
© Jens Beneke
Amerikaner auf Ahnenforschung: Die Freiheit, Freundschaft zu pflegen
Die Schwenkfelder sind eine Gemeinschaft in Pennsylvania mit religiösen Wurzeln in Deutschland. Die Heimat der Vorväter fasziniert die Nachfahren bis heute.
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Berlin ist das Ziel einer Reise, in der sich die Schwenkfelder, eine deutschstämmige Gemeinschaft aus Pennsylvania (USA), auf die Spuren ihres Gründervaters begeben haben. Auf ihrer Europa-Reise weiten sie ihren Horizont unabhängig von ihren Wurzeln auf die Geschichte der deutsch-amerikanischen Freundschaft.
Fast 50 Millionen US-Amerikaner haben deutsche Vorfahren, aber die wenigsten pflegen das Erbe so intensiv wie die Schwenkfelder. Sie haben zuvor Schlesien besucht, Görlitz, Dresden und Wittenberg, um mehr zu erfahren über das Erbe von Kaspar Schwenkfeld, der als Nonkonformist und Separatist im 16. Jahrhundert aufbegehrte gegen den Katholizismus und auch das Luthertum.
Religion ist keine Pflicht
Einige seiner Anhänger wanderten im 18. Jahrhundert nach Pennsylvania aus, wo ihnen Religionsfreiheit gewährt wurde. Auch diejenigen der Nachfahren, die keiner Schwenkfelder Kirche angehören, pflegen das Erbe der Vorfahren bis heute.
Der frühere Pastor und langjährige Direktor der Schwenkfelder Bibliothek und des Heritage Centers, David Luz, führt nun schon zum siebten Mal eine Gruppe Menschen auf den Spuren der Ahnen nach Berlin.
Lassen Sie sich nicht von der aktuellen Politik irritieren.
David Luz
Jede der Gruppen sei äußerst interessiert gewesen an der Geschichte der Stadt und an den vielen Zeugnissen der besonderen Bindung zwischen den USA und Berlin. Hat das in diesem Jahr angesichts der aktuellen Weltlage noch mal eine besondere Dimension bekommen?

© David Luz
„Lassen Sie sich nicht von der aktuellen Politik irritieren“, sagt Luz. Die aktuelle Führung seines Landes werde sich gewiss bald wieder ändern. „Dann werden wir die guten, starken, positiven Beziehungen, die wir hatten, wieder erneuern.“
Verbindung zu den Freunden in Berlin
Der 69-Jährige ist überzeugt: „Die meisten Amerikaner fühlen immer noch eine starke Verbindung mit ganz Europa und besonders mit unseren deutschen Freunden in Berlin.“ Die Sichtweisen der derzeitigen Regierung solle man nicht auf die gesamten USA übertragen.
Viele berührende Begegnungen mit Deutschen und Polen, die Verbindungen zu seiner Gemeinschaft habe, hätten diese Reise geprägt. Brücken zu bauen, ist Teil der Pilgerreise in die Heimat der Ahnen. Auch in Berlin sind sie bei Freunden aus alter Zeit zu einer Gartenparty eingeladen.
Am Anfang stand eine Brieffreundschaft
Die Freundschaft mit dem Ehepaar Beneke gehe zurück auf eine Brieffreundschaft, die in den 50er Jahren zwischen einem Mitglied der Gemeinschaft und einem Jugendlichen in der damaligen DDR entstanden sei. Die Bande, die daraus hervorgingen, haben über alle Zeitläufte und teils mit wechselnden Protagonisten hinweg bis heute getragen.
Die Pennsylvania-Deutschen sprechen zwar überwiegend kein Deutsch mehr, sind sich ihrer Wurzeln aber ständig bewusst, soweit in die Vergangenheit sie auch zurückreichen mögen. Und so wird ihr Besuch auch zu einem Stabilitätszeichen der gerade in Berlin so oft beschworenen, tiefen deutsch-amerikanischen Freundschaft.
Die Menschen, die er bislang nach Berlin gebracht habe, empfänden die Berliner als ausgesprochen freundlich und entgegenkommend, erzählt Luz. Gerade diejenigen, die zum ersten Mal nach Deutschland gereist sind, seien überaus interessiert an der Geschichte und der Bedeutung der Freiheit für Berlin. Schließlich war es die Sehnsucht nach Freiheit, die ihre Vorfahren einst dazu brachte, ihre vertraute Heimat zu verlassen.
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