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Die Mauern der JVA Plötzensee in Berlin.

© imago/Jürgen Ritter

Mehr Angestellte als Häftlinge betroffen: 14 Corona-Fälle in der Jugendstrafanstalt Plötzensee

Im Jugendgefängnis in Berlin-Plötzensee sind fünf Häftlinge und neun Mitarbeiter infiziert. Unterdessen gibt es Streit um einen abgeschobenen Afghanen.

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Nachdem in der vergangenen Woche mehrere Corona-Fälle in der Justizvollzugsanstalt Moabit bekannt geworden waren, bestätigte die Senatsverwaltung für Justiz am Dienstag 14 Infizierte in der Jugendstrafanstalt Plötzensee. Wie Justizsprecher Sebastian Brux auf Nachfrage erklärte, sind lediglich fünf der betroffenen Personen Häftlinge. Neun weitere Infizierte arbeiten in der Jugendstrafanstalt, davon einer als Mitarbeiter in einer der Werkstätten.

Brux sagte weiter, die Anstalt sei bereits Anfang November von einem „herausfordernden Infektionsgeschehen“ betroffen gewesen, und bezeichnete die aktuelle Situation als „abklingend“. Die Lage habe sich im Vergleich zu der vor einigen Wochen „beruhigt“, sagte er und erklärte, aktuell befänden sich 18 Mitarbeiter in Quarantäne. Direkte Folgen des Infektionsgeschehens auf die Gestaltung der anstehenden Weihnachtsfeiertage in der Anstalt schloss Brux aus.

Pikant: Von der Ausbreitung des Virus in der Anstalt betroffen ist nach Darstellung des Berliner Flüchtlingsrates möglicherweise auch ein am vergangenen Mittwoch nach Kabul abgeschobener Afghane. Der 21-Jährige leidet eigenen Angaben zufolge aktuell unter Symptomen wie Fieber, Übelkeit, Durchfall sowie leichtem Geruchs- und Geschmacksverlust.

Er soll bereits am 8. Dezember Kontakt zu drei später positiv getesteten Menschen gehabt haben und daraufhin am 10. Dezember zur Quarantäne verpflichtet worden sein. Ein am 14. Dezember vorgenommener Test zeigte Tagesspiegel-Informationen zufolge einen Tag später ein negatives Ergebnis. Wiederum einen Tag später wurde der Mann mit einem Sammelflug des Innenministeriums abgeschoben.

Während seine Anwältin die Darstellung des Flüchtlingsrates bestätigte und erklärte, ihrem Mandanten zufolge hätten Polizeibeamte den Mann direkt vor der Abschiebung unter Einsatz von Gewalt erneut getestet, sagte Brux: „Eine Infektion in der Anstalt ist so gut wie ausgeschlossen.“ Nicht nur der Mann selbst, auch die mit ihm direkt im Kontakt stehenden Häftlinge seien allesamt getestet worden. Die Ergebnisse waren negativ.

Abschiebung schlägt politische Wellen

Die Abschiebung des 21-Jährigen hatte bereits vor Bekanntwerden der mutmaßlichen Corona-Infektion des Mannes politische Wellen geschlagen. Linken-Parteichefin Katina Schubert kritisierte die Abschiebung als „unverantwortlich“ und warf Innensenator Andreas Geisel (SPD) vor, im Koalitionsvertrag festgehaltene Einigungen zur Abschiebepraxis in Krisenstaaten zu unterwandern.

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Geisel wiederum reagierte mit Verweis auf das lange Strafenregister des Mannes und erklärte: „Als Innensenator bin ich für den Schutz der Berliner Bevölkerung verantwortlich. Dieser Aufgabe komme ich nach. Die breite Akzeptanz für unsere humanitäre Flüchtlingspolitik halten wir in der Bevölkerung nur dann aufrecht, wenn auch klar ist, das wir ebenso konsequent gegen vollziehbar ausreisepflichtige Gewalttäter vorgehen.“

Der 21-Jährige hatte Geisel zufolge innerhalb von zwei Jahren Aufenthalt in Berlin 71 Strafanzeigen erhalten, „hauptsächlich wegen seiner brutalen Gewalttätigkeiten“, auch unter Einsatz von Waffen. Der Flüchtlingsrat warf dem Senat dennoch ein „äußerst kaltherziges“ Agieren vor.

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