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Brandenburger Freiheitspreis, Diskussionsveranstaltung in der Brandenburger Landesvertretung

© Domstift Brandenburg/www.peteradamik.de

Brandenburger Freiheitspreis: „Wir leben nicht in einer Gesellschaft, in der das Recht auf Bildung für alle gilt“

Das evangelische Domstift Brandenburg verleiht erneut seinen Freiheitspreis. Bei einer Auftaktveranstaltung in Berlin wurde über Bildung und Unfreiheit debattiert.

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„Freiheit durch Bildung“ ist das Motto des fünften Brandenburger Freiheitspreises. Die unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stehende, mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre vom evangelischen Brandenburger Domstift vergeben. In diesem Jahr sollen Personen, Initiativen und Institutionen aus Berlin und Brandenburg geehrt werden, die sich „in vorbildlicher Weise für Bildung als Bedingung einer freiheitlichen Gesellschaft“ engagieren. Über die Preisvergabe entscheidet eine Jury unter Vorsitz von Landesbischof Christian Stäblein.

Bei einer von Tagesspiegel-Herausgeber Stephan-Andreas Casdorff moderierten und von rund 60 Personen besuchten Auftaktveranstaltung in der Brandenburger Landesvertretung in Berlin warnte der Bochumer Diversitätsforscher Lorenz Narku Laing davor, dass „Feinde der Freiheit“ stets auch die freie Bildung bekämpften. Das sehe man etwa in den USA, wo Unterricht und Schulbücher zu bestimmten Themen bereits verboten seien. „Wir sehen überall in der Welt – auch in der AfD -, dass die, die Probleme mit Freiheit haben, auch Probleme mit freier Bildung haben.“

Hartz IV reicht nicht für Schulbücher

Laing, dessen Eltern aus Ghana und Jamaika stammen, berichtete davon, dass er selbst als Schüler Hartz IV erhielt,und sich keine Schulbücher leisten konnte. Auch in Deutschland würden Faktoren wie die soziale Herkunft oder die Hautfarbe eines Menschen über dessen Freiheiten entschieden. Ein weißer Flüchtling aus der Ukraine werde in Deutschland besser behandelt als etwa ein Flüchtling aus Nigeria.

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„Wir leben nicht in einer Gesellschaft, in der das Recht auf Bildung für alle gilt“, sagte Laing. Das sei ein Zielbild, das in der Realität aber von der Herkunft der Menschen abhängig sei. Deutschland sei vielmehr eine freie Gesellschaft, in der es aber eine relevante Zahl von Menschen gebe, die in Unfreiheit lebten. Als Beispiel nannte er einen Football-Spieler, der geduldeter Flüchtling war, und der nicht mit zu einem Auswärtsspiel seiner Mannschaft durfte, weil die zuständige Ausländerbehörde ihm das Verlassen des Landkreises in seiner Duldung verboten hatte.

Hingegen hob die Soziologin und frühere Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Jutta Allmendinger, hervor, dass Bildung ein Gut sei, das alle Menschen erlangen könnten, ohne dass deswegen irgendwer etwas von seinem Wohlstand abgeben müsse. Und die frühere Brandenburger Bildungsministerin und DDR-Bürgerrechtlerin Marianne Birthler (Bündnis 90/Die Grünen) betonte, dass es Freiheit immer nur im Singular gebe. „Die Freiheit muss nur denen erklärt werden, die noch nie Unfreiheit erlebt haben“, sagte Birthler.

Sie erinnerte sich an die Zeit, als in Brandenburg statt der strikten „von Sassnitz bis Suhl“ geltenden DDR-Lehrpläne eigene Rahmenpläne eingeführt wurden. Damals habe sie vor einem Saal voller Lehrer gestanden. „Die Leute waren stinkwütend“, sagte Birthler. Sie hätten Angst vor Freiheit gehabt: „Weil Freiheit immer auch das Risiko bedeutet, einen Fehler zu machen.“

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