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Bachen mit Frischlingen können ungemütlich werden.

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Wildschweinisch für Stadtmenschen: Grundkenntnisse erleichtern das friedliche Nebeneinander

Begegnungen von Stadtmensch und Wildschwein werden häufiger. Hier erfahren Sie, wie in der Kommunikation mit dem Tier peinliche Missverständnisse vermieden werden.

Patrick Eickemeier
Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

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Die Paarungszeit ist gerade vorbei. In einigen Wochen bis Monaten dürften die ersten Bachen Frischlinge führen. Oder, um es etwas städtischer zu beschreiben: Alleinerziehende Wildschweinmütter sind dann mit etwa sechs stets hungrigen, neugierigen und stark bewegungsaffinen Jungtieren unterwegs. Und das auch in der Stadt.

Bei Begegnungen mit Menschen und womöglich deren Hunden kann es vorkommen, dass die gestresste Bache sie anfaucht. Diese akustische Unmutsbezeugung ist also nicht nur unter katzenartigen Raubtieren, sondern auch unter Wildschweinen (Sus scrofa) durchaus gebräuchlich. Im Interesse aller Beteiligten sollte sie nicht missverstanden und Abstand gehalten werden. Was muss Stadtmensch noch wissen?

Die Stadt lockt Wildtiere, nicht nur Wildschweine, mit einem ganzjährig reichhaltigen Nahrungsangebot.

© picture alliance/dpa/Gregor Fischer

Da wäre zunächst die äußere Erscheinung. In der Vergangenheit ist es nachweislich zu Verwechslungen gekommen. Für die bessere Kommunikation ist aber hilfreich zu wissen, wen man vor sich hat. Wildschweine sind an ihrem borstigen Fell, kleinen Augen und Ohren zu erkennen. Und ihre Schnauze endet, anders als zum Beispiel bei Löwen (Panthera leo), in einem kurzen Rüssel.

Nachdem das Wildschwein als solches identifiziert ist – was nun? Und wie verhalte ich mich korrekt, wenn ich einer ganzen Rotte begegne? „Wildschweine sind nicht grundsätzlich gefährlich“, sagt Fachmann Konstantin Börner vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung. Grundsätzlich hätten sie mehr Angst vor Menschen als umgekehrt. Wobei das natürlich auch von den beteiligten Menschen abhängt.

Im Gesicht der Tiere zu lesen, ob ein tätlicher Angriff zu befürchten ist, erscheint nicht aussichtsreich. Wildschweine hätten keine ausgeprägte Mimik, sagt Börner, aber: „Besonders aufmerksam sollten Sie werden, wenn die Tiere die Ohren hochstellen und den Schwanz aufrichten.“ Diese Signale sollten „unbedingt“ als Warnung verstanden werden.

Sich langsam und ruhig zurückzuziehen, lässt dann beide Seiten ihr Gesicht und ihre körperliche Unversehrtheit wahren. Menschen mit Hund sollten diesen sofort an die Leine nehmen – in Wildschweingebieten am besten von vornherein angeleint lassen. In der Vergangenheit kam es vor allem bei Begegnungen mit freilaufenden Hunden zu Angriffen.

Kritische Situationen entstehen vor allem, wenn Frischlinge dabei sind, wie in den kommenden Monaten. Das Muttertier wird sie entschlossen auch vor nur gefühlten Bedrohungen verteidigen. Aber die Chancen stehen nicht schlecht, dass die Bache dabei erstmal nur so tut, als ob. Als intelligente Tiere belassen Wildschweine es zunächst meist bei Scheinangriffen.

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