Fledermaus 2017 vollständig von der Roten Liste der gefährdeten Arten zu streichen.
Dieses Beispiel für eine gelungene Rettung zeigt nachdrücklich, dass Natur- und Artenschutz am besten in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren funktioniert.
Im Museum für Naturkunde Berlin ist die Tequila-Fledermaus in der Säugetiersammlung und im Tierstimmenarchiv vertreten – und sie wird erforscht! Daher wissen wir, wie effizient diese Fledermäuse Nektar aus Agavenblüten holen. Sie können pro Sekunde jeweils 500 Milligramm Nektar aufschlecken und stellen sich damit etwas geschickter an als andere blütenbesuchende Fledermausarten.
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