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1. FC Union Berlin und HSV trennen sich torlos: „Wir haben zu viel Taktik im Kopf gehabt“
Gegen den Hamburger SV präsentiert der 1. FC Union den Gegenentwurf zum verrückten 4:3 in Frankfurt vor einer Woche. Defensiv stehen die Berliner ordentlich, vorne sind sie harmlos.
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Es war nicht so, als wäre in der Anfangsphase zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem Hamburger SV am Sonntagabend nichts passiert. In der neunten Minute setzte Diogo Leite im gegnerischen Strafraum zum Dribbling an und wurde gefoult, es gab Elfmeter für die Köpenicker – und Andrej Ilic vergab. Im Stadion An der Alten Försterei war es dennoch ungewohnt still.
Auf der Waldseite, wo normalerweise Unions Ultras stehen, klaffte eine deutlich sichtbare Lücke. Auch der Gästeblock war nicht voll und sehr zurückhaltend. Erst nach einer Viertelstunde strömten die größtenteils schwarz gekleideten Mitglieder der aktiven Fanszenen in ihre Blöcke.
Grund für die verspätete Anfeuerung war ein Polizeieinsatz am Bahnhof Jannowitzbrücke, bei dem 200 Union-Fans nach dem Einsatz von Pyrotechnik kontrolliert worden sein sollen. „Los geht’s! Und niemals vergessen“, brüllte Unions Capo in sein Megafon, als die Waldseite endlich komplett war. „Eisern Union“, antworteten die Berliner Fans.
Die Kulisse mit 22.012 Zuschauenden im ausverkauften Stadion und unter Flutlicht war nun da – nur die Akteure auf dem Rasen versprühten wenig Esprit. Union und der HSV trennten sich im ersten Duell seit 2019, damals noch in der Zweiten Liga, 0:0. „Wir haben zu viel Taktik im Kopf gehabt und waren nicht so befreit im Pressing“, sagte Kapitän Christopher Trimmel. „Aber dass wir in einem Spiel, in dem es offensiv nicht so funktioniert, die Null halten, ist wichtig.“ Die Berliner sind mit sieben Punkten Tabellenelfter, der HSV rangiert mit fünf Zählern zwei Plätze dahinter.
Union startete mit derselben Startformation wie beim verrückten 4:3 in Frankfurt vor einer Woche, nur auf der Trainerposition gab es eine Änderung. Für den gesperrten Steffen Baumgart, der das Spiel aus einem Container neben dem Gästeblock verfolgte, stand Co-Trainer Sebastian Bönig an der Seitenlinie. In der Dreierkette setzten die Berliner erneut auf Diogo Leite, der den Vorzug vor Tom Rothe bekam.

© dpa/Soeren Stache
Das Spiel begann aus Berliner Sicht mit dem Elfmeter vielversprechend, doch Ilic schoss zu unplatziert in die linke Ecke und Daniel Heuer Fernandes parierte. Der serbische Stürmer hatte in der Vorwoche noch mit vier Torvorlagen geglänzt, am Sonntag machte er eine unglückliche Figur.
Wirklich gut im Spiel war aufseiten der Köpenicker aber nur Leite, dem nicht anzusehen war, dass er den Großteil der Vorbereitung verpasst hatte und Union gerne verlassen hätte. Ansonsten taten sich die Gastgeber sehr schwer. Das in der Vorwoche so spektakuläre Sturmtrio hing in der Luft, das Mittelfeld bekam kaum Zugriff.
Der Aufsteiger aus Hamburg machte den besseren Eindruck und hatte mehr als 60 Prozent Ballbesitz. Im Umschaltspiel boten sich dem HSV einige gute Möglichkeiten, die Entscheidungsfindung im letzten Drittel war allerdings unglücklich.
Rayan Philippe, der in der Anfangsphase den Elfmeter verursacht hatte, machte einen Schlenker zu viel und schoss zentral auf Unions-Torwart Frederik Rönnow. Auch Jean-Luc Dompé ließ den direkten Zug zum Tor vermissen. Auf der anderen Seite verfehlte Ilyas Ansah das Ziel nach einer guten Eckballvariante von Trimmel. So ging es ohne klare Chancen aus dem Spiel in die Pause.
Nach dem Seitenwechsel versuchten es Rani Khedira für Union und Dompé für den HSV aus der Distanz, besonders viel tat sich in den Strafräumen aber nicht – dafür umso mehr aus der Tribüne. Die Berliner Ultras zündeten zahlreiche Pyrofackeln und sorgten für eine minutenlange Unterbrechung. Bönig nutzte die Gelegenheit und wechselte Tim Skarke für Oliver Burke sowie András Schäfer für Janik Haberer ein.
Union wurde nun etwas druckvoller, die größte Chance hatte jedoch ein Berliner im Trikot des HSV. Der bei Hertha BSC ausgebildete Ransford Königsdörffer schoss aus halbrechter Position haarscharf am Tor vorbei. Wenig später traf Trimmel mit einer eigentlich ungefährlichen Ecke, für die sich kein Hamburger verantwortlich fühlte, den Pfosten. Ansah köpfte nach einer Freistoßflanke knapp vorbei. In der zehnminütigen Nachspielzeit sah Hamburgs Fabio Vieira für eine heftige Kollision mit Leopold Querfeld die Rote Karte, ein Tor fiel nicht mehr.
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