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Eine Funkstreife im Einsatz.

© dpa

Nach Messerattacke auf Remmo-Sohn: 38-jähriger Libanese gefasst – keine Hinweise auf Clan-Rivalitäten

Ein Sohn der bekannten Großfamilie Remmo wird in einem Berliner Fitnessstudio niedergestochen. Am Nachmittag durchsucht die Polizei die Wohnung des Verdächtigen.

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Nachdem in der Nacht zu Mittwoch in einem Berliner Fitnessstudio ein bekanntes Mitglied der Remmo-Familie mit einem Messer attackiert worden war, hat die Polizei nun einen Tatverdächtigen ausfindig gemacht. Am Mittwochnachmittag setzten Ermittler einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des Verdächtigen in Mitte durch.

Die Beamten trafen den 38 Jahre alten Verdächtigen an. Es handelt sich nach Tagesspiegel-Informationen um den Libanesen E. Nachdem seine Identität festgestellt worden war, wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt. „Die Durchsuchung verlief mit Erfolg“, sagte eine Polizeisprecherin. Über die gefundenen Gegenstände könne sie aber nichts sagen, weil dies Teil der Ermittlungen sei. Dem Mann sei auch angeboten worden, sich zum Tatvorwurf zu äußern. Ob er davon Gebrauch gemacht hat, blieb unklar.

Das Tatmotiv ist noch völlig unklar. Hinweis auf einen Bezug zur Clankriminalität liegen bislang nicht vor. Ein weiteres Indiz dafür, dass der Fall weniger mit Rivalitäten unter arabischen Großfamilien zu tun hat: Nicht die Spezialisten des Landeskriminalamtes bearbeiten den Fall, sondern die Kriminalpolizei der örtlichen Direktion. Es haben sich bislang auch keine Hinweise für die Polizei ergeben, wonach der Fall an das LKA abgegeben werden müsste. Ermittelt wird wegen gefährlicher Körperverletzung. Der beschuldigte Libanese ist wegen anderer Delikte bereits polizeibekannt.

Der 24-jährige Remmo-Mann war am Mittwoch gegen 2 Uhr in einem Fitnessstudio neben dem bekannten Soho House in Prenzlauer Berg niedergestochen worden. Notarzt und Sanitäter versorgten den Schwerverletzten vor Ort, danach kam er in ein Friedrichshainer Krankenhaus.

Polizisten bewachten Remmo-Sohn im Krankenhaus

In der Klinik wurde der Betroffene, der einen Stich in den Bauch erlitten hatte, zunächst von Polizisten bewacht. Der deutsch-arabische Remmo-Clan war in den vergangenen Jahren immer wieder in blutige Auseinandersetzungen mit anderen Großfamilien verwickelt.

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Die Gewerkschaft der Polizei teilte nach der Tat mit, man sei nicht überrascht. Es dürfe kein "Normalzustand" werden, dass bei Streit im Milieu schwerste Verletzungen und Tod in Kauf genommen werden.

Nach der Urteilsverkündung tobte Vater Issa Remmo

Auch der Niedergestochene ist den Behörden seit Jahren bekannt. Er selbst stand 2019 wegen Mordverdachts vor dem Landgericht Berlin. Angeklagt war der damals 21-jährige Neuköllner, weil seine DNA am Körper des getöteten Vaters einer anderen Großfamilie gefunden wurde: Das Opfer Ali O. war im Mai 2017 am frühen Morgen von Maskierten vor seinem Haus in Britz mit Schlagstöcken zu Tode geprügelt worden. Zwei Jahre danach wurde der angeklagte Remmo-Sohn freigesprochen.

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Nach der Urteilsverkündung tobte sein Vater, der bekannte Issa Remmo, vor laufenden Kameras durch das Gerichtgebäude in Moabit. Er schrie über Minuten den Staatsanwalt an und musste von Justizbeamten aus dem Haus geleitet werden.

Villen, Geld und Diamanten-Diebstahl

Anderen Angehörige der Großfamilie sind wegen diverser Straftaten angeklagt, darunter der Diamanten-Diebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden. In vielen Fällen wurden Remmo-Männer zudem verurteilt, beispielsweise nach dem Einbruch in das Berliner Bode-Museum und einem Überfall auf einen Geldtransporter am Kurfürstendamm. Einzelne Mitglieder der aus dem Libanon stammenden Großfamilie sind gut vernetzt und gehen mitunter presserechtlich gegen Berichterstattung vor.

Derzeit streiten das Bezirksamt Neukölln und Remmo-Angehörige vor einem Zivilgericht. Es geht dabei um eine Villa in Alt-Buckow, in der Familienmitglieder leben. Sie ist von der Justiz beschlagnahmt worden, weil der Kauf des Hauses mit illegalen Geldern erfolgt sein soll.

Die Villa gehört deshalb seit 2020 dem Land. Gegen eine Räumungsklage wehren sich die Remmos. Das Bezirksamt führte vor Gericht an, dass das Vertrauensverhältnis zu den Bewohnern gestört sei, weil diese einen gefälschten Mietvertrag vorgelegt hätten. Die Familie bestreitet dies. Ein Vergleich zwischen Amt und Remmos kam nicht zustande, demnächst entscheidet das Gericht.

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