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Start am Tor: Seit Sonnabend sind die 22 Sportler*innen auf ihrem Weg nach Paris.

© Gerd Nowakowski

Radtour für schwerkranke Kinder: 1200 Kilometer für ein großes Ziel

Das Berliner Team Rynkeby radelt zur Tour de France nach Paris und sammelt Spenden - zusammen mit Teams aus vielen anderen europäischen Ländern

Alle sind fit und gut vorbereitet, haben hart trainiert in den vergangenen Wochen und Monate, doch am Start war allen die Aufregung trotzdem anzumerken. Vor der Kulisse des Brandenburger Tors wurden das Team an der Französischen Botschaft verabschiedet. Letzte Gelegenheit, noch mal das Rad zu checken, das gelbe Trikot zurechtzurücken, Fotos zu machen und sich zu verabschieden von Freunden und der Familie, bevor es auf die erste Tages-Etappe mit 150 Kilometern ging. Seit dem 9. Juli ist das Berliner Team nun unterwegs – auf dem Weg nach Paris.  

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Zum Berliner „Team Rynkeby - Hohes C“ gehören 22 Fahrerinnen und Fahrer, dazu kommt ein fünfköpfiges Support-Team im Begleitfahrzeug mit einem Mechaniker, der im Notfall das Rad fit macht, und außerdem zwei Ärztinnen und eine Krankenschwester. Ein Team ganz wie die Profis, die derzeit in Frankreich um den Sieg bei der Tour de France kämpfen. Auch die Berliner Radler*innen kämpfen  – nämlich um Unterstützung für krebskranke Kinder. Wenn das Team am 16. Juli in Paris angekommen sein wird, dann haben sie mit den 1200 zurückgelegten Kilometern auch jede Menge Spendengelder für die deutsche Kinderkrebsstiftung gesammelt. Das wird ein gutes Gefühl sein. Im vergangenen Jahr radelten die Rynkeby-Teams 9,75 Millionen Euro zusammen; die deutsche Kinderkrebsstiftung erhielt 152.000 Euro. Das wird dieses Mal übertroffen werden.
Was in Deutschland noch reichlich unbekannt ist, hat in den Dänemark und anderen nordischen Ländern schon eine Tradition. Das Team Rynkeby ist das größte Charity-Radteam Europas. In Dänemark entstand 2002 die Idee, mit einer Fahrradtour anlässlich der Tour de France Geld für schwerkranke Kinder und deren Familien zu sammeln. Aus den elf Hobby-Radlern, die sich damals auf den Weg  nach Paris machten, ist inzwischen eine regelrechte Bewegung geworden. Zum europaweiten Team Rynkeby gehören heute 2.500 Freizeit-Radsportler*innen und viele hundert Helfer*innen. In den vergangenen 20 Jahren hat das Team Rynkeby etwa 75 Millionen Euro für schwerkranke Kinder gesammelt. Inzwischen gibt es mehr als 60 lokale Teams aus Dänemark, Schweden, Norwegen oder Finnland. Selbst von den Faröer-Inseln und Island kommen Teams. Erstmals gibt es 2022 auch ein Team aus Belgien. Aus Deutschland radeln seit 2019 Teams aus Flensburg und aus Nieder Olm (Rheinland-Pfalz) mit. Neu dabei ist 2022 eine Mannschaft aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet.  Und auch die Berliner Radler*innen gehen erstmals auf die lange Fahrt nach Paris. Das Team hat sich erst im vergangenen Spätsommer gebildet und trainiert seitdem für die große Tour. Nach einem Hinweis im Newsletter „Ehrensache“ auf das Rynkeby-Projekt, so erzählt die beruflich als Gesundheitsreferentin arbeitende Team-Chefin und Managerin Ingela Aliwell, hätten sich gleich drei neue Teammitglieder gemeldet.
„Wir sammeln Geld für einen guten Zweck – und wir haben auch viel Spaß dabei“, erzählt Ingela Aliwell. Sie ist keine erfahrene Profi-Radlerin und gehörte auch nie einem Radsport-Verein an. Sie fand die Idee einfach gut, radelnd etwas Gutes zu tun, und hat sich auf die gemeinsame Strecke gefreut. Leider hatte Ingela Aliwell am Tag vor der Abfahrt einen positiven Corona-Test und muss nun in Berlin bleiben.
In den vergangenen Wochen hat das Team heftig trainiert. Drei bis viermal in der Woche traf sich die Gruppe, um sich mit möglichst vielen zurückgelegten Kilometern eine bärenstarke Kondition zu erarbeiten. Es ist eine bunte gemischte Gruppe zwischen 21 und 60 Jahren, die sich zusammengefunden hat. Einige haben Erfahrung mit langen Touren, für andere ist es ein ganz neues Abenteuer. Insgesamt haben die Team-Mitglieder rund 2500 Kilometer trainiert. Alle Mitglieder des Teams bezahlen selber für das von der Rynkeby-Zentrale vorgeschriebene einheitliche Rennrad, die Hotels auf der Strecke, für Verpflegung und die Team-Kleidung. Ein Rennen soll die Fahrt nach Paris ausdrücklich nicht sein. „Wir fahren gemeinsam in der Gruppe, alle unterstützen sich gegenseitig, damit wir es als Team zusammen schaffen, nach Paris zu kommen“, erzählt Ingela Aliwell: „Wir wollen sicher fahren und gut ans Ziel kommen und dabei auch viel sozialen Kontakt haben.“ Sie freuen sich natürlich schon darauf, in Paris die rund 2.500 Radler*innen aus den anderen Rynkeby-Team zu treffen und kennenzulernen. Dann, so erzählt es ein Team-Mitglied, werden die gelb gekleideten Radler*innen in einem riesigen Pulk gemeinsam durch Paris rollen.
Das Berliner Team Rynkeby ist neben dem regelmäßigen Training vielfältig aktiv. Gesammelt werden Spenden etwa bei Weihnachtsmärkten, besonderen Aktionen oder sogenannten Kilometer-Spenden. In diesem Jahr haben die deutschen Teams bereits 250.000 Euro gesammelt, erzählt Aliwell. Für die Tour nach Paris haben sie Sponsoren gesucht, die für jeweils 2.500 Euro einen Logo-Platz auf dem Team-Trikot erhalten. Da sind sie bei etlichen Berliner Unternehmen erfolgreich gewesen. Und auch etliche Spenden für jeden zurückgelegten Kilometer gibt es. Unterstützt wird das Team zudem von der Berliner Handwerkskammer, die ein gesponsortes Begleitfahrzeug stellt. Mehr Informationen über die Idee und das Team Rynkeby gibt es hier.
https://www.team-rynkeby.de/radfahren-mit-team-rynkeby/team-rynkeby-teams/team-rynkeby-berlin

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