
© dpa/Sebastian Gollnow
Akute Lebensgefahr für „Wolli“: Ärzte beenden medizinische Begleitung für Berliner Hungerstreikenden
Der Klimaaktivist Wolfgang Metzeler-Kick befindet sich in einem kritischen Zustand. Die Ärzte geben daher die Verantwortung für die medizinische Begleitung ab.
Stand:
Für den Klimaaktivisten und Hungerstreikenden Wolfgang Metzeler-Kick besteht eine akute Lebensgefahr. Das gab die Kampagne „Hungern, bis ihr ehrlich seid“ bekannt. Das Ärzteteam habe daher die Verantwortung für die medizinische Begleitung abgegeben.
Am Dienstagmittag wirkte der 49-jährige Ingenieur für technischen Umweltschutz trotz seiner lebensbedrohlichen Situation gelöst. „Ich habe einen Galgenhumor“, sagt er im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Denn als ich heute in der Früh aufgewacht bin, habe ich notiert, dass es mir besser geht als gestern. Da war es wirklich schlecht.“
Zu dieser Aussage passt allerdings nicht der Blutzuckerwert, den Metzeler-Kick am Dienstagvormittag bei sich gemessen hat. Dieser Wert, sagt der 49-Jährige, habe deutlich unter jenem Wert gelegen, bei dem im Krankenhaus ein Patient intravenös behandelt werde.
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Metzeler-Kick, genannt „Wolli“, befindet sich nach eigenen Angaben seit 83 Tagen im Hungerstreik. Der 49-Jährige hatte den radikalen Protest zunächst alleine begonnen. Ihm schlossen sich fünf Mitstreiter an. Zuletzt hatten zwei Aktivisten den Hungerstreik beendet.
Das begleitende Ärzteteam bewertet die Gesundheitssituation von „Wolli“ als sehr kritisch. Seit einigen Tagen nehme er keinen Saft und somit keine Kohlenhydrate mehr zu sich. „Die gesundheitliche Lage hat sich seit gestern leider deutlich zugespitzt“, sagte Susanne Koch vom medizinischen Support-Team in einer Videoerklärung auf X. Das Team könne „keine weitere Verantwortung“ übernehmen. Es könne jeden Tag zu einem Kollaps kommen.
Metzeler-Kick betont in dem Gespräch, dass er sich der Konsequenzen bewusst sei, er nehme seinen Tod in Kauf. Seine Eltern empfänden seine Aktion „als scheiße“. Seine Freundin habe er vor die Wahl gestellt: Entweder sie akzeptiere sein Vorhaben oder er trenne sich von ihr. Sein 14-jähriger Sohn habe wenig dazu gesagt, der kenne seinen Vater, er wisse, dass er ihm das nicht ausreden könne. Mit seiner Freundin und seinem Sohn hat er losen telefonischen Kontakt.
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In einem Camp am Wirtschaftsministerium sind seit Wochen mehrere Männer im Hungerstreik. Ihr Ziel ist, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu einer Regierungserklärung zu den Gefahren des Klimawandels zu zwingen und eine radikale Senkung der Treibhausgase zu bewirken.
Metzeler-Kick sagt, ihm genüge eine Erklärung, er erwarte keine entsprechenden Maßnahmen. Aber er wolle, „dass die Fakten ausgesprochen und in der Welt sind“. Auf einen Politiker wie Scholz höre die Bevölkerung mehr als auf Wissenschaftler. „Menschen sind Herdentiere, und er ist der Leithammel“, sagt der Ingenieur.
Es ist mein größter Wunsch, dass die Aktion abgebrochen wird.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)
Scholz will nach Angaben eines Regierungssprechers den Forderungen nicht entsprechen. Am Freitag hatte Scholz selbst bei einem Bürgerdialog gesagt: „Es ist mein größter Wunsch, dass die Aktion abgebrochen wird.“ Es sei ein Fehler, „Gewalt gegen andere auszuüben, aber Gewalt gegen sich selber auch“.
Metzeler-Kick ist am Dienstag noch in der Lage eine gewisse Strecke zurückzulegen. „Aber nach zwei Treppenfluchten geht mir die Kraft aus“, sagt er. Dass die Ärzte die Verantwortung für seine Gesundheit nicht mehr übernehmen wollen und könne, akzeptiert er. „Damit habe ich ja gerechnet.“
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