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Kiezspaziergang mit dem Schauspieler Oliver Mommsen von der Monumentenbrücke zum Viktoriapark in Berlin-Kreuzberg, aufgenommen am 23. Januar 2018.

© Kitty Kleist-Heinrich/Tagesspiegel

„Absichern ist fehl am Platz“: Berliner Schauspieler Oliver Mommsen über die Liebe

Im ARD-Film „Schlaflos in Portugal“ lotet Oliver Mommsen die Grenzen von Langzeitbeziehungen aus. Privat hat sich der Schauspieler kürzlich von seiner Frau getrennt.


Das Gefühl, sich zwischen den Welten zu bewegen, kennt Oliver Mommsen gut. Noch bis zum Sonntag steht der ehemalige Bremer „Tatort“-Kommissar, der eigentlich in Berlin beheimatet ist, im Hamburger St. Pauli Theater auf der Bühne. Zwei Städte, zwei Kunstformen – die Möglichkeit, immer wieder neue Perspektiven einzunehmen, habe ihm an seinem Beruf schon immer gut gefallen, so der 54-Jährige. Ebenso gerne wie zwischen Berlin und Hamburg pendle er zwischen Film und Theater.

Die Proben für ein Stück seien intensiv und nervenaufreibend, die Premiere gleiche einem „hysterischen Geburtskanal”, die Reaktionen des Publikums seien unmittelbar und deshalb gnadenlos. Vor der Kamera hingegen sei er bei den Vorbereitungen weitestgehend auf sich gestellt. „Drehen bedeutet liefern. Die Hausaufgaben macht man allein”, so Mommsen. „Beim Film ist man in sicherer Distanz zur Reaktion der Zuschauer. Ich freue mich, wenn es rummst. Aber man sieht mein blödes Gesicht dabei nicht.”

In Berlin ist Mommsen regelmäßig in der Komödie am Kurfürstendamm auf der Bühne zu erleben. Offen sei er immer, so der Schauspieler, konkrete Termine für ein neues Engagement gebe es derzeit aber nicht. Anders verhält es sich mit seiner Fernsehpräsenz. Am Ostersamstag ist Mommsen im ARD-Film „Schlaflos in Portugal” (20.15 Uhr) zu sehen.

Mit 28 entscheidet man nicht, da macht man einfach.

Oliver Mommsen, Schauspieler

Was klingt wie eine seichte öffentlich-rechtliche Romanze, ist, im Rahmen des Formats, thematisch tatsächlich recht komplex geraten. Wie verändern sich Gefühle in Langzeitbeziehungen? Kann man zwei Menschen gleichzeitig lieben? Und was ist der schlimmere Betrug: die rein körperliche Affäre oder die keusche Verliebtheit?

Oliver Mommsen spielt an der Seite von Ulrike C. Tscharre, Melika Foroutan und Barry Atsma einen verhinderten Romanautor, der sich unerwartet allein mit einer langjährigen Freundin im jährlichen Pärchen-Portugalurlaub wiederfindet, nachdem diese von ihrem Mann betrogen wurde und seine Frau aufgrund eines großen beruflichen Auftrages verhindert ist.

Zwischen den beiden Strohwitwern entwickeln sich zarte Gefühle, die sie erst sich und – zurück zu Hause – auch ihren jeweiligen Partnern gestehen. Nach schmerzhaften Beziehungsgesprächen steht schließlich die Frage im Raum: Kann daraus etwas ganz Neues entstehen?

„Ich kann das sehr gut nachvollziehen, was zwischen den Figuren passiert”, sagt Oliver Mommsen. Eingefahrene Strukturen, Ablenkung durch Beruf und Kinder, das sei Alltag in Dauerbeziehungen, so der Schauspieler. Mommsen selbst heiratete 2008 seine langjährige Partnerin Nicola, mit der er zwei erwachsene Kinder hat.

Von wilder Leidenschaft auf die freundschaftliche Ebene

Aus wilder Leidenschaft sei immer mehr eine freundschaftliche Ebene geworden, hatte Mommsen bereits in der Vergangenheit über seine mehr als 20 Jahre andauernde Liebe berichtet. „Bereits vor einiger Zeit haben wir beschlossen, uns als Paar ganz zu trennen”, sagt er nun. Nici bleibe er weiterhin eng verbunden.

Für das unwiederbringliche Gefühl einer jugendlichen, ungestümen Liebe, wie beide sie erleben durften, ist er dankbar. „Wir haben nicht nachgedacht, als wir uns zum ersten Mal geküsst haben oder als wir gesagt haben, wir wollen Kinder. Jung sein bedeutet, nicht so viel nachzudenken, das macht es leichter”, sagt Mommsen. „Mit 28 entscheidet man nicht, da macht man einfach. So war es zumindest bei Nici und mir – und das war unser großes Glück.”

Ältere Paare, das zeige sich auch im Film, seien nicht mehr so naiv, sondern überlegten genau, ob ihre Beziehung überhaupt in ihre Lebensplanung passe. Verständlich, sagt Mommsen, aber auch ein bisschen schade: „Sich immer erst mal abzusichern, halte ich in der Kunst und in der Liebe fehl am Platz. Da sollte man einfach machen.”

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