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Aletta von Massenbach ist seit 2020 Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH.

© Gestaltung: Tagesspiegel; Foto: Oliver Lang / Flughafen Berlin Brandenburg GmbH

Aletta von Massenbachs Vision für Berlin 2030: „Reisen und Freiheit gehören zusammen“

Digitalisierung, KI-Nutzung und technologische Innovation – das kann Berlin von seinem Flughafen lernen, findet die BER-Chefin.

Aletta von Massenbach
Ein Gastbeitrag von Aletta von Massenbach

Stand:

Ein Frühlingstag im April im Jahr 2030. Die Menschen sind voller Energie, sie schmieden Pläne für ihren Urlaub zu den Osterferien. Reisen gehört natürlich weiterhin dazu. Video-Calls ersetzen persönliche Gespräche und Eindrücke auch in der Zukunft nicht. Bindungen zu Familienangehörigen, zu Freunden und zu anderen Kulturen aufrechtzuerhalten, ist wichtiger denn je in einer aufgewühlten Welt voller Unsicherheiten.

Reisen verbindet Menschen und Völker, Reisen bildet und eröffnet neue Räume, egal ob mit Bus, Bahn oder Flugzeug. Reisen und Freiheit gehören zusammen. Und jeder Mensch soll auch in Zukunft die Freiheit haben zu entscheiden, auf welchem Weg und mit welchem Verkehrsmittel sie oder er reist.

Aber erstmal zurück nach Berlin: Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner hat natürlich recht damit, dass in der Hauptstadt die Basics funktionieren müssen. Als Bürgerinnen und Bürger in dieser großartigen Stadt, als Besucherinnen und Besucher, als Geschäftsleute brauchen wir eine funktionierende Verwaltung mit kurzfristig verfügbaren Terminen beim Bürgeramt und digitalen Möglichkeiten für Anträge und ihre Verarbeitung.

Reisen erweitert den persönlichen Horizont und verbindet Kulturen.

© IMAGO/Olaf Schuelke

Wir brauchen klare Verantwortlichkeiten zwischen dem Senat und den Bezirken. Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum für Menschen aller Einkommensverhältnisse und funktionierende, zukunftsgerichtete Verkehrssysteme – also mithin eine lebenswerte, durchdachte, vielfältige Stadt mit belebten Innenstädten und Kiezen.

Ideen und der politische Wille dafür sind sicherlich da. Die Historie, unterschiedliche Mentalitäten, Strukturen und finanziellen Realitäten ermöglichen aber keinen schnellen und einfachen Wurf. Wir wissen das nur zu gut. Eine ähnliche Situation haben wir nach der Bauphase am Flughafen BER erlebt. Eine hohe Schuldenlast aus der Vergangenheit und der Pandemie-Zeit begrenzt unseren finanziellen Gestaltungsspielraum. Das ist für die gesamte Stadt ähnlich. Auch in Berlin muss in erheblichem Umfang gespart werden.

Wie kann man sich angesichts enger Ressourcen und Finanzmittel dennoch für die Zukunft aufstellen? Die wesentliche Grundlage dafür ist für uns bei der Flughafengesellschaft eine konsequente Analyse und Erfassung aller verfügbaren Daten. Nur wenn wir wissen, wo genau wir stehen, können wir tragfähige Konzepte für die Zukunft erstellen.

Konsequente Innovation

Zentral für eine zukunftsfähige Aufstellung sind aus unserer Sicht konsequente Weichenstellungen im Hinblick auf technologische Innovation und Automatisierung. Beides sind wesentliche Stellschrauben, und das nicht nur für die Gestaltung eines Flughafens.

Dies gilt auch für Politik, für Behörden und Verwaltungen. Nur durch einen konsequenten Innovationsweg lassen sich Prozesse beschleunigen und vereinfachen. Damit verbessert sich nicht nur der Service für alle Nutzer. Damit stellen wir uns auch einer Herausforderung, die bereits heute deutlich wird: der demografischen Entwicklung der Bevölkerung und dem zunehmenden Fachkräftemangel.

Am Flughafen BER in Schönefeld sind CT-Scanner im Einsatz, sie sollen die Sicherheitskontrollen beschleunigen.

