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Baum ab. Im Volkspark Mariendorf wurden umfangreich Bäume gefällt.

© Sigrid Kneist

Berlin-Tempelhof: 40 Bäume im Volkspark Mariendorf gefällt

In Tempelhof-Schöneberg streiten SPD und Grüne um die Bäume. An der Urania sollen Platanen weichen. Im Volkspark Mariendorf wurden Tatsachen geschaffen.

Im Ruhrgebietsfilm „Jede Menge Kohle“ hieß es Anfang der achtziger Jahre „Es kommt der Tag, da will die Säge sägen“. Jetzt gilt eher Folgendes: „Es kommt der Tag, da darf die Säge nicht mehr sägen“. Am 1. März beginnt die gesetzlich geschützte Vegetationsperiode, in der Bäume nicht gefällt oder stark beschnitten werden dürfen. Deswegen waren in den vergangenen Wochen an vielen Orten die Kettensägen im Dauereinsatz. In Tempelhof-Schöneberg ist deswegen ein Kampf um die Bäume entbrannt.

Da wird um die Platanen gerungen, die an der Urania fallen sollen, um – wie berichtet – einen besseren Blick auf das Kunstwerk des französischen Bildhauers Bernar Venet zu ermöglichen. Während sich die SPD mit CDU und FDP dafür stark macht, kämpfen Grüne und der Naturschutzverband BUND vehement für die Erhaltung der Bäume.

Gleichzeitig sind die Sozialdemokraten empört darüber, dass das Grünflächenamt unter der Verantwortung der Stadträtin Christiane Heiß (Grüne) im Volkspark Mariendorf in den letzten Wochen rund 40 Bäume fällen ließ. Dabei habe es vorher nur geheißen, dass 13 Bäume bei der Sanierung des Blümelteichs, der ein Gartendenkmal ist, weichen müssen.

13 Bäume standen auf der Liste

Die Sozialdemokraten werfen den Grünen Doppelmoral und Messen mit zweierlei Maß vor. „Hier werden Dutzende gesunde Bäume auf Veranlassung der grünen Stadträtin gefällt“, sagt der SPD–Kreisvorsitzende Lars Rauchfuß. Es sei auffällig, dass die genaue Zahl nicht mitgeteilt worden sei.

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Im Büro der Stadträtin heißt es, die Pressemitteilung zur Sanierung des Teiches habe nur die geschützten Bäume genannt und sei missverständlich gewesen. Man wolle künftig auf mehr Klarheit achten. Auf der Fällliste standen etliche Trauerweiden mit Stammumfängen bis zu 300 Zentimetern. Der Blümelteich wurde übrigens nach dem Mariendorfer Gastronomen Karl Blümel benannt, der dort eine Gaststätte betrieb, wie die Mariendorf-Kennerin Bianca Tchinda sagt.

Eine Erlengruppe fiel im Tempelhofer Franckepark

Unterdessen wurden auch im Tempelhofer Franckepark etliche Bäume gefällt, unter anderem eine Gruppe von Erlen an dem dortigen Teich. Dort gab es bis vor drei Wochen ein Wildgehege. Laut dem Baumexperten des BUND, Christian Hönig, hatte man in diesem Fall die Bäume fällen müssen, um das Naturdenkmal Teich, einen eiszeitlichen Pfuhl, erhalten zu können. Man habe abgewägt, dass der Teich schützenswerter als die Bäume seien. Nicht einverstanden ist der BUND dort jedoch mit dem radikalen Rückschnitt der Eiben, vor allem weil in den Grünanlagen auf der anderen Seite des Tempelhofer Dammes, im Bose- und Alten Park die Sanierung noch ansteht.

Weniger Last auf dem Tunnel

Auch in Mitte, in der dortigen Rathausstraße, wurden in den vergangenen Tagen Dutzende Bäume gefällt. Der Grund: Es soll „Leichterung“ für den darunterliegenden Tunnel der U5 geschaffen werden, also dass weniger Last auf den Tunnel drückt.

Fällung der Platanen nur mit Ausnahmegenehmigung

Übrigens: Für die Platanen an der Urania gilt jetzt erst einmal die gesetzliche Schutzfrist, denn am Donnerstag wird der Fälltrupp noch nicht anrücken können. In ihrem Beschluss in der BVV von vergangener Woche haben Sozialdemokraten, CDU und FDP jedoch auch die Prüfung einer Sondergenehmigung direkt mitbeantragt.

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