
© imago images/Everett Collection
Die Königin der Prinzen: Sängerin und Musikproduzentin Annette Humpe wird 75
Annette Humpe hat deutsche Popgeschichte geschrieben. Zum 75. Geburtstag blickt die Musikerin auf ein außergewöhnliches Leben zwischen Bühne, Studio und Berlin zurück.
Stand:
Als Teil der Band Ideal wurde Annette Humpe in den 80er-Jahren berühmt, bis heute können viele den Refrain ihres Neue-Deutsche-Welle-Hits „Blaue Augen“ mitsingen. Doch auch wenn sie seit den 90er-Jahren nur noch selten selbst auf der Bühne zu sehen war, feierte sie noch große musikalische Erfolge – ob als Teil des Duos Ich und Ich oder als Produzentin von Musikern wie Die Prinzen, Udo Lindenberg oder Max Raabe. Am Dienstag wird Humpe 75 Jahre alt.
Am 28. Oktober 1950 wurde sie in Hagen geboren und wuchs in Herdecke in Nordrhein-Westfalen und Bad Pyrmont in Niedersachsen auf. Die Eltern betrieben eine Konditorei, spielten in ihrer Freizeit Flöte und Orgel.
Nach dem Abitur studierte Humpe zunächst einige Semester Klavier und Komposition in Köln und ging 1974 nach West-Berlin – möglichst weit weg von Vater und Mutter, die sich nicht trauten, durch die DDR zu reisen, wie sie im Juni im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) sagte. Für Humpe war Berlin damals die Erfüllung ihrer Träume. „Für mich war das eine Offenbarung.“
Mit ihrer fünf Jahre jüngeren Schwester Inga Humpe, die später Teil des Duos 2raumwohnung werden sollte, gründete sie 1979 die Neonbabies. Zum Broterwerb kellnerte sie nebenbei. „Ich dachte auch, so wird es immer sein“, sagte sie im RBB. „Ich spiele abends in der Band, und tagsüber verdiene ich das Geld mit Kellnern – ich konnte mir ja nicht vorstellen, dass man irgendwann dafür Geld kriegt.“
Song wurde zur Hymne auf das West-Berlin der 80er
Das sollte sich wenig später ändern, als Humpe mit Ernst Ulrich Deuker und Frank Jürgen Krüger die Band Ideal gründete. Der Song „Berlin“ von 1980 wurde zur Hymne auf das West-Berlin der 80er-Jahre, mit dem 1982 veröffentlichen Song „Blaue Augen“, den Humpe noch zu Neonbabies-Zeiten geschrieben hatte, gelang der bundesweite Durchbruch.
Doch das Bandleben war anstrengend, sagte Humpe kürzlich der „Zeit“. „Die Jungs waren immer viel zu laut.“ Permanent habe sie gegen die Band anschreien müssen. „Die anderen waren nicht bereit, ihre Verstärker runterzufahren, da gab es große Egoprobleme in der Band.“ Am Ende einer Ideal-Tour sei ihr klar geworden, dass sie das nicht ihr Leben lang machen wolle.

© imago images/United Archives
So zog Humpe weiter, zunächst als Teil des Projekts DÖF - Deutsch-Österreichisches Feingefühl, dann mit ihrer Schwester als Humpe und Humpe. Ab Anfang der 90er-Jahre zog sie sich weitgehend von der Bühne zurück und begann, Lieder für andere Künstler zu schreiben und zu produzieren. „Man muss gucken, was kann man am besten, und ich finde, ich kann ganz gut Songs schreiben und arrangieren“, sagte sie im RBB. Als Sängerin finde sie sich „nicht so dolle“.
Probleme, sich in der männerdominierten Musikproduzentenszene zu behaupten, habe sie nicht gehabt, sagte Humpe. „Mein Selbstbewusstsein war echt stabil, weil ich auf der Musikhochschule war“, sagte sie im RBB. „Ich wusste, harmonisch macht mir kein Typ was vor.“
Tatsächlich landeten die von Humpe produzierten Lieder einen Hit nach dem anderen, von Lindenbergs „Ein Herz kann man nicht reparieren“ über „Küssen verboten“ von den Prinzen bis zu „Mädchen“ von Lucilectric. Mit dem Sänger Adel Tawil startete sie 2005 noch einmal ein eigenes Projekt - das Duo Ich und Ich, das mit Hits wie „Vom selben Stern“ die Charts stürmte. Doch auch hier stand Humpe nur ausnahmsweise selbst auf der Bühne.
Humpe lebt bis heute in Berlin. 1992 wurde ihr Sohn Anton geboren, den sie allein großzog, und der mittlerweile ebenfalls als Künstler tätig ist. Immer wieder wurde Humpe mit Preisen ausgezeichnet, etwa mit dem Echo oder dem Deutschen Musikautorenpreis. Im April 2025 wurde ihr der Ehrenpreis für Popkultur verliehen, für ihr Lebenswerk. Von den Prinzen hieß es dazu: „Sie sieht immer noch jung aus, auch weil sie es im Herzen geblieben ist, und wir können gar nicht anders, als uns vor unserer Königin zu verneigen.“ (AFP)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: