
© dpa/Bernd von Jutrczenka
Als Pantheon für alle Religionen geplant: Berliner Katholiken feiern ersten Gottesdienst in sanierter Hedwigs-Kathedrale
Sechs Jahre Bauzeit, 44 Millionen Euro Kosten: Berlins größtes katholisches Gotteshaus ist umfassend erneuert worden. Am Sonntag kam viel Prominenz zur Wiedereröffnung.
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Durch das weiße Rund der Kathedrale waberten die Weihrauchschwaden. „Ein Haus voll Glorie schauet“ sangen die mehreren hundert geladenen Gäste, die am Sonntag zur feierlichen Wiedereröffnung in die Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale gekommen waren. Nach sechsjähriger Bauzeit haben Berlins Katholiken das größte und älteste katholische Gotteshaus der Stadt wieder in Betrieb genommen. „Jetzt kann es losgehen! Das ist ’ne runde Sache!“, sagte der katholische Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, im Gottesdienst.
1747 hatte Friedrich der Große am heutigen Bebelplatz, in unmittelbarer Nähe von Schloss und evangelischem Berliner Dom, die Kathedrale errichten lassen. Ursprünglich schwebte dem König vor, nach römischem Vorbild und zur Förderung der Toleranz ein allen Göttern geweihtes Pantheon zu errichten, in dem unterschiedliche Glaubensrichtungen ihre Gottesdienste abhalten könnten. Doch nachdem das katholische Schlesien zu Preußen gekommen war, wurde daraus die erste katholische Kirche Berlins nach der Reformation.
Heute freilich wirkt die Hedwigs-Kathedrale hell und nüchtern – Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein sagte in einem Grußwort gar, angesichts des zuweilen katholisch wirkenden evangelischen Berliner Doms könnte man den Eindruck haben, die Katholiken hätten „den Spieß nun umgedreht“.

© Jörg Farys/Erzbistum Berlin/dpa

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Das beim Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kathedrale neu geschaffene große Loch in der Mitte der Kirche, wo sich einst der Treppenabgang zur Unterkirche befand, ist jedenfalls nun zugemauert. Stattdessen steht mitten unter der Kuppel der halbkugelförmige Altar.
„Die Kirche ist eine Rundkirche, und die Gläubigen und der Bischof sitzen zusammen auf einer Ebene, um den Altar, um Christus herum“, sagte Koch in seiner Predigt. „Über dem Altar öffnet die Kuppelöffnung, das Opaion, den Blick in den Himmel, auf die alle Grenzen überschreitende Weite Gottes.“
Koch betonte, dass die für rund 44 Millionen Euro sanierte Kathedrale eine herzliche Einladung für alle Menschen darstelle, „an die, die an Gott glauben, und an die, die ihre Lebensorientierung ohne Gott leben“. In der Kathedrale finden künftig Gottesdienste und Konzerte statt.
Die große Krypta im Untergeschoss soll für Taufen und andere liturgische Feiern genutzt werden. Seitenkapellen beherbergen das Grab des seligen Dompropstes Bernhard Lichtenberg, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde und als Märtyrer gilt, sowie der verstorbenen Berliner Bischöfe.
Wegner und drei Vorgänger zur Wiedereröffnung erschienen
Unter den zahlreichen Gästen der Wiedereinweihung befanden sich auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sowie dessen Vorgänger Franziska Giffey, Michael Müller und Klaus Wowereit (alle SPD). „Ich glaube, gerade in diesen Zeiten von Krisen und Kriegen, von Verunsicherung und Spaltung brauchen wir mehr Glauben, mehr Hoffnung, mehr Zuversicht und mehr Zusammenhalt“, sagte Wegner in einem Grußwort.

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Aus der Bundespolitik waren Bauministerin Klara Geywitz (SPD) und Familienministerin Lisa Paus (Grüne) erschienen. Und während selbst die Landesregierung im fernen Schwerin – der Landesteil Vorpommern ist Teil des Erzbistums Berlin – mit einem Staatssekretär vertreten war, blieb allein das politische Brandenburg der Feier völlig fern.
Laiensprecherin mit Seitenhieb auf früheren Erzbischof Woelki
Bemerkenswert war freilich auch das Grußwort der Vorsitzenden der Laienvertretung des Erzbistums, des Diözesanrats, Karlies Abmeier. Sie erinnerte daran, dass der Prozess der Neugestaltung der Kathedrale „keineswegs konfliktfrei“ verlief.
„Ihnen, lieber Herr Erzbischof, kam die Aufgabe zu, eine Entscheidung zu vermitteln, die Sie selbst nicht getroffen hatten“, sagte Abmeier mit einem kleinen Seitenhieb auf den ebenfalls anwesenden früheren Berliner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. „Diesem nicht leichten Erbe sind Sie mit einem umfassenden Konsultationsprozess begegnet – mit allen Gremien und Akteuren haben Sie das Gespräch gesucht.“
Dieses Vorgehen sollte beispielhaft werden, auch wenn die Katholiken in den nächsten Jahren über die Zukunft anderer Immobilien beraten müssen.
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