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Wie aus dem Gesicht geschnitten: Chris Martin verkleidet sich als seine Tochter Cassie.

© instagram.com/therealburrmartin

Erziehung mal anders: Der Selfie-Dad

Was tun, wenn die eigene Tochter sexy Fotos im Internet hochlädt? Ein Vater in den USA hat eine ungewöhnliche Strategie.

Chris Martin liebt Verkleidungen. Und er bastelt sie alle selbst: den spitznasigen Bösewicht Gru aus „Ich, einfach unverbesserlich“, Marvel-Comic-Helden oder den blauhaarigen, versoffenen Wissenschaftler Rick aus der Serie „Rick and Morty“. Die Bilder lädt der Familienvater aus dem US-Bundesstaat Washington bei Facebook und Instagram hoch, bislang hat der Moderator des örtlichen Kostümwettbewerbs in der Provinzhauptstadt Spokane nicht mehr als ein paar Likes dafür bekommen.

Martins letzte Kostümidee schlug allerdings ein wie eine Bombe: Der stämmige Mann mit dem stoppeligen Doppelkinn, 48 Jahre, verkleidete sich als seine Tochter Cassie, 19 Jahre. Auch sie ist in sozialen Netzwerken unterwegs und postet dort Selfies ihrer Schokoladenseite. Kulleraugen, bauchfreie Tops, Duckface. Ein bisschen zu sexy, fand ihr Vater und ärgerte sich über die Kommentare unter den Fotos. „Die Jungs haben wirklich ekelhafte Sachen geschrieben.“

Kann schiefgehen: Vater parodiert Tochter

Anstatt seiner Tochter einen moralischen Vortrag zu halten, krempelte er kurzerhand sein T-Shirt hoch, kritzelte sich mit Filzstift eine schlechte Kopie ihres Tattoos auf den wohlgenährten Bauch, positionierte sich genau wie sie, den Kopf schräg gelegt, die Lippen geschürzt, vor dem Badezimmerspiegel und machte mit seinem Handy ein Bild. Das Ergebnis postete er mit den Worten „Hey, was geht ab?“ unter das dazugehörige Foto von Cassie auf Facebook.

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Vater parodiert Tochter – das kann schiefgehen, aber Zurückhaltung liegt Martin einfach nicht. „Humor spielte in seinen Erziehungsmethoden immer eine Rolle“, erzählt Cassie. Einmal versteckte er eine Zombiepuppe in der Dusche, um sie zu erschrecken. Jetzt, da sie mit der Schule fertig und ausgezogen ist, treibt ihr Vater sein Spielchen eben online.

Wer ist dieser Typ mit Bauchansatz?

Solange sie im Vorschulalter sind, wollen Mädchen ihre Väter bisweilen sogar heiraten. In der Psychoanalyse gibt es dafür den hübschen Begriff „Elektrakomplex“, also das weibliche Pendant zum Ödipuskonflikt. Spätestens mit Beginn der Pubertät kühlt die Begeisterung oft merklich ab. Wer ist dieser Typ mit Bauchansatz und Schnauzer und warum kommt er sich so lustig vor? Augenrollen, Seufzen, Ignorieren.

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Väter lässt das völlig kalt. Stoisch klingeln sie an der Tür, um ihre Töchter eine halbe Stunde zu früh von Partys abzuholen. Argwöhnisch begutachten sie den ersten Freund (dieser verpickelte Wicht!). Schamlos lassen sie ihren Tränen freien Lauf, wenn das (gar nicht mehr so kleine) Mädchen irgendwann von zu Hause auszieht.

Auch Obama blamiert seine Töchter

Für keine Peinlichkeit sind sie sich zu schade: Barack Obama stimmte kürzlich bei einem Empfang zum Unabhängigkeitstag im Weißen Haus „Happy Birthday“ für seine älteste Tochter Malia an – ziemlich schief und vor großem Publikum. „Weil es der Job eines Vaters ist, seine Töchter zu blamieren“, rechtfertigte sich der mächtigste Mann der USA. Das 18 Jahre alte Geburtstagskind selbst kam mit gequältem Gesichtsausdruck auf die Bühne und schien mit ihrer Umarmung sagen zu wollen: „Oh Mann, Papa, muss das sein?“

Chris Martin hatte Glück: Cassie konnte über seinen Scherz lachen, genau wie ihre männlichen Facebookfreunde, die alle gern mal ein Bier mit dem „Selfie-Dad“ trinken würden.

Den Lolita-Blick hat er schon perfektioniert

Martin macht also weiter, schmiert sich schwarze Farbe um die Augen, wenn Cassie ein Foto mit Lidstrich postet; zieht eine Schnute, wenn Cassie einen Kussmund macht. Auch seine Frau mischt inzwischen mit. „Sie kam mit einem weißen Top nach Hause, warf es mir zu und sagte, daraus musst du ein Selfie machen.“ Martin suchte ein passendes Facebookbild von Cassie heraus, presste sich in das Oberteil, legte sich Äste um den Kopf und malte sich ein Tattoo ins Dekolleté. Den Lolita-Blick hatte er da schon perfektioniert.

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Es wird sein Meisterwerk – und die Netzgemeinde dreht durch. Innerhalb kürzester Zeit folgen ihm mehr als 38 000 Nutzer auf Instagram. Vor Kurzem waren es noch 60. Onlinemedien, Zeitungen und Sender melden sich bei ihm, routiniert beantworten Vater und Tochter auch die Fragen für diesen Artikel. Selbst der Schauspieler Ashton Kutcher und der Rapper Lil Wayne teilen die Fotos des ungleichen Duos auf ihren Facebookseiten. „Jetzt kann ich glücklich sterben“, sagt Cassie mit einem Augenzwinkern.

"Es war nicht mein Plan, dass die Welt meine Männerbrüste sieht"

Aber das Internet wäre nicht das Internet, gäbe es nicht auch Menschen, die in den nachgestellten Selfies das Böse schlechthin zu erkennen glauben. Er würde seine Tochter sexualisieren, heißt es. Er führe sich wie ein bevormundender Helikopter-Vater auf. Oder auch: Die ganze Sache sei ein PR-Gag, um Cassie berühmt zu machen. Chris Martin lacht. „Diese Leute haben einfach nicht verstanden, wie soziale Medien funktionieren. Es war nicht mein Plan, dass die ganze Welt meine Männerbrüste zur Kenntnis nimmt.“

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Ob er sein eigentliches Ziel, Cassie zu weniger freizügigen Bildern zu bewegen, erreichen wird, bleibt unklar. Die junge Frau steht vor einer schwierigen Entscheidung. „Ich überlege noch, ob ich meine Bilder etwas entschärfe oder wie bisher weitermache – einfach um zu sehen, welches Foto er als Nächstes nachstellt.“

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