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Im Kidepo Valley National Park im ostafrikanischen Uganda leben Nord-Giraffen.

© Michael Brown

Von wegen „die“ Giraffe: Weltnaturschutzunion erkennt vier Arten an

Jedes Kind weiß, wie eine Giraffe aussieht. Das Tier mit dem langen Hals, schon klar. Aber nun ist es offiziell: Giraffe ist nicht gleich Giraffe. Wir klären Details in einer besonders langen Bilderschau.

Stand:

„Es gibt Gestalten“, schrieb der Zoologe Alfred Brehm Ende des 19. Jahrhunderts, „die mit den jetzt lebenden Geschöpfen gleichsam nicht mehr in Einklang zu bringen sind“. Die auffallendste von allen sei mit ihrem langen Hals, der „alles gewohnte Maß überschreite“, die Giraffe.

Auch spätere Zoologen hatten ihre Probleme mit der Gestalt, oder genauer: den teilweise ziemlich unterschiedlichen Gestalten, der Giraffen. Alle wurden einer Art zugerechnet, Giraffa camelopardalis, aber es wurden neun Unterarten unterschieden.

Nun hat die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Giraffensystematik nach bestem und vor allem aktuellem Wissen neu sortiert. Es werden jetzt vier Arten unterschieden:

  • Nord-Giraffe (Giraffa camelopardalis)
  • Netz-Giraffe (Giraffa reticulata)
  • Massai-Giraffe (Giraffa tippelskirchi)
  • Süd-Giraffe (Giraffa giraffa)

Grundlage ist die zehnjährige Forschungsarbeit unter Leitung des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums Frankfurt und der Giraffe Conservation Foundation (GCF) in Namibia.

Jungtier und Mutter einer Nord-Giraffe, fotografiert im Murchison Falls National Park. Foto: GCF

© GCF

Unsere genetischen Analysen zeigen, dass die Unterschiede zwischen den Giraffenarten ebenso deutlich sind wie jene zwischen Braun- und Eisbären.

Axel Janke, Evolutionsgenetiker am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt und federführender Wissenschaftler des internationalen Forschungsteams

IUCN Giraffen
Northern giraffe (Giraffa camelopardalis)
Uganda Kidepo Valley National Park
Copyright Michael Brown

© Michael Brown

Nord-Giraffe

Die neue Einteilung beruht auf genetischen Daten, Unterschieden im Körperbau der Tiere und natürlichen Barrieren. Große Flüsse, Grabenbrüche und Trockenzonen haben zur Artenbildung beigetragen.

So werden nun die unter anderem in Uganda heimischen Nord-Giraffen von den anderen Arten unterschieden.

IUCN Giraffen
Reticulated giraffe (Giraffa reticulata)
Kenya Laikipia Plateau
Copyright Michael Brown

© Michael Brown

Netz-Giraffe

Am namengebenden Fellmuster der Netz-Giraffe und auch der anderen Arten lassen sich die Tiere individuell unterscheiden.

IUCN Giraffen
Masai giraffe (Giraffa tippelskirchi) Tanzania’s Lake Manyara National Park
Copyright Michael Brown

© Michael Brown

Massai-Giraffe

Die Bullen der unter anderem in Kenia heimischen Massai-Giraffen werden bis zu sechs Meter groß. Mit dem langen Hals erreichen die Tiere hoch hängende Blätter. Sie werden aber auch bei ritualisierten Kämpfen mit Artgenossen eingesetzt.

IUCN Giraffen
Southern giraffe (Giraffa giraffa)
Deserts of Namibia
Copyright Michael Brown

© Michael Brown

Süd-Giraffe

Die Daten zeigten zudem, dass sich die vier Giraffenlinien, die Süd-Giraffe ist die vierte, sich seit etwa 230.000 bis 370.000 Jahren unabhängig voneinander entwickeln. Die Arten paaren sich nicht.

„Die amtliche Anerkennung der vier Arten ist kein bloßes Detail der Wissenschaft“, sagt Julian Fennessy, Mitbegründer der GCF. Lebensräume der Giraffen würden durch den wachsenden Bedarf an Nutzflächen vielerorts dezimiert. „Durch die offizielle Anerkennung können wir nun spezifisch angepasste Schutzstrategien entwickeln.“

Die IUCN wird nun die Gefährdung jeder der vier Giraffenarten für die Rote Liste der bedrohten Arten einstufen. Erste Einschätzungen deuten darauf hin, dass drei der vier Arten als „gefährdet“ oder sogar als „stark gefährdet“ gelten könnten. (mit dpa)

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