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Abwasser-Monitoring zum Drogenkonsum: Berlin nimmt erneut nicht an Erhebung teil – will es aber in Zukunft
Obwohl mehrere Fachverwaltungen Interesse an den Daten bekunden, wurden die Wasserbetriebe nicht angewiesen, an der Studie teilzunehmen. Das soll sich nun ändern.
- Gyde Hansen
- Nina Breher
- Daniel Böldt
Stand:
Trotz der vielfältigen Probleme in Zusammenhang mit Suchterkrankungen und einer sich stark verändernden Drogenszene hat das Land Berlin zum zweiten Mal in Folge nicht an der Abwasser-Drogenerhebung Drogenagentur der Europäischen Union (EUDA) teilgenommen.
In über 100 europäischen Städten analysiert die EUDA jährlich Abwasser auf Rückstände von Drogen. Die Erhebung erlaubt es, valide Konsummuster illegaler Drogen in ganz Europa zu vergleichen und Trends zu erkennen. In Deutschland nehmen elf Städte teil, darunter Hamburg und München. Abwasseranalysen sind eine der wenigen Möglichkeiten, den Konsum von Drogen in einer Bevölkerung zu messen.
Bis 2018 sowie im Jahr 2022 hatten die landeseigenen Berliner Wasserbetriebe (BWB) noch an der Erhebung mitgewirkt, im Jahr darauf stellten sie die Teilnahme ein, da sie keinen betrieblichen Mehrwert für das Unternehmen habe. Zudem verwies sie auf Kosten über „mehrere Tausend Euro“.
Zwar bekundeten daraufhin sowohl die für Wasserwirtschaft zuständige Umweltverwaltung als auch die für die Drogenpolitik verantwortliche Gesundheitsverwaltung, weiterhin Interesse an den Daten zu haben. Die Umweltverwaltung teilte damals mit: „Sollte das Land Berlin die erneute Teilnahme an der Studie wünschen, dann ist dies im Wege einer Beauftragung der Berliner Wasserbetriebe umsetzbar.“Doch auch im vergangenen Jahr nahm Berlin nicht an der Erhebung teil.
Gesundheitsverwaltung sieht keine „Einwirkungsmöglichkeit“ auf die BWB
Für die Berliner Wasserbetriebe selbst hätten die Ergebnisse keine Relevanz, sagte Stephan Natz, Sprecher der Wasserbetriebe, dem Tagesspiegel. Das Unternehmen sehe sich in erster Linie in der Verantwortung, die Wasserversorgung und dessen Reinigung sicherzustellen. „Wir wissen bereits, dass die Drogenrückstände im Klärprozess abgebaut werden und auch keine Gefahr für die Umwelt darstellen“, so Natz. Das Land habe den Betrieb zudem zum Sparen angewiesen, sodass die BWB entschied, die Beteiligung an der Abwasseranalyse der europäischen Drogenbehörde zu 2023 einzustellen.
Die Gesundheitsverwaltung erklärte erneut, dass die Ergebnisse von Interesse sein könnten, schränkte aber ein: „Auch wenn aktuell senatsinterne Gespräche zum Thema geführt werden, besteht keine Einwirkungsmöglichkeit der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege zum Thema Abwassermonitoring auf die BWB.“ Sie arbeite vornehmlich mit Daten aus dem Epidemiologischen Suchtsurvey, in der alle drei Jahre Daten über den Substanzkonsum der ab 15-jährigen Berliner und Berlinerinnen generiert werde.
Die Umweltverwaltung teilte ebenso mit, dass man „keine Ermächtigung“ habe, die Wasserbetriebe anzuweisen. Das ist jedoch nur zum Teil richtig. Weisungsberechtigt gegenüber den Wasserbetrieben ist die sogenannte Gewährträgerversammlung bestehend aus Finanz-, Wirtschafts- und Umweltverwaltung. Auch die Gesundheitsverwaltung könnte mit einer entsprechenden Bitte an die Gewährträgerversammlung herantreten.
Nach Tagesspiegel-Information war das Abwasser-Monitoring in diesem Gremium jedoch nie Thema. Die Frage, inwiefern das Haus von Gesundheitssenatorin Ines Czyborra (SPD) darauf drängt, dass Berlin wieder an dem jährlichen Abwasser-Monitoring teilnimmt, beantwortete die Verwaltung nicht.
Kurz nachdem der Tagesspiegel mehrere Anfragen, unter anderem bei der Senatskanzlei, zu dem Thema gestellt hatte, dann die Kehrtwende: Ein Sprecher der Wasserbetriebe teilte mit, dass „unser Gesellschafter sein Interesse bekundet hat, wieder an dem Monitoring teilzunehmen“. Dem verschließe man sich nicht.
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