© dpa/Sebastian Gollnow

Inzwischen haben wir es seit der Inbetriebnahme des BER vor gut vier Jahren geschafft, den BER als innovativen, effizienten, gut funktionierenden und zukunftsgerichteten Flughafen aufzustellen, der die Bedürfnisse sowohl der Reisenden als auch unserer Kunden in den Mittelpunkt stellt. Daran arbeiten wir konsequent weiter.

Ein wichtiger Schritt war und ist eine umfassende Digitalisierung der Abläufe. Passagiere sollen schneller und einfacher reisen können, gerade an einem Flughafen. Flugreisen sind für viele Menschen etwas ganz Besonderes. Sie freuen sich auf ihren verdienten Urlaub, mit der Familie, mit Freunden oder allein. Sie haben Träume und Erwartungen. Ja, und sie sind vor einer Reise gewiss auch aufgeregt, unsicher, denn die meisten sind die Abläufe an einem Flughafen nicht gewohnt.

Wir wollen ihnen den Aufenthalt bestmöglich gestalten, sie begleiten und ihnen ein positives Reiseerlebnis vermitteln – etwa durch einfache und schnelle Abläufe und eine persönliche Begleitung in ihrer jeweiligen Bedürfnislage. In dieser Hinsicht haben wir am Flughafen schon einiges erreicht, etwa mit der Buchung eines Zeitfensters für die Sicherheitskontrollen. Zudem rüsten wir gerade die Sicherheitskontrollen um, sodass Reisende Flüssigkeiten und elektronische Geräte nicht mehr aus dem Handgepäck nehmen müssen.

Die Bedürfnisse der Menschen im Blick

Dank digitaler Technik und durch Nutzung der KI erfassen wir seit dem letzten Jahr zudem alle Vorfeld-Operationen und berechnen daraus frühzeitig, ob in bestimmte Abläufe eingegriffen werden muss, weil sie nicht rechtzeitig angelaufen sind. Damit werden Prozesse für uns und unsere Partner am Flughafen besser steuerbar, Wartezeiten haben sich erheblich verkürzt.

Eine moderne Metropole der Zukunft sollte derartige Innovationen auch entschlossen und mutig angehen. Deutschland muss sich allerdings entscheiden, wie es sich zu KI und Biometrie verhalten will. Es gilt, Bedenken im Hinblick auf Datenschutz und Persönlichkeitsrechte mit den unbestreitbaren Effizienzgewinnen der Technologie in Einklang zu bringen.

Für uns ist bei aller Technologie-Orientierung eines ganz wichtig: Die Bedürfnisse sowohl der Reisenden als auch unserer Kunden, der Fluggesellschaften, fest im Blick zu haben und die Mitarbeitenden und alle Partner zu ermutigen, und mit wachem Blick gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Das ist machbar, auch mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten.

Klimaschutz im Fokus

Zu einer Vision für das Berlin der Zukunft gehört neben technologischer Innovation und Kundenorientierung unabdingbar die Nachhaltigkeit und CO₂-Neutralität. Auf diesem Weg befinden wir uns auch als Flughafen. Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie hat in den letzten zwei Jahrzehnten rund 65 Milliarden EUR in den Klimaschutz investiert. Auch wir am BER haben bereits eine Reihe von Innovationsprojekte auf den Weg gebracht und konnten so bisher seit 2010 die CO₂-Emissionen um über 50 Prozent senken.

Diesen Weg werden wir gemeinsam konsequent weiter gehen und haben hierfür eine klare CO₂-Roadmap formuliert. Dabei geht es uns ganz besonders um die Dekarbonisierung der Energieversorgung, also ein Thema, das wir mit allen Städten gemeinsam haben. Diesen Weg der Reduktion und gesteigerten Energieeffizienz kann und muss Berlin ebenfalls beschreiten, um weiterhin eine lebenswerte Metropole zu bleiben.

Ich arbeite seit fast 30 Jahren in der internationalen Luftfahrt und bin immer wieder begeistert, mit welcher Leidenschaft die Branche weltweit vernetzt zusammenarbeitet und technologische Innovationen vorantreibt. Wir verbinden die Welt und wir können gemeinsam sehr viel bewegen. Lassen Sie uns jetzt auch gemeinsam die innovative, moderne und wettbewerbsfähige Metropole der Zukunft gestalten.

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